Blutspenden von Homosexuellen: Bremer Bürgerschaft will Reform
Die rot-grün-rote Koalition will den faktischen Ausschluss schwuler Männer von der Blutspende beenden und fordert Änderungen auf Bundesebene.
Danach soll sich der Senat auf Bundesebene dafür einsetzen, das Transfusionsgesetz und die „Richtlinie Hämotherapie“ der Bundesärztekammer zu ändern. „Eine Bundesratsinitiative reicht aber nicht“, sagte Sascha Aulepp, SPD-Landesvorsitzende und Antragsstellerin. Der Senat soll daher bei der Bremischen Ärztekammer darauf hinwirken, dass sie ihren Einfluss auf die Bundesärztekammer nutzt.
Ob jemand Blutspenden dürfe oder nicht, solle vom konkreten, „individuellen Risikoverhalten potentieller Spender*innen“ abhängig sein, heißt es im Antrag. Eine Bundesratsinitiative hält Aulepp für sinnvoll, wenn absehbar sei, dass es eine Mehrheit für entsprechende Änderungen geben werde. „Da sind noch dicke Bretter zu bohren“, sagte sie.
Gerade jetzt gehe es darum, mehr Menschen zum Blutspenden zu bewegen, sagte Kai Wargalla (Grüne) in der Bürgerschaftsdebatte. Die Regelung sei eine „implizite Dauerbotschaft der Gesellschaft an queere Menschen, dass sie über einzelne Merkmale ausgesondert werden, unerwünscht sind oder als besonderes Risiko betrachtet werden.“
In Zukunft soll bei den bremischen Blutspendediensten außerdem darauf hingewirkt werden, „dass Menschen statt einer Meldeadresse auch eine andere Postanschrift oder telefonische Kontaktdaten angeben können“, heißt es im Antrag. Ein faktischer Ausschluss wohnungsloser Menschen von der Spende soll so vermieden werden.
Die FDP stimmte gegen den Antrag, obwohl sie die Haltung der Bundesärztekammer ebenso kritisiert. „Da uns nicht ganz klar war, wie die Fragen der Häufigkeit des Sexualverkehrs, der Risikobewertung behandelt werden“, so ihr Abgeordneter Magnus Buhlert, „und wir eine andere Auffassung haben, wie Identitäten nachzuweisen sind, haben wir uns entschieden, einen eigenen Antrag zu stellen“ – der allerdings abgelehnt wurde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern