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Bildung in BerlinSchon wieder eine Bildungsvergleichsstudie

Berlin ist Schlusslicht beim "Bildungsmonitor 2009". Der bewertet vor allem Schnelligkeit und Kosteneffizienz.

Kommen vor lauter Vergleichstest gar nicht mehr zum Lernen: Schüler. Bild: AP

Wieder hat Berlin bei einer bundesweiten Bildungsvergleichsstudie schlecht abgeschnitten. Im "Bildungsmonitor 2009" belegt die Hauptstadt unter allen Bundesländern den letzten Platz. Die Vergleichsstudie wird seit 2004 jährlich im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt. Die PR-Initiative INSM wird von Arbeitgeberverbänden finanziert.

Deren marktwirtschaftliche Interessen spiegeln sich auch in den Kriterien wider, nach denen der Bildungsmonitor seine Punkte vergibt. Etwa beim Faktor "Zeiteffizienz": Der misst die Geschwindigkeit von Bildungskarrieren. Denn, so die Studie: Je kürzer deren Dauer, "umso länger kann das erworbene Humankapital ertragreich auf dem Arbeitsmarkt eingesetzt werden".

Nicht nur in diesem Punkt belegt Berlin den letzten Platz: Auch beim Thema "Berufliche Bildung" steht die Hauptstadt am schlechtesten da. Bewertet wurden dabei allerdings gar nicht die Leistungen des Bildungssystems oder der SchülerInnen: Grund für die schlechte Note liefert vielmehr die Wirtschaft selber, die nur für knapp jeden zweiten Lehrstellensuchenden einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellt.

Gut steht Berlin laut "Bildungsmonitor" dagegen etwa im Bereich der "Förderinfrastruktur" da. Zugrunde liegen dieser Bewertung allerdings nicht konkrete Fördermaßnahmen, sondern allein die Zahl von Ganztagsbetreuungsplätzen, die an Kitas und Grundschulen zur Verfügung stehen. Dass das allein noch kein Garant für gute Bildung ist, belegt die Untersuchung selbst: Bei der Bekämpfung von Bildungsarmut und der Förderung sozial belasteter oder nichtdeutscher SchülerInnen ist Berlin schlecht. Keine neue Erkenntis: Auch der "Bildungsmonitor" bezieht sie nicht aus eigener Forschung, sondern schlicht aus der PISA-Studie 2006.

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1 Kommentar

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  • PS
    Peter Schmidt

    Achtung!

    Die Studie bewertet "Bildung" aus Sicht des ökonomischen Nutzens. D.h. es wird vor allem darauf geachtet, wie schnell die Schüler der Wirtschaft mit verwertbarem Wissen (=Bildung???; =Urteilsvermögen???) zur Verfügung stehen.

    Daher auch der Wunsch nach mehr Ganztagsangeboten für die Schüler-/Kinderbetreuung, möglichst schon direkt nach der Geburt:

    Um so schneller stehen die Eltern wieder vollzeitlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. - Traurig, wenn Kinder in dem Bewusstsein aufwachsen, dass ihre Eltern die Zeit lieber auf den Gelderwerb verwenden, als mit dem Kind gemeinsame Zeit zu haben...

    Traurig, wenn sie schon ab dem Kindergartenalter ihr Leben nach Nutzen-Kriterien orientieren...