Brandbrief der Bezirke: Lieber Parkplätze statt Parks
Acht Berliner Bezirke schreiben einen Brandbrief an den Senat. Es geht ums Geld. Den Parks der Stadt drohen Kollaps und sogar eine Sperrung.
„Nachdem die Hasenheide für 5 Millionen Euro aus Bundes- und Bezirksmitteln klimafit saniert werden konnte, drohen die erreichten Erfolge zu verpuffen“, schreibt Biedermann in einem Brandbrief an den Senat. Unterzeichnet haben sieben weitere Stadträte. Ihre Forderung: „Kollaps der Berliner Grünflächen verhindern, auskömmliche und krisenfeste Finanzierung sichern!“
In der Hasenheide wurde zum Beispiel der Boden gelockert, damit Regenwasser versickern kann. Darüber hinaus wurden 365 Zukunftsbäume und Hecken gepflanzt.
Alleine der Unterhalt für den Parkumbau in der Hasenheide kostet 250.000 Euro im Jahr. Geld, das nicht da ist, beklagt Biedermann. Das führe dazu, dass der Bezirk 90 Prozent des Grünflächenetats von bisher 3 Millionen Euro für Verkehrssicherung einsetzen müsse, um etwa nach Stürmen absturzgefährdete Äste zu bergen.
Grüner Protest
Neben Biedermann haben auch die für die Grünanlagen ihrer Bezirke zuständigen grünen Stadträtinnen und Stadträte Annika Gerold (Friedrichshain-Kreuzberg), Christopher Schriner (Mitte), Oliver Schruoffeneger (Charlottenburg-Wilmersdorf), Filiz Keküllüoğlu (Lichtenberg), Urban Aykal (Steglitz-Zehlendorf), Saskia Ellenbeck (Tempelhof-Schöneberg) und Claudia Leistner (Treptow-Köpenick) unterschrieben.
Ihr Befund: „Nach sieben Dürrejahren und einer Zunahme von Extremwetterereignissen befindet sich die grüne Infrastruktur in unserer Stadt in einem desolaten Zustand. Die Bäume sind massiv geschwächt, die Böden ausgetrocknet, die Rasenflächen verbrannt.“
Angesichts dieser historisch beispiellosen Belastung des Stadtgrüns würden Kürzungen im Haushaltsplan die Bezirke mit voller Wucht treffen. „Die Konsequenzen sind bereits deutlich“, heißt es im Brandbrief. „Ungepflegte Anlagen, überquellende Mülleimer, ein massiver Sanierungsstau auf Spielplätzen und eine zunehmende allgemeine Vermüllung.“ Vor allem die Beseitigung von Sturmschäden wie zuletzt bei „Ziros“ vor allem in Reinickendorf und Tegel verschlinge viel Geld, das andernorts fehle. „Wenn wir unserer gesetzlichen Verkehrssicherungspflicht aufgrund fehlender Mittel nicht mehr nachkommen können“, so die Botschaft der Grünen an den Senat, „werden wir zuständigen Bezirksstadträt:innen gezwungen sein, im Laufe der Jahre 2025 und 2026 Parks und Grünanlagen großflächig und auf unbestimmte Zeit für die Öffentlichkeit zu sperren.“
Berlin hätte dann zwar immer noch ausreichend Parkplätze, aber keine zugänglichen Parks mehr.
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