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Um Geld zu machen, nehmen Anbieter die emotionale Erschütterung der Nutzer*innen in Kauf Illustration: Xueh Magrini Troll

Betrug auf DatingseitenDas Geschäft mit gebrochenen Herzen

Viele Datingportale setzen falsche Profile ein, um Kund*innen auf ihren Seiten zu halten. Dahinter stehen unterbezahlte Chatmoderator*innen.

D as kreisförmige Ladesymbol in der Mitte des Bildschirms dreht sich wieder und wieder um sich selbst. Iminathi Mokoena* seufzt. „Gerade sind wohl nicht so viele Männer online“, sagt sie. Die 23-Jährige sitzt in der dämmerigen Küche ihrer Berliner Wohngemeinschaft – den Blick auf ihren kleinen Laptop gerichtet.

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Schließlich lädt doch noch eine neue Seite. Links erscheint das Foto eines bärtigen Mannes, darunter steht: „Robert, 45, liebt es, auf seiner Harley zu fahren, ist verheiratet und Kettenraucher.“ Rechts ist das Profil einer jungen Frau zu sehen: Lea. Auch unter Leas Foto befinden sich persönliche Informationen. Doch Lea ist keine reale Person, sie ist nur eine Rolle, in die Mokoena schlüpft. Im Chatverlauf hat Robert gerade ausführlich von seinem Tag erzählt. Mokoena setzt an. Fünf Minuten hat sie Zeit, ihm zu antworten – mindestens 70 Zeichen lang, möglichst liebevoll und persönlich.

Mokoena arbeitet für die britische Chatmoderationsfirma Cloudworkers Ltd. Das Unternehmen wird von kleineren Datingportalen beauftragt, um auf ihren Seiten falsche Profile zu betreiben. Die Portale wollen den Kund*innen damit mehr Auswahl suggerieren. Fakeprofile sind nicht als solche erkennbar: Sie schreiben Nutzer*innen aktiv an und chatten mit ihnen.

Hier fängt auch Mokoenas Arbeit an: Sie verfasst Chatnachrichten im Namen der Profile. Auf der Webseite von Cloudworkers wird ihre Tätigkeit als „Digital Actress“, also digitale Schauspielerin, bezeichnet. In den unternehmensinternen Mails ist dann aber, nicht weniger hochtrabend, von Agent*innen die Rede.

Der nächste Chatverlauf lädt: ein pensionierter Musiklehrer. Mokoena übernimmt die Rolle einer jungen alleinerziehenden Mutter auf der Suche nach „Abenteuer und Geborgenheit“. Der Mann verabschiedet sich gerade aus dem Chat. Sie beginnt zu tippen, schreibt „Nein, geh nicht“ und dass sie ihn vermissen werde. „Es ist wie ein Spiel“, sagt Mokoena und klingt dabei vorwurfsvoll und leicht angeekelt.

Auf dem Markt für Onlinedating ist momentan viel Geld zu holen. Fast jede*r dritte deutsche Internetnutzer*in ist auf Datingportalen angemeldet. Durchschnittlich geben diese Nutzer*innen monatlich 38 Euro für die Portale aus. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahr 2018 hervor.

Bei ihrer Arbeit meldet Mokoena sich nicht auf den jeweiligen Datingseiten an, sondern auf einer zentralen Oberfläche von Cloudworkers. Damit keine emotionale Bindung oder Mitleid mit den Usern entsteht, bekommt sie nach jeder abgeschickten Nachricht einen neuen Chatverlauf vorgesetzt. Jedes Mal muss sie erst die Notizen der vorangehenden Agent*innen durchlesen, um den Kunden und das Profil kennenzulernen. Die User, ausschließlich Männer, ahnen meist nichts von all dem. Oft glauben sie über Wochen hinweg, echten Frauen zu schreiben.

