Bild, Welt, Zeit: Nahost-Berichterstattung: Presserat erteilt mehrere Rügen
Die „Bild“ behauptete, ein von Israel getöteter Journalist sei Hamas-Terrorist gewesen, ohne hinreichend objektive Belege. Es kam zu Massenbeschwerden.
afp | Der Deutsche Presserat hat im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den Krieg in Nahost mehrere Rügen erteilt. In einem Fall befasste sich das Gremium nach Angaben vom Montag auf seinen Sitzungen im Dezember mit einer Massenbeschwerde über einen Text auf Bild.de über den Fall des in Gaza getöteten Al-Jazeera-Korrespondenten Anas Al-Scharif. Eine außergewöhnlich hohe Zahl von 328 Menschen hatte sich demnach darüber beschwert.
In dem Text habe es geheißen, der israelischen Armee zufolge sei Al-Scharif „Anführer einer Zelle der Terrororganisation Hamas“ gewesen. In der Überschrift habe das Medium diese Darstellung jedoch ohne hinreichende Belege zur Tatsache erhoben, was der Presserat als grobe Missachtung der journalistischen Sorgfaltspflicht und gravierende Verletzung der persönlichen Ehre des Journalisten wertete.
Weitere Rügen wurden gegen Bild.de und Welt.de wegen nicht belegter Angaben zu Fotos unterernährter Kinder in Gaza erteilt. Die Wochenzeitung Die Zeit und Zeit.de erhielten eine Rüge wegen einer Kolumne zum Nahostkonflikt.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Israel startete daraufhin eine Offensive im Gazastreifen. Seit Oktober 2023 gingen beim Presserat insgesamt mehr als 650 einzelne Beschwerden über die Berichterstattung zu dem Thema ein, die mehr als 200 einzelne Artikel betrafen. Allein in diesem Jahr waren es 429 Beschwerden. Moniert wurden nicht dabei nur die Politik- und Kriegsberichterstattung, sondern auch Artikel über innerdeutsche Debatten und Proteste.
Insgesamt erteilte der Presserat im Dezember 14 Rügen. Dabei ging es unter anderem auch um irreführende Aussagen über EU-Förderverträge für Nichtregierungsorganisationen, Schleichwerbung für Proteinriegel und Polstermöbel sowie Panikmache angesichts der Sichtung von Riesenhaien vor der spanischen Küste.
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