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Beziehungen zwischen USA und ChinaCorona vertieft die Krise

China und die USA manövrieren sich immer tiefer in einen Konflikt mit gefährlichem Potenzial. Manche sehen schon das Ende der Ära westlicher Dominanz.

Wollen Beide die Nr. 1 sein: US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping Foto: Kevin Lamarque/reuters

Peking taz | Das Undenkbare wird wieder zur realpolitischen Option: Man müsse sich im schlimmsten Fall auf einen „bewaffneten Konflikt“ mit den USA einstellen, heißt es in einer geheimen Analyse, die laut Angaben der Nachrichtenagentur Reuters der chinesischen Staatsführung inklusive Präsident Xi Jinping vorgelegt wurde. Der aktuelle Bericht aus dem Ministerium für Staatssicherheit warnt in Folge der Viruspandemie vor einer zunehmenden antichinesischen Stimmung, die maßgeblich von den USA angetrieben wird.

Wie diese im konkreten aussieht, dafür hat die Regierung unter Donald Trump in den letzten Tagen und Wochen Dutzende Fallbeispiele geliefert: Wenn etwa US-Außenminister Mike Pompeo von einem „bedeutsamen Maß an Beweisen“ spricht, dass das Virus einem Labor in Wuhan entsprungen sei, während gleichzeitig fast sämtliche Wissenschaftler und westlichen Geheimdienste dem widersprechen. Weder hat die US-Regierung bislang irgendwelche Indizien vorgelegt, die über ­öffentlich verfügbare Medienberichte hinausgehen. Noch erscheint die Labortheorie mit dem heutigen Wissensstand als annähernd wahrscheinlich.

Nun könnte die chinesische Staatsführung die wüsten Anschuldigungen nutzen, um als besonnen reagierende Weltmacht diplomatischen Boden gut zu machen. Stattdessen passiert das genaue Gegenteil: Die Staatsmedien haben sich in ihren antiamerikanischen Entgleisungen auf ein neues Hochmaß hochgejazzt. Pompeo wird wahlweise als „Lügner“ oder „Feind der Menschheit“ bezeichnet, als „blödsinnig“ oder „Superschleuder politischer Viren“.

Gleichzeitig haben die chinesischen Propagandaorgane ihre Kommunikationsskills aufgebessert: Jüngst etwa postete die Nachrichtenagentur Xinhua ein ironisches Kurzvideo mit animierten Legofiguren über das katastrophale Krisenmanagement Washingtons. Außenministeriumssprecher Zhao Lijian deutete auf Twitter immer wieder an, dass das Virus eigentlich von der US-Armee bei einer militärischen Sportveranstaltung nach Wuhan importiert wurde. Nach wie vor verfängt der Gedanke bei vielen Chinesen.

Konflikt mit gefährlichem Potenzial

In China herrscht das Gefühl vor, dass die USA eine untergehende Macht sind, die mit ­letzter Kraft versucht, die Volksrepublik am Aufstieg zur Nummer 1 zu hindern. Der US-Politologe Ian Bremmer, Gründer der in New York ansässigen Denkfabrik Eurasia Group, konstatiert, die Beziehungen zwischen beiden Staaten seien so schlecht wie zuletzt infolge des Tiananmen-Massakers vom Juni 1989.

Welch gefährliches Potenzial ein solcher Konflikt hat, beweist ein Blick auf das Jahrbuch des Stockholmer internationalen Friedensforschungsinstituts: Demnach hat die Volksrepublik 2019 ihre Rüstungsausgaben noch einmal um 5,1 Prozent aufgestockt – und steht damit nach den USA an zweiter Stelle.

Zwar beträgt Chinas Militärbudget insgesamt nur ein Drittel dessen der USA, doch die Zahlen täuschen: Wenn man die niedrigeren Löhne und die günstigeren Preiszugänge mit einbezieht, dann erreicht China bereits fast 90 Prozent der US-Militärausgaben.

Und die Gefahr eines bewaffneten Konflikts steigt: Im März berichteten vietnamesische Fischer von chinesischen Schiffen im südchinesischen Meer; über das Wochenende hat die chinesische Küstenwache ein japanisches Fischerboot nahe einer Insel verfolgt, auf die beide Staaten Anspruch erheben. Innerhalb der Bevölkerung Chinas werden nationalistische Töne laut, man solle die fragile Situation der Coronapandemie auszunutzen, um Taiwan militärisch „zwangszuvereinen“.

