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Bewegungstermine in BerlinIn die Gänge kommen für's Klima

Im September plant die Klimabewegung zahlreiche Aktionen. Den Auftakt bildet ein Klimagerechtigkeitscamp auf dem Invalidenplatz.

Ohne Klimabewegung bewegt sich nix in Sachen Klimaschutz Foto: dpa

A usgetrocknete Flüsse, Waldbrände und Fischsterben in der Oder – auch dieser Sommer hat wieder eindrücklich vor Augen geführt, dass wir mitten in der Klimakrise stecken. Eine weitere (wenig überraschende) Erkenntnis, die sich am Ende des Sommers ziehen lässt, ist, dass auch eine Ampel-Koalition mit Grüner Regierungsbeteiligung nicht gewillt oder in der Lage ist, dieser Klimakrise angemessen zu begegnen.

Anstatt die Energiekrise als Chance zu nutzen, um sich von der Abhängigkeit fossiler Energie zu lösen und den Energieverbrauch zu verringern, treiben selbst grüne Po­li­ti­ke­r:in­nen den Ausbau fossiler Infrastruktur in Form von Flüssiggas-Terminals weiter voran. Schließlich schätzen Ex­per­t*in­nen die Klimaschädlichkeit von Frackinggas, dass über diese Terminals importiert werden soll, mindestens genauso hoch ein wie die von Steinkohle.

Höchste Zeit also für die Klimabewegung, wieder in die Gänge zu kommen und dem fossilen Rollback etwas entgegenzusetzen. Tatsächlich tut sich einiges: Ende Gelände probierten bereits beim System Change Camp Anfang August neue Aktionsformen aus. Ende September rufen Fridays for Future wieder zum globalen Klimastreik auf (23. September), und auch die Ak­ti­vis­t:in­nen Extinction Rebellion planen wieder eine „Herbst Rebellion“ genannte Aktionswoche (17.–20. September).

Klima-Camp in Berlin

Möglichkeiten zum aktiv werden und zum Vernetzen gibt es schon diese Woche. Am Donnerstag endet die Langstrecken-Fahrraddemo “Ohne Kerosin nach Berlin“ der Students for Future. Zwei Wochen lang sind hunderte Ak­ti­vis­t:in­nen auf verschiedenen Routen durch ganz Deutschland nach Berlin geradelt. Dabei machten sie immer wieder in Städten halt, um Aktionen und Workshops durchzuführen.

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Am Donnerstag startet die letzte Etappe der Demo in Potsdam, um nach Kundgebungen vor verschiedenen Bundesministerien auf dem Invalidenplatz ein Klimagerechtigkeitscamp aufzuschlagen (Start: Donnerstag, 1. September, 10:30 Uhr, Gustav-Hartmann-Platz am Wannsee). Am Freitag gibt es dann im Camp verschiedene Workshops und Möglichkeiten zum Austausch (Freitag, 2. September, 10–20 Uhr, Invalidenpark).

Abschiebezentrum am BER verhindern

Dabei lohnt sich diese Woche auch die umgekehrte Reise von Berlin nach Potsdam. Am Mittwoch soll nämlich dort im Brandenburger Landtag der Bau des geplanten Abschiebezentrums am BER diskutiert werden. Trotz aller Beschönigungen des Landes Brandenburgs, sehen Ak­ti­vis­t:in­nen in dem Zentrum vor allem ein Knast, mit dem Abschiebungen in großem Stil umgesetzt werden können.

Wäre das nicht schon scheußlich genug, soll das umstrittene Zentrum nicht vom Land selbst, sondern von einem Investor gebaut werden, der das Gebäude dann an das Land vermietet und so Millionengewinne einfahren würde. Das Land will nun eine Absichtserklärung unterzeichnen, mit der der Bau des Zentrums einen Stück näher rücken würde. Um die Unterzeichnung zu verhindern, ruft die Initiatibe „No Border Assembly“ zu Protesten vor dem Landtag auf (Mittwoch, 31. August, 9:30 Uhr, Ecke Humboldtstraße / Friedrich-Ebert-Straße, Potsdam).

In­ves­to­r:in­nen und Millionengewinne – das ist wiederum eine gute (und etwas faule) Überleitung zum aktuellen Zustand des Top-Fußballs. Vor allem die kommende WM in Katar droht vielen politisch aktiven Fußballfans die Freude am Sport zu nehmen.

Fußball & Antifaschismus

Ein Gegenmittel bietet das Buch „Links kickt besser. Der Mythos vom unpolitischen Fussball“ von Klaus-Dieter Stork und Jonas Wollenhaupt. In einem historischen Diskurs legen die Autoren dar, wie Fußball schon immer politisch geprägt war, aber zeigen auch, dass er auch international, progressiv und kreativ sein kann.

Im Anschluss an ein Freundschaftsspiel zwischen dem linken Verein „Roter Stern Leipzig“ und der Autorennationalmannschaft wird aus dem Buch gelesen (Mittwoch, den 31. August, Anpfiff: 18:30 Uhr, Lesung: 20 Uhr, Sportplatz SV Blau Weiß Berolina Mitte 49 e. V., Kleine Hamburger Str. 16).

Auch wenn man bei der Vielzahl der aktuellen Krisen schnell den Überblick verliert, sollte die Gefahr von Rechts nicht vernachlässigt werden. So treten rechtsextreme Gruppierungen wie „Der Dritte Weg“ wieder verstärkt im Bezirk Treptow-Köpenick auf. Neben dem Verbreiten von Propaganda macht sich das auch in einer steigenden Zahl rassistischer Übergriffe bemerkbar. Die Initiative “Uffmucken Schöneweide“ ruft daher zu einer “Reclaim your Kiez“-Demo gegen die rechten Umtriebe auf (Samstag, 3. September, 14 Uhr, S-Bahn Johannisthal).

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Jonas Wahmkow
Redakteur für Arbeit und Soziales im Berlin Ressort.
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