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■ Bonn-apartÜble Verschwendung

Sie kennen Ina Albowitz? Die FDP-Haushälterin? Noch nie gehört? Wo doch Ina Albowitz dabei ist, sich als Sparkommissarin zu profilieren. Was wir dringend brauchen in diesen düsteren Zeiten, in denen sich täglich immer neue Haushaltslöcher auftun: schicksalhaft.

In dieser Woche ist Ina Albowitz mit dem Bundeskanzler, vier Ministern, fünf Bundestagsabgeordneten, sechs Sondergästen, 47 Wirtschaftsvertretern und 28 Journalisten zu einer Fernost-Reise aufgebrochen. In einer Boing 707 legte die Truppe 29.000 Kilometer zurück. Um Geschäfte anzubahnen, um Zeichen zu setzen. Ina Albowitz ist dafür ziemlich unabdingbar. Sie hat zwar nicht selbst Verträge unterschrieben und nicht die Tinte für den Kanzlerfüller nachgefüllt, aber Ina Albowitz war da, als in einer historischen Stunde Arbeitsplätze für Deutschland vereinbart wurden. Und sie bringt Eindrücke mit, die für die programmatische Arbeit in Deutschland praktisch unverzichtbar sind. Sie hat in den zufriedenen Mienen der Großfamilien, die auf engstem Raum zusammenwohnen, erlebt, wie Solidarität auch ohne Solidaritätszuschlag funktioniert. Sie durfte erfahren, wie Mieten in ökologischen, weil aus recycelten Materialien wie Pappe hergestellten Behausungen auch ohne Kappungsgrenzen bezahlbar bleiben. Und daß Mütter ihre Kinder auch ohne Erziehungsgeld großziehen.

Doch während sie voll beschäftigt war mit Beobachten, Erleben – immer für Deutschland –, da spielte im fernen Bonn die SPD wieder verrückt. Sie forderte eine Sondersitzung zur Haushaltspolitik. Ausgerechnet, als sie, Ina Albowitz, in Manila war. Sie mußte vorzeitig zurück. Da half alles nichts. Doch ihre Haushälterseele bäumte sich in gerechtem Zorn dagegen auf. „3.800 Mark hat mein Ticket zurück aus Manila gekostet“, entrüstete sie sich, zurück in Bonn. Wie konnte die SPD das nur tun? Wo doch Theo Waigel gerade wieder Haushaltslöcher in Milliardenhöhe zugeben mußte. Und dann auch noch 3.800 Mark für Ina Albowitz. Was für eine Geldverschwendung! Markus Franz

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