Dass die Viruspandemie die geopolitische Weltordnung verändern wird, scheint gewiss. Der singapurische Exdiplomat und renommierte Buchautor Kishore Mahbubani etwa prognostiziert, dass die Ära der westlichen Dominanz nun endet. „Die Pandemie könnte den Startpunkt für das asiatische Jahrhundert markieren“, schreibt er im Economist.

Die neue Weltordnung könne, laut Mahbubani, paradoxerweise sogar eine demokratischere sein: „China will sein Modell nicht exportieren. Es kann sehr gut mit einer multipolaren Welt leben. Das anbrechende asiatische Jahrhundert muss nicht notwendigerweise unangenehm für den Westen oder den Rest der Welt sein.“

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8 Kommentare

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  • Es kann sehr gut mit einer multipolaren Welt leben. Das anbrechende asiatische Jahrhundert muss nicht notwendigerweise unangenehm für den Westen oder den Rest der Welt sein.“



    Erst einmal total subjektive Berichterstattung. Seit ihr Populisten oder Journalisten?

    Zweitens: was lässt darauf vermuten? Ein Staat, welcher nicht vor Menschenrechtsverletzungen der abartigsten Art an der eigenen Bevölkerung zurück schreckt, wird wohl weniger Gnade bei anderen Staaten zeigen. Siehe Taiwan, Hongkong.



    Also ich weiß nicht woran ihr fest macht, dass es besser für den Rest der Welt wäre wenn China nummer 1 wird.



    Bitte begründen wenn ihr das auch in einen Artikel schreibt.

    • @KeinGott KeinStaat:

      wieso lassen die Chinesen dann Hongkong nicht demokratisch sein - das wäre Multipolarität.

      • @Monika Frommel :

        Dürfen sich Teile der Bundesrepublik einen Sonderweg aussuchen? Natürlich nicht. So etwas gibt es nirgends.

        Es wäre schön, wenn es so wäre, aber so ist die Welt nicht.

        • 8G
          83379 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Die Verschleierung im Bezug auf Corona hat gezeigt das das chinesische System der liberalen Demokratie unterlegen ist.

          • @83379 (Profil gelöscht):

            In "liberalen Demokratien" wird natürlich nie etwas verschleiert :-)

            Aber natürlich haben Sie Recht. In der Zahle der Coronatoten sind die "liberalen Demokratien" China weit überlegen.

            Andererseits könnte es natürlich auch am Gesundheitssystem liegen. Ist schon auffällig, dass die Industriestaaten, die ihr Gesundheitssystem am meisten "liberalisiert" haben, jetzt die größten Probleme haben.

            PS: Das alles macht das chinesische System nicht gut. Aber es ist zu einfach, zu glauben, dass der Westen grundsätzlich immer überlegen ist.

  • ein antidemokratisches & antiliberales system sollte allen angst einjagen, selbst wenn es "nur" die nur die nr. 2 bleiben sollte

    • @kipferl:

      Ist das Unamerikanische System noch demokratisch? Ich würde es eine Plutokraten (Herrschaft der Reichen) nennen, aber sie sind sich nicht einmal in diesem Punkt einig, also leider ein kaputtes System, das früher einmal hohe Ideale hatte (lang ist es her).

  • "In China herrscht das Gefühl vor, dass die USA eine untergehende Macht sind, die mit ­letzter Kraft versucht, die Volksrepublik am Aufstieg zur Nummer 1 zu hindern."

    So falsch ist die Einschätzung nicht.

    "... Kishore Mahbubani etwa prognostiziert, dass die Ära der westlichen Dominanz nun endet."

    Muss eine ältere Aussage sein. Mit der Dominanz ist es nicht mehr weit her.

    „China will sein Modell nicht exportieren. Es kann sehr gut mit einer multipolaren Welt leben. Das anbrechende asiatische Jahrhundert muss nicht notwendigerweise unangenehm für den Westen oder den Rest der Welt sein.“

    Interessante Sicht. Mit etwas Glück stimmt es. Aber ich würde mich auf Dauer nicht darauf verlassen.