Big Tech und künstliche Intelligenz: Wettrennen ohne Rücksicht
Im Namen der Konjunktur wird der Datenschutz aufgeweicht. Einmal in den Fängen der künstlichen Intelligenz, gibt es kein Entkommen mehr.

B eim Wettrennen der Big-Tech-Konzerne um die Marktführerschaft bei künstlicher Intelligenz (KI) kommt gerade so einiges unter die Räder: die Rechte von Kreativen wie Künstler:innen und Autor:innen, mit deren Werken die ganzen KI-Modelle trainiert wurden, und die Belange und Interessen von Nutzer:innen. Und für die Demokratie zeigt sich die Technologie bislang auch eher schädlich.
Beispielhaft führt das gerade Meta vor, wenn es darum geht, persönliche Daten von Nutzer:innen für das Training der hauseigenen KI zu verwenden. Ein feiner Zug wäre es da, die Betreffenden um Erlaubnis zu bitten. Das legen auch die europäischen Datenschutzregeln nahe. Aber Meta wäre nicht Meta, würde es nicht den einfachen Weg gehen: Statt eines „Ja heißt Ja“ gibt es nur ein „Nein heißt Nein“.
Aber die Infos, dass man widersprechen kann, warum man das tun sollte und wie es geht, die müssen Nutzer:innen erst mal finden. Und verstehen. Wer nicht vor dem Start des KI-Trainings am 27. Mai widerspricht, dessen Daten sind erst mal drin im KI-Modell – und faktisch auch nicht wieder rauszukriegen. Umso gruseliger ist es angesichts dessen, dass die EU-Kommission plant, den Schutz von persönlichen Daten auszuhöhlen – und damit bei der neuen Bundesregierung in Deutschland auf positive Resonanz stoßen wird.

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Denn die Wirtschaft schafft es immer stärker, ihre Erzählung, dass der Datenschutz ein ökonomisches Hemmnis sei, zu platzieren. Angesichts mauer Konjunkturzahlen sind Politiker:innen unternehmensnaher Parteien nur zu gerne bereit, dem Drängen auf eine Schwächung der Regeln nachzugeben. Als ob der Schutz und die Stärkung der Position von Nutzer:innen gegenüber ungleich mächtigeren Firmen etwas wäre, das sich einfach mal an- und abschalten ließe, wie es gerade passt.
Wie kann man der KI-Nutzung bei Facebook und Instagram widersprechen?Wichtig: Es geht nur noch am Montag! Denn am 26. Mai läuft die Frist ab.
1. Loggt euch bei Instagram und Facebook ein.
2. Klickt auf das Widerspruchsformular von Instagram und Facebook
2. b) Falls euch der Link direkt in die App leitet oder ihr die Dienste nur am Desktop nutzt: Geht in euer Profil und dort in die Einstellungen. Klickt auf „Privacy Center“ und sucht dort nach dem Wort „widersprechen“. Klickt auf den Link, der euch zum Formular führt.
3. Gebt die Mail-Adresse ein, mit der das Konto verknüpft ist.
4. Ignoriert gerne das Freifeld, in dem ihr eintragen könnt, warum ihr widersprecht. Es ist optional und sollte euch nicht abschrecken.
5. Klickt oder tippt auf „Senden“.
Fertig. Ihr habt Nein gesagt.
Für die weiteren Konflikte, die anstehen – zum Beispiel den, wie die persönlichen Daten von Nutzer:innen auch im Zeitalter künstlicher Intelligenz noch ansatzweise geschützt werden sollen –, sind das düstere Aussichten.
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