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Braunbär in Bayern gesichtet„Nicht die Stulle auspacken“

In Bayern ist wieder ein Bär unterwegs. Eine Wildtierexpertin rät: Nicht in Panik geraten. Und bloß nicht füttern.

Nicht erschrecken! Der Braunbär ist wieder da Foto: Bayerisches Landesamt für Umwelt/dpa
Dominik Baur
Interview von Dominik Baur

taz: Frau Rodekirchen, haben Sie sich gefreut, als Sie gehört haben, dass wir wieder einen Bären haben?

Anna Maria Rodekirchen: Ich bin da eher vorsichtig und warte ab, wie sich die Dinge entwickeln. Die Erfahrungen mit Bruno waren ja nicht so positiv. Noch sieht es so aus, als ob sich dieser Bär ganz normal und unauffällig verhält, er hält sich fern von Siedlungen, sucht keinen Menschenkontakt und ernährt sich von dem, was er im Wald findet. Deshalb bin ich jetzt einfach mal gespannt, wie das weitergeht.

Haben Sie ihm schon einen Namen gegeben?

Nein, das machen wir auch nicht. Wenn die Identität des Tieres anhand der Genetik festgestellt wurde, bekommt er vom Labor eine offizielle Kennung in der Datenbank. Das ist dann aber nur eine Buchstaben-Ziffern-Kombination; bei Bruno war das beispielsweise JJ1.

Was wissen Sie bislang über den Neuankömmling?

Aktuell noch nicht allzu viel. Wir haben ein Foto und weitere Spuren gesichert, die aktuell ausgewertet werden.

Sie wissen also auch nichts über Alter oder Geschlecht?

Nein. Aber natürlich gibt es Vermutungen. Wir schätzen ihn so auf zwei bis drei Jahre. Es ist allerdings sehr schwer, auf der Grundlage von Fotos das Alter von Bären zu bestimmen. Wir vermuten außerdem, dass es ein Männchen ist, weil Weibchen normalerweise nicht so weit wandern, und sich die nächste Bärenpopulation im Trentino befindet, das ist also schon eine ganze Strecke.

Das ist die Population, aus der Bruno stammte. Sie denken, dass auch der neue Bär von dort kommt?

Das wäre zumindest naheliegend. Theoretisch ist aber auch denkbar, dass er den ganzen Weg aus Slowenien bis zu uns gekommen ist. Manche Bären legen sehr lange Strecken zurück.

Könnte es sein, dass er sich in Bayern niederlassen will?

Wenn es tatsächlich ein Männchen ist, ist das unwahrscheinlich. Die wandern in der Regel so lange, bis sie ein Weibchen finden. Natürlich kann man nicht ausschließen, dass sich Bären hier mal niederlassen, aber das wäre erst dann der Fall, wenn auch weibliche Bären zu uns kommen. Die bleiben aber in der Regel in der Nähe der Mutter und erobern dadurch nur sehr langsam Fläche. Das wäre ein sehr langwieriger Prozess.

Im Interview: Anna Maria Rodekirchen

Anna Maria Rodekirchen, 38, ist ausgebildete Waldökologin und arbeitet im bayerischen Landesamt für Umwelt im Bereich Wildtiermanagement. Zuvor hat sie unter anderem in einem Bärenprojekt in Schweden mitgearbeitet.

Was haben wir aus dem Umgang mit Bruno gelernt?

Man kann die beiden gar nicht vergleichen. Bruno war ein sehr auffälliger Bär, dessen Mutter ihn auf Nutztiere als Nahrungsquelle konditioniert hatte. Wichtig ist, Bären nicht zu füttern und ihnen nicht aktiv nachzustellen, denn so werden sie auf den Menschen konditioniert und es kommt zu Konflikten.

Wovon ernährt sich denn ein Bär, der sich von Menschen fernhält?

Zu einem ganz großen Teil ernähren sich Bären pflanzlich: Pilze, Beeren, Eicheln, auch viel Gras. Natürlich auch mal Aas oder Fisch. Dass sie ein gesundes, größeres Tier jagen, ist eher selten, weil das einen sehr großen Energieaufwand für sie bedeutet.

Bei Bauern in der Garmischer Gegend soll sich schon Alarmstimmung ausbreiten. Ist die berechtigt?

Natürlich kann man das verstehen – vor allem nach der Erfahrung mit Bruno. Aber man muss auch klar sagen: Momentan gibt uns der Bär keinen Anlass zur Beunruhigung. Trotzdem empfehlen wir Bauern und Imkern, ihre Herden zu schützen.

Wie geht das am besten?

Bei Nutztieren sind Herdenschutzhunde sehr effektiv, weil Bären ungern Risiken eingehen. Die treten sehr schnell den Rückzug an, sobald sie merken, da kommt Gegenwehr. Auch Elektrozäune leisten gute Dienste. Am besten ist natürlich die Kombination aus beidem.

Und wenn man als Wanderer auf den Bären trifft – was sollte man dann am besten nicht tun?

Nicht in Panik geraten. Und schon gar nicht die Stulle auspacken und ihm hinwerfen, damit man ein schönes Foto bekommt. Am besten ist es, Ruhe zu bewahren und nicht wegzurennen. Man kann mit dem Bären sprechen, damit er auf einen aufmerksam und nicht überrascht wird. Ein Bär sieht nämlich sehr schlecht, und vielleicht hat er einen ja noch nicht gewittert. Meistens wird sich der Bär zurückziehen, sobald er den Menschen bemerkt.

Aber jetzt ist dann eh erst mal Winterruhe angesagt?

Es gibt da keinen festen Termin, das hängt von den Temperaturen und vom Nahrungsangebot ab. Es ist durchaus möglich, dass er jetzt noch weiterzieht und gar nicht in Bayern überwintert.

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