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Biathletin Denise HerrmannHöhenrausch gesucht

Nach mäßigem Saisonstart hofft die Weltmeisterin von 2019 in Oberhof auf die große Wende. Schließlich will sie den Gesamtweltcup gewinnen.

Im Schuss gegen den Abwärtstrend: Denise Herrmann Mitte Dezember in Hochfilzen, Österreich Foto: GEPA/imago

Wenn die Skijägerei mal Pause macht, verbringt Denise Herrmann die freien Wochen bevorzugt auf Meereshöhe. „Ich bin eher so der Strandtyp“, erzählt die gebürtige Sächsin im Gespräch mit der taz von ihren Vorlieben in der Urlaubszeit. In ihrem Leben als Leistungssportlerin zieht es sie dagegen regelmäßig in die umgekehrte Richtung – möglichst weit nach oben.

Vor der WM im letzten Jahr in Antholz fuhr Herrmann spontan für ein paar Tage auf die Seiser Alm in den Südtiroler Dolomiten. Dort oben auf 1.700 Metern und auf dem zwischen Bormio und Livigno gelegenen Foscagno-Pass absolvierte sie mit dem deutschen Frauenteam im vergangenen August dann auch einen Trainingsblock in der Höhe. „Das war für mich sehr wichtig – und für das Team, im Hinblick auf die nächsten Großereignisse“, betont die 32-Jährige.

Die WM im Februar in Pokljuka findet schließlich 1.350 Meter über dem Meeresspiegel statt, die olympischen Medaillen im darauffolgenden Jahr werden noch mal ein Stück weiter oben auf gut 1.500 Metern vergeben. Die Peking-Spiele in 13 Monaten sind momentan Herrmanns letztes großes Karriereziel, die Heim-WM 2023 in Oberhof ist noch eine zusätzliche Option.

In der Biathlon-Arena im Thüringer Wald soll im kommenden Januar die Generalprobe für die Titelkämpfe stattfinden. Zunächst aber werden dort ab Freitag und bis Sonntag nächster Woche gleich zwei Weltcups ausgetragen – weil der traditionelle Termin in Ruhpolding mit Blick auf eine möglichst geringe Reisetätigkeit in Coronazeiten gestrichen wurde.

Kurz vor Weihnachten kam die Zuversicht

Unterwegs war Denise Herrmann zwischen den Jahren trotzdem, und einmal mehr zog es sie nach oben. Zielort war Davos, 1.560 Meter hoch gelegen. Weil bei den Weltcups im Dezember nicht alles so lief wie erhofft, wollte sie in dem Wintersportort in Graubünden „an der einen oder anderen Stellschraube drehen“. Deshalb habe sie den „Reisestress“ auf sich genommen, erklärt die ehemalige Langläuferin.

Bei den Sprintrennen verfehlte die gute Läuferin am Schießstand zu häufig das Ziel

Beim Doppelwettkampf mit Ski und Gewehr richtig stressen will die beste deutsche Biathletin der letzten zwei Jahre ab sofort die in diesem Winter bislang dominierenden Norwegerinnen und Schwedinnen. „Den Gesamtweltcup zu gewinnen ist mein großes Ziel. Es gibt schon ein paar Anwärterinnen, die darauf richtig heiß sind – aber ich gehöre auf jeden Fall dazu“, betont Herrmann vor Saisonbeginn gegenüber der taz. Doch soll es mit dem sportlichen Höhenrausch noch klappen, muss sie rasch Boden auf die enteilte Konkurrenz gutmachen.

„Insgesamt sind wir mit dem ersten Weltcup-Trimester nicht ganz zufrieden“, sagt Frauen-Coach Kristian Mehringer, Herrmann selbst bezeichnet ihre Leistungen im Dezember als „etwas durchwachsen“. Vor allem bei den Sprintrennen verfehlte die bekannt gute Läuferin am Schießstand zu häufig das Ziel – eine Wendung, die nach dem letzten Winter nicht unbedingt zu erwarten war.

Da gelangen der Verfolgungs-Weltmeisterin von 2019 zwei ihrer drei Saisonsiege noch im Sprint, wo sie auch die Disziplinwertung gewann. Im letzten Rennen vor Weihnachten erarbeitete sich die Skijägerin in einem von zahlreichen Frau-gegen-Frau-Duellen geprägten Wettkampf neue Zuversicht. „Beim Heimweltcup in Oberhof wollen wir jetzt wieder richtig angreifen“, kommentierte Herrmann nach ihrem fünften Platz im Massenstart. Ehe ihr die wegen Corona von Schalke nach Ruhpolding verlegte World Team Challenge vor der Abreise nach Davos weiteren Schwung verlieh.

In Abwesenheit der Norweger und Franzosen wurde sie bei der nachweihnachtlichen Biathlon-Show im gemischten Duo mit dem Schwarzwälder Benedikt Doll Dritte. „Mit der World Team Challenge kam öfter schon eine kleine Kehrtwende“, erinnert sich Denise Herrmann. „So dass ich mir im Schießen danach mehr zugetraut habe.“

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