Brasilien - Mexiko (Gruppe A): Ochoa hält die Null
Ein 0:0 der besseren Sorte: Brasilien zeigt sich bemüht, scheitert aber ein ums andere Mal an der mexikanischen Defensive – und vor allem an Torhüter Ochoa.
Die Startbedingungen: Zwei Sieger aus den ersten Spielen treffen aufeinander. Brasilien wartet darauf, dass das Team sich in einen WM-Rausch spielt; der erste Auftritt gegen Kroatien (3:1) zeigte keinesfalls einen Top-Favoriten, sondern eine Mannschaft, die dank Neymar-Qualitäten und reifer Oscar-Leistung bei schwächelnder Defensive einen Sieg einfuhr. Mexiko zeigte beim 1:0-Sieg gegen Kamerun zeitweise schicken, überallfartigen (Konter-)Fußball und hätte bei korrekten Schiedsrichterentscheidungen - gegen allerdings grottig kickende Kameruner - auch höher gewinnen können. Brasiliens Defensive könnte in der Form des Kroatien-Spiels ernsthafte Probleme mit Mexikos Stürmern und Drängern - Hector Herrera, Oribe Peralta und Giovani Dos Santos - bekommen.
Das Spiel: Lassen sich die Mexikaner von Neymars neuer Frisur durcheinanderbringen? Profitiert nicht nur die brasilianische Haarschneideindustrie – alle wollen sie wie kleine Neymars aussehen – vom Blondsträhnchen des Ballstreichlers, sondern auch die Selecao?
Nein, Mexiko verteidigt diszipliniert, insgesamt ist Brasilien in Hälfte eins feldüberlegen; das gefährlichste, was die Selecao in Hälfte eins zu bieten hat, sind zwei Kopfballchancen, eine davon von Neymar (der, und das sei hier nur am Rande erwähnt, ein bisschen so aussieht wie 80er-Pop-Ungetüm Limahl) – und dann ist da noch eine Großchance nach gut 40 Minuten, als Paulinho frei vor Mexikos Keeper Guillermo Ochoa auftaucht. Mexiko versucht es mit Fernschüssen, wobei Hector Herrera die gefährlichsten absondert.
Die zweite Hälfte ist sehr unterhaltsam, bleibt aber auch torlos. Erst hat Mexiko seine stärkste Viertelstunde und drängt ein bisschen gen mexikanisches Tor, dann nimmt die brasilianische Elf das Zepter wieder in die Hand. Wie beim Handball schnüren sie die nun meist defensiven Mexikaner in deren Sechzehner ein – außer Flanken, meist von rechts, fällt ihnen aber nicht viel ein.
Und am Ende ist da sowieso immer der mexikanische Keeper Guillermo Ochoa, der alles hält, was selecaisch auf seinen Kasten kommt. Mexiko bringt es noch zu einigen Fernschüssen, aber sie sind natürlich zufrieden mit dem torlosen Unentschieden und setzen nur noch einige Konter zur Entlastung.
Der entscheidende Moment: Vielleicht, als Paulinho freistehend vor Ochoa kurz vor der Pause vergibt. Die eindeutigste Chance.
Spieler des Spiels: Guillermo Ochoa. Der Torwart der Mexikaner mit dem Lockenkopf und dem Stirnband wehrte bravourös alles ab, warf sich immer dazwischen, wenn’s brenzlig wurde.
Die Pfeife des Spiels: Ordentlich gepfiffen haben vor allem die brasilianischen Zuschauer nach dem Spiel.
Die Schlussfolgerung: Brasilien hat trotz des Unentschiedens noch eine sehr gute Ausgangsposition zum Erreichen des Achtelfinals – Mexiko allerdings auch.
Und sonst? Béla Réthy kritisch! In Minute Zehn ist es, als er mitteilt, es sei keine WM des Volkes – nein, die schauten allesamt vor dem TV. Ins Stadion schafften es nur die Betuchten, wie Béla weiß. Aha!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin