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Brand in Berliner ObdachlosenunterkunftSyrerin vor zwei Wochen gestorben

Eine sechsfache Mutter ist in Folge eines möglichen Brandanschlags gestorben. Ein Journalist wirft Politik und Polizei vor, den Fall zu ignorieren.

Feuerwehreinsatz bei einem Brand im Treppenhaus eines vierstöckigen Wohnhauses in Berlin, das als Unterkunft für Geflüchtete genutzt wird Foto: Dominik Totaro/dpa

Berlin taz | Nach einem möglichen Brandanschlag auf eine Obdachlosenunterkunft Ende Januar in Berlin, in der auch Flüchtlinge untergebracht waren, ist eine Bewohnerin an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt nun wegen Brandstiftung mit Todesfolge.

Die Syrerin Yazi Almia verstarb offenbar schon vor fast zwei Wochen. Bekannt wurde ihr Tod erst am Wochenende auf Twitter durch den Journalisten Tarek Baé, der mit der Familie in Kontakt ist. Er warf Medien sowie Politik und Polizei vor, den Fall zu ignorieren, obwohl hier möglicherweise ein rassistischer Mord vorliege.

Tatsächlich gab es nur ein paar kleinere Meldungen zu dem Brand am 25. Januar. Die Polizei berichtete damals von einem Brand in einem „Mietshaus, welches teilweise Geflüchteten zur Unterkunft dient“. Das Haus war danach unbewohnbar, die Feuerwehr berichtete von 2 Verletzten von 42 Bewohner*innen.

Berlins Integrationssenatorin Katja Kipping (Linke) erklärte am Montag zum Tod der Frau auf Twitter: „Sie hinterlässt 6 Kinder. Meine Gedanken & Tränen gelten ihnen.“ Eine Anfrage der taz an die Polizei, ob bekannt sei, dass eine Bewohnerin gestorben war, blieb zunächst unbeantwortet.

Erst am Nachmittag veröffentlichten Polizei und Generalstaatsanwaltschaft Berlin eine gemeinsame Meldung, in der sie den Tod der 43-Jährigen bestätigten. „Die Ermittlungen des zuständigen Brandkommissariats des Landeskriminalamts Berlin werden nunmehr wegen Brandstiftung mit Todesfolge geführt“, heißt es. Zu den Hintergründen werde weiter intensiv „in jede Richtung“ ermittelt. „Bislang liegen keine Anhaltspunkte für eine politische Tatmotivation vor.“

Elif Eralp, für die Linksfraktion im Berliner Abgeordentenhaus, betonte auf Twitter: „Natürlich muss in Richtung rassistische Tatmotivation ermittelt werden!“

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3 Kommentare

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  • „Alle Richtungen“ heißt, dass nichts ausgeschlossen ist, aber eben noch alles ungeklärt. Damit wird eine rassistische Tat absolut nicht ausgeschlossen, genau wie Frau Eralp es fordert.

  • Die Polizei hat erst mehr als drei Wochen nach dem Brand damit begonnen, Bewohner des Hauses als mögliche Zeugen zu befragen.

    Das Ermittlungsinteresse der Berliner scheint wie im Neukölln Komplex begrenzt. Immerhin steht seit dem ersten Tag die Möglichkeit eines potentiell tödlichen rassistischen Mordanschlags im Raum.

    Auch im Fall des potentiell tödlichen Brandanschlags auf die Flüchtlingsunterkunft im Pankower Ortsteil Buch wurden offenbar keine Täter ermittelt. Wie auch sonst bei schweren rechtsextremen Brandanschlägen in Berlin, zB auf das Anton Schmaus Haus in Britz ...

  • Sehr geehrte Elif Eralp,



    natürlich muss OFFEN ermittelt werden.



    Es darf nicht der Fehler gemacht werden, bestimmte Richtungen bei der Ermittlung



    auszuschließen, bzw sich voreilig festzulegen.



    Wohin das führt, hat man leider bei dem NSU Komplex bitter bereuen müssen.