Brand in Berliner Obdachlosenunterkunft: Syrerin vor zwei Wochen gestorben
Eine sechsfache Mutter ist in Folge eines möglichen Brandanschlags gestorben. Ein Journalist wirft Politik und Polizei vor, den Fall zu ignorieren.
Die Syrerin Yazi Almia verstarb offenbar schon vor fast zwei Wochen. Bekannt wurde ihr Tod erst am Wochenende auf Twitter durch den Journalisten Tarek Baé, der mit der Familie in Kontakt ist. Er warf Medien sowie Politik und Polizei vor, den Fall zu ignorieren, obwohl hier möglicherweise ein rassistischer Mord vorliege.
Tatsächlich gab es nur ein paar kleinere Meldungen zu dem Brand am 25. Januar. Die Polizei berichtete damals von einem Brand in einem „Mietshaus, welches teilweise Geflüchteten zur Unterkunft dient“. Das Haus war danach unbewohnbar, die Feuerwehr berichtete von 2 Verletzten von 42 Bewohner*innen.
Berlins Integrationssenatorin Katja Kipping (Linke) erklärte am Montag zum Tod der Frau auf Twitter: „Sie hinterlässt 6 Kinder. Meine Gedanken & Tränen gelten ihnen.“ Eine Anfrage der taz an die Polizei, ob bekannt sei, dass eine Bewohnerin gestorben war, blieb zunächst unbeantwortet.
Erst am Nachmittag veröffentlichten Polizei und Generalstaatsanwaltschaft Berlin eine gemeinsame Meldung, in der sie den Tod der 43-Jährigen bestätigten. „Die Ermittlungen des zuständigen Brandkommissariats des Landeskriminalamts Berlin werden nunmehr wegen Brandstiftung mit Todesfolge geführt“, heißt es. Zu den Hintergründen werde weiter intensiv „in jede Richtung“ ermittelt. „Bislang liegen keine Anhaltspunkte für eine politische Tatmotivation vor.“
Elif Eralp, für die Linksfraktion im Berliner Abgeordentenhaus, betonte auf Twitter: „Natürlich muss in Richtung rassistische Tatmotivation ermittelt werden!“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe