Brandanschlag in Ganderkesee: Nazi-Symbole am Brandort
Ein Feuer hat die Räume eines italienischen Restaurants in Ganderkesee zerstört. Die Polizei hat rechte Symbole und Brandbeschleuniger gefunden.
![Feuerwehrleute löschen ein Gebäude aus dem Rauch aufsteigt. Feuerwehrleute löschen ein Gebäude aus dem Rauch aufsteigt.](https://taz.de/picture/4441938/14/176267242_15e71d94d6-1.jpeg)
Denn wie schon bei anderen Bränden in der Gegend haben die Ermittler*innen eindeutige Symbole entdeckt. Sollte sich herausstellen, dass tatsächlich Rechtsextreme hinter dem Anschlag stecken, wäre es also womöglich nicht der erste rechts motivierte Anschlag in der Region, sagt Jan Krieger vom Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus (MTB).
Zunächst teilte die Polizei mit, dass der Brand um 3.15 Uhr entdeckt worden und die Brandursache noch unklar sei, an dem Gebäude aber „mögliche Einbruchsspuren“ entdeckt worden seien. Wenige Stunden später sagt die Pressesprecherin der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch dann, dass im „Rahmen der Brandortbegehung augenscheinlich rechtsmotivierte Symbole festgestellt“ worden seien.
Welche Symbole, ob etwa Hakenkreuze oder SS-Runen, wollte sie der taz nicht sagen. Die Entdeckung der Symbole habe aber umgehend dazu geführt, so die Polizeisprecherin, dass unter Mitwirkung von Fachleuten der Brandermittlung und dem Staatsschutz bei der Polizei Delmenhorst eine die Ermittlungsgruppe „Gantero“ eingerichtet worden sei.
Da das Gebäude der Gemeinde gehört, hatte die Polizei auch die Bürgermeisterin Alice Gerken (parteilos) sofort informiert. Eine solche Tat wende sich gegen alles, wofür die Gemeinde Ganderkesee stehe, sagte sie.
Das Vorgehen der Täter*innen erinnert an die Brandanschläge auf Gaststätten in Syke und in Gnarrenburg. Bei den Anschlägen auf das „Martino“ in Syke im Februar dieses Jahres und den „Hexenkessel“ in Gnarrenburg im Juli brachen die Täter*innen auch zuerst ein, um Feuer in den Räumlichkeiten zu legen. In beiden Fällen sprühten sie ein Hakenkreuz an die jeweiligen Gebäude, in Syke schrieben sie zudem: „Ausländer raus“.
Die betroffenen Gaststättenbetreiber*innen haben einen Migrationshintergrund – wie die jetzt Geschädigten in Ganderkesee auch. „Diese Parallelen sind auffällig“, sagt Krieger. Und der Berater des Regionalbüros Nord/West des MBT weist auch auf die räumliche Nähe der Anschlagsorte hin: Syke liege rund 25 Kilometer von Ganderkesee entfernt, Gnarrenburg rund 50 Kilometer.
In der Region besteht seit Jahrzehnten eine aktive rechte Szene, die sich zwischen freien Kameradschaften, NPD-Jugendorganisationen, rechten Hooligans und der Rechtsrock-Szene bewegt. Ein Mitglied der Bremer Rechtsrockband „Endstufe“ etwa lebt im Syker Ortsteil Barrien und einer der führenden Aktivisten der Identitären Bewegung war zuvor bei der „Aktionsgruppe Delmenhorst“ aktiv. Dieser wurde wegen Körperverletzung verurteilt, nachdem er einen Antifaschisten mit einem Totschläger schwer verletzt hatte.
Ebenfalls im Ortsteil Barrien attackierte 2019 ein sogenannter Reichsbürger einen CDU-Politiker öffentlich, beleidigte und bedrohte ihn. Beim Schützenfest in dem Ortsteil gab es auch Übergriffe auf Geflüchtete. Auch wenn sie – im Unterschied zu vergangenen Jahren – keine eigene Organisationsform gewählt haben, mit der sie in der Öffentlichkeit aufträten, wie Krieger sagt: In der Region tummeln sich die Rechten.
Ob ein Zusammenhang zwischen den Anschlägen in Ganderkesee und in Syke bestehe, dazu gebe es aktuell keine Erkenntnisse, sagt die Polizeisprecherin. Bis heute gebe es auch keine neuen Erkenntnisse zum Syker Brand, sagt ein Sprecher der Polizeiinspektion Diepholz. Seitdem die Polizei zwei Videos der Überwachungskameras im Juni veröffentlicht habe, seien zwar mehrere Hinweise eingegangen, eine heiße Spur habe sich aber bisher nicht ergeben.
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