Die Arbeit empfindet Mokoena als belastend. Das Geschäftsmodell der Datingseiten sei „zutiefst sexistisch“, sagt sie. „Alles beruht auf dem Konzept austauschbarer Frauen und der Kommerzialisierung weiblicher Körper.“ Besonders deutlich wird das bei einem Blick in die Galeriefunktion von Cloudworkers. Hier können die Agent*innen Nacktfotos des jeweiligen Fakeprofils auswählen und an die Kunden versenden. Die Bilder passen zu den Profilfotos der Fake-Accounts und lassen sich größtenteils auf russische und europäische Pornoseiten zurückverfolgen.

Solche Fotos zu verschicken fühle sich schlecht an, erzählt Mokoena. Sie frage sich oft, wer die Frauen hinter den Bildern seien. Auch ein anderer Gedanke lässt ihr keine Ruhe: „Was, wenn eine dieser Frauen einmal die Straße hinunterläuft und es kommt ein Mann auf sie zu und sagt ihr, dass er seit Monaten mit ihr chattet“, fragt Mokoena. „Wir bringen hier Frauen in Gefahr.“

Keine zwei Wochen nachdem sie angefangen hat, als Agentin zu arbeiten, will Mokoena mit dem Job wieder aufhören. Sie meldet sich nur noch gelegentlich auf der Plattform an.

Die Südafrikanerin studiert in Berlin und ist erst seit zwei Jahren in Deutschland. Über ihre Cousine ist sie vor einem Jahr auf Cloudworkers gestoßen. Mokoena suchte damals Arbeit – bei dem Chat­moderationsdienst wurde sie direkt genommen. Die Flirtnachrichten schreibt sie auf Englisch. Das Unternehmen wird allerdings nicht nur von englischsprachigen Datingseiten beauftragt: Auf der Internetseite werden Agent*innen für 34 Sprachen gesucht – unter anderem auch Deutsch.

„Es ist doppelte Ausbeutung“, so beschreibt Mokoena das Geschäftsmodell von Cloudworkers. Die Unternehmen bereicherten sich einerseits an der Arbeitskraft der Agent*innen, während sie gleichzeitig die Einsamkeit und Gutgläubigkeit der User ausnutzen.

Einer dieser User ist Bruno Jungherz. Er hatte der taz in einem Leserbrief von seinen Erfahrungen berichtet. Knapp zwei Monate schreibt er sich auf der Datingwebseite lamores.de mit verschiedenen Frauen und zahlt dafür insgesamt mehr als 1.500 Euro. Nur durch Zufall wird er schließlich darauf aufmerksam, dass er nicht mit echten Menschen chattet. Jungherz trifft das hart – finanziell, aber auch emotional. Auch noch Wochen später hört man dem 69-Jährigen den Ärger an.

Er sitzt auf einem cremefarbenen Sessel inmitten des kleinen Wohnzimmers seiner Solinger Mietwohnung. Um ihn herum liegen Dutzende Stapel CDs auf dem grauen Teppichboden. Jungherz digitalisiert in großem Stil Schallplatten und Kassetten. Das ist gleichzeitig Hobby und Nebentätigkeit des pensionierten Fernmeldemonteurs. Seit einigen Jahren lebt Jungherz allein. Seine Frau musste ihrer Demenz wegen lange in einer Einrichtung gepflegt werden, bevor sie vor zwei Jahren schließlich verstarb.

Drei Euro pro Nachricht

Anfang dieses Jahres gibt er sich dann einen Ruck: „So!“, sagt er sich, „ich will nicht mehr alleine sein.“ Zunächst meldet er sich bei größeren Datingportalen an. Der Erfolg bleibt aber aus: Nur wenige Frauen antworten ihm. Schließlich stößt Jungherz über eine Google-Suche auf die Seite lamores.de. Auf der Startseite steht in großer roter Schrift ein Versprechen: „Finde deinen Traumpartner.“

Ob lamores.de mit Cloudworkers zusammenarbeitet, ist nicht nachweisbar. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass auch dieses Portal eine Chat­mo­de­ra­tionsfirma engagiert: lamores.de und die von Cloudworkers bespielten Portale funktionieren nach demselben Prinzip. Die Kunden zahlen keinen Mitgliedsbeitrag – sie zahlen pro geschriebener Nachricht. Dafür gibt es eine seiteneigene Währung, die sogenannten Coins, die in Paketen im Wert von 5 bis zu 350 Euro auf der Webseite angeboten werden. Das Geschäftsmodell des Portals beruht also darauf, die Kunden möglichst lange in einem teuren moderierten Onlinechat zu halten.

Fakten über das Onlinedating

Weitverbreitete Nutzung

29 Prozent der deutschen Internetnutzer*innen ist auf Datingportalen angemeldet. Durchschnittlich geben diese Nutzer*innen monatlich 38 Euro für die Portale aus.

Fakeprofile

187 deutschsprachige Flirtportale setzen Fakeprofile ein. Das Flensburger Medienunter­nehmen BeKa Media GmbH betreibt mindestens 34 solcher Datingseiten.

Die Kosten und der Lohn

Nutzer*innen der Datingportale zahlen im Schnitt etwa 3 Euro für eine Nachricht. Die Chatmoderator*innen erhalten für ihre verfassten Nachrichten teils nur jeweils 10 Cent.

187 deutschsprachige Flirtportale setzen Fakeprofile ein. Auf diese Zahl kommt die Verbraucherzentrale in ihrem Bericht aus dem Jahr 2017. Die Dunkelziffer liege vermutlich weit höher, schätzt Carola Elbrecht, die bei der Organisation für den Bereich Onlinedating zuständig ist. Seit Jahren bekommt sie regelmäßig Beschwerden zu Seiten mit Fakeprofilen.

In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von lamores.de steht offen, dass die Seite falsche Profile einsetzt. Es handle sich um einen „moderierten Dienst“, heißt es dort. Hätte Jungherz also wissen müssen, worauf er sich einlässt? Ist der Betrug der Portale legal? Elbrecht ist sich nicht sicher. Es komme darauf an, wie offensiv die Seitenbetreibenden damit umgehen. „Wenn die AGB Klauseln enthält, mit denen der Verbraucher nicht rechnen kann, darf sich der Anbieter nicht der Verantwortung entziehen“, sagt sie.

„Mein erster Eindruck der Seite war hervorragend“, erinnert sich Jungherz. Sofort hätten ihn Frauen angeschrieben – viele sogar aus seiner Gegend. Die Profile der Frauen wirken auf Jungherz glaubhaft. Sie enthalten viele persönliche Informationen. „Und Fotos“, erzählt er, „schöne Fotos. Alles komplett, als wenn die wirklich real wären.“ Er schnaubt leise.

Die Kunden bauen manchmal enge Verbindungen zu den Fakeprofilen auf, so richtige Beziehungen

Die Nachrichten, die er anfangs erhält, sind sehr direkt und oft sexuell. Ihn wundert das, doch er bleibt trotzdem auf der Seite. „Ohne Erotik wären wir schließlich alle nicht“, sagt Jungherz in seinem breiten rheinischen Akzent. Auch Mokoena hat mit der sexuellen Seite ihres Berufs wenig Probleme. „Ich wollte eh ein bisschen meine Sexting-Fähigkeiten verbessern“, erzählt sie und lacht kurz auf. Umso erstaunter ist sie dann, wie selten sich die Nachrichten um Sex drehen. Viel häufiger erzählen die Männer von ihren Problemen in Job und Ehe. Es sei oft mehr Therapie als Flirt, sagt Mokoena. Die Kunden würden manchmal enge Verbindungen zu den Fakeprofilen aufbauen, „so richtige Beziehungen“, erzählt sie.

Auch Jungherz öffnet sich den Frauen gegenüber. Mit zwei Profilen chattet er besonders viel: „Sehr intim und persönlich war das alles“, erzählt er. „Richtig lange Nachrichten“ habe er geschrieben. Es dauert nicht lange bis zum ersten: „Ich hab dich lieb.“ Immer häufiger schreiben sich Jungherz und seine vermeintlichen Verehrerinnen in den folgenden Wochen solche liebevollen Nachrichten.

Wieder und wieder fragt Jungherz die Damen, so nennt er seine Kontakte, ob sie sich ein Treffen mit ihm vorstellen könnten. Doch die weichen aus. Meist schreiben sie von beruflichen oder ­privaten Verpflichtungen. Auf den Vorschlag, die Konversation per E-Mail oder Telefon weiterzuführen, erzählen die Profile von schlechten Erfahrungen mit Männern und bitten um mehr Zeit.

Für die Agentinnen gibt es viele generelle Tipps: So solle der Ton ihrer Nachrichten beispielsweise immer bewundernd oder aber verständnisvoll sein

Im Schulungsmaterial für die Agent*innen von Cloudworkers werden genau diese Taktiken vermittelt. Das Material liegt der taz vor. Für die Agentinnen gibt es hier viele generelle Tipps: So solle der Ton ihrer Nachrichten beispielsweise immer bewundernd oder aber verständnisvoll sein. Auch für den Fall, dass sich ein Kunde treffen will, gibt es verschiedene Hilfestellungen.

In einem Dokument wird den Agent*innen sogar vorgeschlagen, Sexualstraftaten zu erfinden, um Misstrauen zu begründen und ein Treffen hinauszuzögern. Das entsprechende Skript wird in dem Dokument als „großartige Ausrede“ betitelt. Das Ziel all dieser Taktiken: den Kunden zu motivieren, weiterhin im kostenpflichtigen Onlinechat zu bleiben. Anders gesagt: die Hoffnung nicht zu verlieren.

Bei Jungherz geht diese Rechnung auf. „Ich habe immer geglaubt, dass da noch was zustande kommt“, erzählt er. Deshalb schreibt er weiter, kauft ein Coinspaket nach dem anderen – zuerst immer nur die kleinen, die für 5 Euro. Doch die reichen oft nur kurz. Irgendwann verliert er den Überblick. Als Jungherz dann seinen Kontoauszug in den Händen hält, kann er es kaum glauben. Die 1.500 Euro übersteigen bei Weitem die monatliche Rente des Witwers. „Das schlägt natürlich arg zu Buche“, sagt er.

Im Schnitt zahlt Jungherz umgerechnet etwa 3 Euro für eine einzige Nachricht. Mokoena erhält hingegen für ihre Nachrichten nur jeweils 10 Cent. Bei durchschnittlich ungefähr 30 Nachrichten in der Stunde kommt sie so auf einen Stundenlohn von 3 Euro. Offiziell ist Mokoena nicht bei Cloudworkers angestellt. Sie arbeitet als „Freelancer“. So steht es in ihrem Werkvertrag, der der taz vorliegt.

„So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagt Andreja Schneider-Dörr zu diesem Vertrag. Die Rechtsanwältin für Arbeitsrecht ist Spezialistin im Bereich Plattformarbeit. Bei Mokoena erkennt sie einen klaren Fall von Scheinselbstständigkeit. Den Vertrag hält sie nach deutschem Recht für ungültig. Mokoena muss eine Mindestanzahl an Schichten in der Woche absolvieren.

Sie hat ein Verbot, für die Konkurrenz zu arbeiten, und wird in ihrem Job dauerhaft von einem Monitoring überwacht. „Das ist ganz klar ein Arbeitsverhältnis“, erklärt Schneider-Dörr. Diese Unterscheidung ist wichtig. Würden die Plattformarbeitenden in der Datingbranche nämlich als Arbeitnehmer*innen gesehen, hätten sie einen Anspruch auf Mindestlohn, bezahlten Urlaub und Sozialversicherungsbeiträge.

Michael Silberman kennt das Problem. Er beschäftigt sich für die Gewerkschaft IG Metall mit dem Phänomen Plattformarbeit. „Plattformen sind oft ein relativ rechtsfreier Raum für die Arbeitenden“, sagt Silberman. Nicht alle Fälle seien aber so extrem wie die Datingbranche. Auch für die Arbeitenden könne Plattformarbeit manchmal sinnvoll sein, berichtet er, zum Beispiel durch die örtliche und zeitliche Flexibilität. Nach seiner Schätzung verdienen in Deutschland momentan etwa eine Million Menschen ihr Einkommen auf Internetplattformen.

Mokoena hat mittlerweile gekündigt und arbeitet in einem Café. Das Geld für ihren ersten Monat als Agentin hat sie, mehr als ein halbes Jahr später, immer noch nicht erhalten. Sie zuckt nur mit den Schultern, als sie davon erzählt. Mokoena ist sichtlich froh, die Arbeit als Chatagentin hinter sich zu lassen. Von Cloudworkers will sie nichts mehr hören. Das Unternehmen selbst reagiert auf wiederholte Anfragen der taz nicht.

Als Jungherz herausfindet, dass seine Kontakte nicht real sind, meldet er sich sofort von lamores.de ab. Der Betrug macht ihn wütend. „Bei so etwas werde ich zum Tier“, sagt Jungherz. Er schreibt der Polizei, seiner Bank, dem Seitenbetreiber und der Verbraucherzentrale. Aber es hilft nichts. Das Geld wird er wahrscheinlich nicht mehr zurückbekommen.

Das Impressum von lamores.de weist als Betreiber eine Einzelperson mit Istanbuler Privatadresse aus. Die Zahlungsabwicklung von Jungherz’ Rechnung läuft jedoch über das Flensburger Medienunternehmen BeKa Media GmbH. Das ist kein Zufall. Hinter dem Datingportal steckt ein Firmengeflecht, das sich von Flensburg über London bis nach Istanbul erstreckt.

Mehr als 34 Datingseiten lassen sich auf die kleine Gruppe in Norddeutschland zurückführen, die nach taz-Informationen ausschließlich aus Männern besteht. Auf allen Seiten ist beispielsweise derselbe Datenschutzbeauftragte angegeben. Die Gruppe gründet immer wieder neue Unternehmen in neuen Konstellationen. Auf zahlreiche Anfragen der taz per Mail und an die deutschen Adressen der Betreiberfirmen und Personen folgt keine Reaktion. Über Wochen bleiben alle Kontaktversuche unbeantwortet.

Es sei nicht selten, dass größere Netzwerke hinter betrügerischen Datingseiten stehen, erzählt Carola Elbrecht von der Verbraucherzentrale. Oft betreibe eine Person mehr als zehn Seiten parallel. Sich mit einer Domain zu registrieren und Verbrauchern Geld aus der Tasche zu ziehen, sei nicht schwer, sagt sie. Meistens müssten die Unternehmen keine Konsequenzen fürchten.

Denn selbst wenn Kund*innen vor Gericht Recht bekommen, könne es schwierig sein, das Urteil durchzusetzen – besonders wenn die Betreiber*innen im Ausland sitzen. Trotz alledem empfiehlt Elbrecht allen Betrugsopfern, sich rechtlich beraten zu lassen und Beschwerde bei der Verbraucherzentrale einzureichen.

Jungherz hat den Kampf um sein Geld mittlerweile aufgegeben. Allein ist er aber nicht mehr: Einen Monat nachdem er sich von lamores.de abmeldet, findet der 69-Jährige eine neue Freundin. Allerdings nicht über eine Datingseite: Jungherz schaltet eine Zeitungsanzeige im Solinger Tagblatt. Schon nach wenigen Tagen meldet sich eine Frau bei ihm – gleiches Alter, auch verwitwet und aus Solingen. „Ich wohne schon halb bei ihr“, sagt Jungherz, und ein breites Grinsen zeigt sich unter seinem blondgrauen Schnauzer, „jetzt bin ich mal gespannt, ob das was wird.“

*Name von der Redaktion geändert.

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22 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Als Betreiber und Mitgründer einer Dating-Plattform, die es nun seit 2006 gibt, erlaube ich mir etwas zu ergänzen:

    (1) Schaut man sich z.B. die Anbieter an, die auf Vergleichsseiten, wie singleboersenvergleich, dargestellt werden, wird man dort unter Partnervermittlung etc. sicherlich keine Seiten mit Chat-Moderatoren finden.

    (2) Ich selbst kann nicht ersehen, dass solche Seiten zugenommen haben. Nach meiner Einschätzung spricht es sich immer mehr rum und wird eine Reihe von Leuten, die echt nach Beziehung suchen, abhalten, auf solche Seite zu gehen. Zudem kann man mit solchen Seiten ja gar keinen guten Ruf im Internet aufbauen, was auch eher auf Eintagsfliegen hindeutet - vielleicht werden deshalb immer wieder neue Firmen gegründet.

