Brandenburger Tor in Blau-Gelb: Berlin solidarisch mit der Ukraine
Sonst wird das Berliner Wahrzeichen nur bei Anschlägen auf Partnerstädte beleuchtet. Senatsparteien offen für Aufnahme von Flüchtlingen.
Was aber, wenn nicht nur Gesten gefragt sind, sondern – im Falle einer weiteren Eskalation Moskaus – auch humanitäre Hilfe? Bereits nach der Entscheidung Russlands, die separatistischen „Volksrepubliken“ in Donzek und Luhansk anzuerkennen und Truppen zu entsenden, hatte sich Klaus Lederer zu Wort gemeldet. „Russland verletzt die territoriale Souveränität der Ukraine und missachtet das Völkerrecht“, schrieb der Kultursenator der Linkspartei auf Facebook. Hunderttausende seien von Krieg und Vertreibung bedroht. „Berlin muss auch für diese Menschen ein sicherer Hafen sein“, forderte Lederer.
Ähnlich äußerte sich Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke). „Deutschland sollte sich darauf einstellen, dass wir in absehbarer Zeit auch hier humanitäre Aufnahmekapazitäten bereitstellen müssen“, schrieb sie in einer Presseerklärung. „Die Bundesregierung ist gefordert, möglichst schon jetzt vorausschauend tätig zu werden und hier koordinierend zwischen den Bundesländern zu handeln.“
Zumindest im Senat scheint die Linke dabei auf offene Ohren zu treffen. „Berlin ist aufgrund seiner Geschichte hochsensibel“, sagte der innenpolitische Sprecher der SPD, Tom Schreiber, der taz. „Man kann davon ausgehen, dass es da ein Gesamtpaket von Bund und Ländern geben wird.“
Lockerung der Einreisebestimmungen
Zu diesem Paket könnte auch eine Lockerung der Einreisebestimmungen gehören. Als Touristen können Staatsbürgerinnen und -bürger der Ukraine drei Monate ohne Visum nach Deutschland reisen. Diese Frist könnte nach dem Aufenthaltsgesetz ausgesetzt werden. Aus „völkerrechtlichen oder humanitären Gründen“ könnte eine Aufenthaltserlaubnis erteilt werden. Voraussetzung ist aber eine bundeseinheitliche Regelung, soll heißen: Das Innenministerium muss zustimmen.
Davon aber geht der grüne Innenpolitiker Vasili Franco aus. „Ich glaube, dass da mehr möglich ist als bei der Vorgängerregierung“, so Franco zur taz. Zuletzt scheiterten humanitäre Versuche des Senats, etwa Flüchtlinge aus Moria aufzunehmen, am damaligen Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren