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Bio-Importe von außerhalb der EUChina fällt wegen Pestiziden auf

17 Prozent der von Unregelmäßigkeiten betroffenen Ökoeinfuhren kamen 2018 aus China, zeigt eine Statistik. Auch Indien und die Türkei sind auffällig.

Auch wenn Bio draufsteht, können Pestizide dran sein – gerade bei ausländischen Produkten Foto: dpa

Berlin taz | Bei Bio-Importen in die EU fallen vor allem Waren aus China, der Türkei und Indien durch Pestizidrückstände und andere Unregelmäßigkeiten auf. 17 Prozent der rund 390 von den Mitgliedstaaten an die Europäische Kommission gemeldeten Auffälligkeiten bei Einfuhren aus Drittländern im vergangenen Jahr betrafen Lebens- oder Futtermittel aus der Volksrepublik.

Das zeigt eine inoffizielle Statistik des Amts, die der taz vorliegt. Demnach kamen jeweils 10 Prozent der Verdachtsfälle aus der Türkei und Indien. Aus diesen Staaten beziehen deutsche Biohändler zum Beispiel Knoblauch, Rosinen oder Tee.

Biobauern müssen unter anderem auf chemisch-synthetische Pestizide verzichten, was die Natur und die Gesundheit schont. Aber ob die Landwirte sich daran halten, ist gerade bei manchen Einfuhren aus Nicht-EU-Staaten umstritten. Denn oft ist es dort schwieriger als etwa in Deutschland, die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren.

Werden im Ökolandbau verbotene Ackergifte in Bioware gefunden, müssen Kontrolleure und Unternehmen die Gründe klären: Entweder wurde gegen die Bio-Regeln verstoßen, oder die Chemikalien gelangten beispielsweise durch unvermeidbare Abdrift von konventionellen Feldern in die Ökoware.

Obst und Gewürze betroffen

China lag 2018 auch nach der verdächtigen Menge mit rund 9600 Tonnen vorn. An zweiter Stelle lag die Türkei mit 6100 Tonnen, an dritter Stelle die Republik Moldau mit 5300 Tonnen. Die Ukraine, aus der besonders viele Futtermittel kommen, stand auf Platz 4 mit 4500 Tonnen.

91 Prozent der Fälle bezogen sich auf Rückstände von im Ökolandbau verbotenen Pestiziden. Meistens wurde nur ein Wirkstoff gefunden, zum Beispiel der unter Krebsverdacht stehende Unkrautvernichter Glyphosat. Aber in 38 Prozent der Pestizidfälle enthielten die Produkte gleich mehrere Wirkstoffe.

Am häufigsten war Obst wie Bananen oder Äpfel betroffen, daneben auch Gewürze

Am häufigsten war Obst wie Bananen, Avocados oder Äpfel betroffen. Darauf folgten Kräuter/Gewürze wie Oregano und Kardamom, Ölfrüchte wie Sesamsamen oder das Futtermittel Sonnenblumenkuchen und „Super Foods“ wie Goji-Beeren sowie Kaffee und Tee.

Deutschland meldete mehr als 40 Prozent der Fälle. Das lag wohl hauptsächlich daran, dass die Bundesrepublik der größte Markt für Bio-Lebensmittel in der EU ist. Fragen wirft allerdings auf, warum 9 Länder – zum Beispiel Griechenland und Polen – keinen einzigen Fall weitergegeben haben.

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6 Kommentare

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  • Herr Maurin,

    Sie zerstören die kuschelige und hochsubventionierte Bio-Filterblase, in der sich die Zeitgenossen eingefunden haben, die an Bio glauben und einen Bio-Zuschlag bezahlen wollen. Der eine möchte halt einen Stern auf der Kühlerhaube, der andere Bio-Möhrchen mit Geburtsurkunde.

  • Dass China, Indien und die Türkei in der Agrarwirtschaft heftig und hemmungslos gifteln ist seit Langem bekannt. Ganz absurd wird's wenn man sich mal vor Augen führt dass sogar pflanzliche Arzneimittel (TCM & Ayurveda) immer wieder durch hohe Belastungen mit giftigen Schwermetallen auffallen.

  • Erst wenn es in Deutschland keine Landwirtschaft mehr gibt, werden all die " Fachleute " merken, das sie im Ausland nicht kontrollieren können, wie erzeugt wird.



    Konventionell in Deutschland erzeugte Ware hat oft einen höheren Standard als Bio im Ausland.

    • @Günter Witte:

      Das ist so nicht richtig. Die Projekte mit denen ich weltweit arbeite stehen unter exakt den gleichen detaillierten Kontrollen wie Europäische Bio Projekte

  • Ich habe mich schon immer gefragt, wie Dennree die Bio-Beschaffenheit seiner in China produzierten Hülsenfrüchte gewährleisten kann, wenn in dem Land 70% der Ackerflächen bereits bis zur Unfruchtbarkeit verwirtschaftet wurden.



    Bei der Liste der Länder muss man sich auch nicht besonders wundern - ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der Ukraine, Moldawien oder China auch nur einen Großunternehmer gibt, der in irgendeiner Art Idealist ist, wie es der deutsche Biolandwirt bis vor kurzem noch pauschal war. Da geht es ums Geschäft, und grade in solchen Ländern, die nichtmal eine normale Müllentsorgung für ihre Bürger auf die Beine stellen können oder wollen, wird man wohl kaum auf die Einhaltung sensibler Ökostandards vertrauen können?!

    • @Linksli:

      Hurra! Der Zynismus darf wieder feiern: Ätsch, die "Bios" kriegen das Glyphosat auch ab!!



      Da wird dann geschwinde vergessen, dass dieses Teufelszeug uns alle belastet ...



      Natürlich kann man nicht unter der Glasglocke produzieren und selbstverständlich gibt es auch bei Bio Betrüger wie sonstwo. Es gibt aber keine besser kontrollierten Lebensmittel auf der Welt als eben BIO!



      Man diskutiert ohne Sachkunde und ohne die genauen Fakten zu kennen eben mal mit, wie die Herren Stein, Witte und Linksli. Es gibt ein hoch wirksames Kontrollsystem. Herr Merckens hat vollkommen recht! Ich habe über 25 Jahre in aller Welt als BIO-Kontrolleur gearbeitet und weiß, dass Ökolandbau ein vital wichtiger und gangbarer Weg für Bauern und für Verbraucher ist. Da geht es nicht um 'Glaubensfragen', sondern um unser aller Existenz.

      'Vertrumpt' man hier zunehmend? Ich frage mich immer, warum so viele Menschen einfach die Augen vor eindeutigen Fakten verschließen und sich über solche Nachrichten freuen: Offizielle (staatliche) Statistiken belegen seit Langem, dass BIO-Produkte - im Gegensatz zu konventionellen - meist völlig unbelastet sind und nur in Ausnahmen geringe Spuren dessen aufweisen, was anderswo gezielt hingespritzt wird ...