Bibliothek bekommt festen Ort: Ein Raum für Schwarze Held*innen
In Bremen wurde die erste Schwarze Kinderbibliothek Deutschlands gegründet. Jetzt hat das Projekt endlich eine dauerhafte Anlaufstelle.
Es gebe noch zu wenig deutschsprachige Kinderbücher mit Schwarzen Held*innen, König*innen und anderen Vorbildern und Ikonen, mit denen sich Schwarze Kinder identifizieren könnten; Geschichten, in denen die Protagonist*innen so aussähen wie sie.
Ismail hat gemeinsam mit Maimuna Sallah im Mai 2022 die Schwarze Kinderbibliothek Bremen initiiert – bundesweit die erste überhaupt. Bei der Breminale war sie zu Gast, in Braunschweig und Hamburg. Nun hat das Projekt eine feste Anlaufstelle im Bremer „Viertel“, unterstützt von der Kulturbehörde. Am 28. Januar wurde die Eröffnung gefeiert. Nun soll der Raum regelmäßig geöffnet sein, erst mal an Samstagen und drei Werktagen.
Ziel des Projekts sei es, so Ismail, aufzuklären und zu empowern, indem es Wissen darüber vermittele, wie vielfältig das Schwarze Leben in Deutschland in allen gesellschaftlichen Bereichen sei. Die Bibliothek biete einen sicheren Raum, in dem afrodeutsche Kinder ganz alltägliche Held:innen in Deutschland kennenlernen könnten, um sich von ihnen inspirieren und motivieren zu lassen.
Schwarze Kinderbibliothek Bremen, Mathildenstraße 89, Infos: www.instagram.com/schwarze_kinderbibliothek
Viele der Bücher kommen aus den USA und Großbritannien und sind auf Englisch. Es sind Bücher wie Sharee Millers „Don’t touch my hair“. Darin wollen überall, wo Protagonistin Aria auftaucht, alle immerzu ihre Haare anfassen – bis sie genug davon hat. Einige Bücher wurden ins Deutshe übersetzt, etwa Tiffany Jewells Mitmach-Buch „Das Buch vom Antirassismus“ mit 20 Lektionen für Jugendliche und Erwachsene, um Rassismus zu verstehen und zu bekämpfen.
Aber auch Bücher über Antisemitismus oder antimuslimischen Rassimus gibt es und Geschichten über die Schönheit von Diversität. „Julian ist eine Meerjungfrau“ etwa von Jessica Love über einen Jungen, der Meerjungfrauen liebt und am liebsten selbst eine wäre. Mit vielen Autor*innen steht die Bibliothek im Kontakt. „Wenn etwas erscheint, erfahren wir das“, sagt Ismail.
Solche Bücher zu entdecken, sei für Schwarze Kinder sehr wichtig, betont Ismail, weil sie im Bildungsbereich oft mehrfach benachteiligt würden und sich ausgegrenzt und nicht repräsentiert fühlten. Deshalb sei die Bibliothek nicht nur ein Ort zum Entdecken und Stöbern, sondern biete Familien auch eine Möglichkeit, sich über Alltägliches auszutauschen: ein Raum für alle großen und kleinen Schwarzen Held*innengeschichten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt