Boxen für Laien erklärt: Hier kommen einige Fachbegriffe von Gewicht
Was ist Welter-, was ist Bantamgewicht? Hier werden Sie schlauer. Ring frei!
I ch weiß nicht, was älter ist: meine Faszination fürs Boxen oder meine Begeisterung für die Bezeichnungen der Gewichtsklassen. Fliegengewicht, Federgewicht, Papiergewicht, Bantamgewicht. Was für tolle Namen!
Nun ist es ja in jedem Gebiet so, dass es Fachtermini gibt, die sich für Menschen, die damit nicht vertraut sind, reichlich schräg anhören. Mein Status bei dieser Zeitung beispielsweise ist der des „Pauschalisten“, was nichts mit meinen Texten zu tun hat (zumindest glaube ich fest daran), sondern einzig damit, dass ich ein monatliches Pauschalhonorar für meine Arbeit erhalte.
Die Kategorie Bantamgewicht ist benannt nach dem Bantam, einem Zwerghuhn, das aus Java kommt und mittlerweile in der ganzen Welt gezüchtet wird. Es gilt als recht aggressiv, zugleich als muskulös. Und da Bantams klein sind, sind sie auch leicht, und also ist das Bantamgewicht zwischen Fliegen- und Federgewicht angesiedelt.
Federgewichtler sind übrigens schwerer als Fliegengewichtler, was, glaube ich, biologisch nicht so leicht begründbar ist. Aber es können ja klitzekleine Fliegen und richtig große Federn sein, die man sich vorzustellen hat, wenn Kämpfer dieser Gewichtsklassen aufgerufen werden. Dann würd’s stimmen, allerdings: Selbst die großen, dicken Perlenpfaufedern dürften nicht in der gewichtigen Nähe eines Zwerghuhns angesiedelt sein. Stimmt also doch nix.
Light Heavyweight
Es geht bemerkenswert unlogisch zu in diesem Sport. Kein Wunder, dass hier ein Ring vier Ecken hat. Dass es jedoch Gewichtsklassen gibt, ist sehr wohl nachvollziehbar. Kraft ist schließlich Masse mal Beschleunigung. Legt ein Boxer aus einer der Kategorien, die Schwer- oder Superschwer- oder wenigstens Halbschwergewicht heißen – letzteres im Englischen übrigens Light Heavyweight, auch ’ne hübsche Formulierung, – seine ganze Körpermasse in den Schlag, wirkt’s beim Gegenüber heftiger, als wenn dies jemand macht, der aus der Feder- oder Fliegenabteilung kommt. Physik halt. Weniger nachvollziehbar ist, dass Schwergewichtler höhere Ansehen und folglich höhere Kampfbörsen bekommen. Ähnlich unbegründbar wie, dass Männer höhere Gagen als Frauen bekommen. Aber das ist wohl Kapitalismus und folglich ohnehin nicht natürlichen und menschenfreundlichen Gesetzen gehorchend.
Mag der Sinn von Gewichtsklassen einleuchtend sein, ihre ständige Veränderung, Neuerfindung und Ausdifferenzierung ist es nicht. Ganz am Anfang der Boxgeschichte standen das Schwergewicht, das Mittelgewicht (beide seit 1884) und das Leichtgewicht (seit 1886). Später kam das Weltergewicht hinzu, bei dem man gar nicht so genau weiß, wo der Begriff herkommt. Einige vermuten, dass es von der sehr alten Bedeutung des englischen Begriffs „to welt“ herstammt, das im späten Mittelalter so etwas wie „schwer schlagen“ bedeutete. Ich weiß so was nicht.
Cruiser cruisen schwer
Sehr spät sind Gewichtsklassen eingeführt worden, die gar nicht bei allen Boxverbänden gleichermaßen gültig sind. Das Bridgerweight etwa, das nun wirklich nicht leicht zu übersetzen ist, gibt es erst seit 2020, und das nur bei wenigen Profiverbänden. Es ist zwischen Schwer- und Cruisergewicht angesiedelt, sozusagen für die, die auf der Brücke von der einen zur anderen Gewichtsklasse sind (soweit mein wackliger Übersetzungsversuch). Das Atomgewicht wiederum gibt es seit 2007, aber das heißt bei einigen Verbänden Leichtminimumgewicht, Juniorminifliegengewicht oder auch, noch so ein schönes Wort, Juniorstrohgewicht.
Gegenwärtig finden sich im Profiboxen (so sicher bin ich mir nicht) 19 Gewichtsklassen. Beim olympischen Boxen sind es aktuell 15, aber da gibt es noch das Superschwergewicht, das – man ahnt es – über dem Schwergewicht angesiedelt ist.
Zu erklären ist das alles nicht, aber meine Faszination für diese Namen dürfte vielleicht etwas klarer geworden sein. Hofft der Pauschalist.
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