Bilanz der Berliner Wasserbetriebe: Es ist noch Wasser da
Dürre? Grundwasserstress? Den Berliner Wasserbetrieben macht das derzeit keine Sorgen. Die Investitionen lagen 2024 auf Rekordhöhe.

Dabei hatte vor wenigen Tagen der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Alarm geschlagen: Halb Deutschland leidet laut einer von der Organisation beauftragten Studie unter „Grundwasserstress“, auch in Berlin soll die Lage besorgniserregend sein: Alle Grundwasserkörper stünden „unter Stress“, denn jährlich würden daraus „deutlich mehr als die maximal empfohlene Menge von 20 Prozent der neu gebildeten Grundwassermenge“ entnommen. Im Südosten, also am Müggelsee, seien es sogar 40 Prozent mehr, als durch Niederschlag wieder ausgeglichen werden könne.
In der letzten Dürreperiode von 2018 bis 2021 seien die Pegel „im Mittel bis zu 60 cm“ gesunken, auch aktuell meldeten viele Messstellen „niedrige bis extrem niedrige Pegel“. Laut BUND-Referentin Verena Fehlenberg führt die Übernutzung der Reserven etwa dazu, dass das Fredersdorfer Mühlenfließ vor der Mündung in den Müggelsee meist ausgetrocknet sei. Der BUND fordert deshalb, den „übermäßigen Verbrauch an Trinkwasser zu drosseln“ und mit „fairen Preisen“ zu steuern. Großverbraucher müssten einen höhere Mengenpreis zahlen.
Interesse an differenzierten Preisen haben derzeit aber weder der BWB-Vorstand noch die Aufsichtsratschefin, Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD). Mit „Zwang“ erreiche man nicht viel, so Giffey, und wer Wasser spare, zahle ja ohnehin weniger. „Ein fixer Preis hat mit Transparenz und Verlässlichkeit zu tun“, findet die Politikerin.
„Teilen nicht alle Aussagen“
Überhaupt habe man aus der BUND-Studie „keine neuen Erkenntnisse für die Region“ gewonnen, so Vorstand Frank Bruckmann. „Unsere Spezialisten teilen auch nicht alle Aussagen.“ In Berlin sei die Versorgung mit Trinkwasser jedenfalls sicher, die BWB hätten eine „Resilienzstrategie“, die „jedes Jahr upgedatet“ werde. Maßnahmen seien etwa die geplante Wiederaktivierung der vor Jahren stillgelegten Wasserwerke Johannisthal und Jungfernheide.
Der Löwenanteil der zusätzlichen Investitionen floss 2024 allerdings in den Ausbau und die Sanierung von Klärwerken und Abwasserpumpwerken. Das Klärwerk Waßmannsdorf bei Schönefeld etwa bekam eine neue „Flockungsfiltrationsanlage“. Auch für Arbeiten am Netz gaben die BWB 2024 mehr aus – und Bruckmann betonte, dass trotz spektakulärer Rohrbrüche wie auf der Seestraße die Berliner Schadensbilanz deutlich unter dem deutschen Durchschnitt liege. Insgesamt investierten die Wasserbetriebe mit 539,1 Millionen erstmals mehr als eine halbe Milliarde Euro.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!