    (3) Anders ist es womöglich im Erotik-Bereich, weil es da tatsächlich oft gar nicht um Realität, sondern virtuelle Sachen geht. Da blenden dann die Nutzer (es ist fast immer Männer) vermutlich auch gerne aus, mit wem sie da wirklich kommunizieren.

    (4) Vermutlich hängt das ganze auch mit einer fehlgeleiteten Anspruchshaltung auf sofortige Belohnung und Kommunikation zusammen. In Wirklichkeit kann eine ernsthafte Partnersuche locker 1-3 Jahre dauern und man erhält eben gerade nicht sofort hochgradig erfolgversprechende Chat-Antworten. Diese Chat-Moderatoren-System nutzen die Sucht nach sofortiger Belohnung. Wer für eine längerfristige und nachhaltige Suche, auch mit längeren Antwortpausen, nicht bereit ist, fällt leichter auf Moderationssysteme hinein.

  • Mich wundert ehrlicherweise warum sich noch keiner mit den Personen die hinter den Portalen stehen in Persona auseinandergesetzt hat.



    Bei etwas Recherche führen die Spuren nach Hamburg, Hannover, Sieverstedt und Berlin.



    Interessant sind u.a. die schnellen Geschäftsführerwechsel und verschiedenen anderen Tätigkeitsfelder der Firmen.

  • na sie meint ja nicht das die "Endkunden" ihr gegebüber sexistisch seien sondern cloudworker. Kann man so sehen muss man aber nicht Ich wette die nehmen jeden der ein paar Buchstaben in eine halbwegs sinnvolle Reihenfolge bringen kann und bereit ist für eine Hungerlohn zu arbeiten.

  • Interessant, wie lang es gebraucht hat, bis dieses Thema an die Öffentlichkeit kommt. Ich bin seit fast 20 Jahren immer mal wieder in Chats unterwegs - teilweise ziemlich ausufernd und exessiv - obwohl ich schon früh wußte, dass es sich um eine fiese Verarschungsmaschinerie handelt. Warum ich es trotzdem tue? Ganz einfach: Mediensucht bzw. süchtig nach Cybersex. Und glaubt mir, man sieht mir das, wie wahrsch. den meisten in meiner Situ., nicht an.



    Also Leute, lasst die Finger davon - egal, ob es sich um kostenlose oder kommerzielle Chats handelt. Das macht abhängig, sozialgestört, ja krank.

  • Es ist interessant, dass es das alles noch gibt und wie viele (wie ich damals), davon nichts wissen. 1996 mit meinem neuen ISDN Anschluss bekam ich einen 300 DM Gutschein. In den eher BTX gestalteten Chats war fast niemand, ausser in einem, der ca. eine DM zusätzlich pro Minute kostete. Dort wurde ich förmlich von "Damen" belagert, ich solle doch dort bleiben, ich wäre ja so nett, toll etc. Die 300 DM waren fix weg, aber es war ja ein Gutschein und ich habe gelernt in frühen Jahren. Drei Jahre später lernte ich eine Dame kennen, die genau diese Tätigkeit, wie hier beschrieben durchführte und mir das auch mit den Chatsprüngen und Honorar so erklärte. Also ist es wohl ein auf Dauer angelegtes Geschäftsmodell

  • Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen mit Partnerbörsen gehe ich weiter: Insbesondere hinter den Partnerbörsen mit Psychotest stehen möglicherweise Sekten, die wie einst die Stasi, Widerständigen eine Frau ins Bett legen und über Frauenprofile wirklich ganz widerwärtige Mails an mich schrieben.

    Das passierte zwei Mal, bei BZ-Flirt und bei Finya, Parship war auch sehr mies, denn Parship versuchte, mir das Widerrufsrecht zu nehmen.

    Passt bei Parship und Elite Partners bloß auf diease Masche auf und lasst euch nicht beirren, sondern klagt, ihr bekommt alle Mitgliedsbeiträge und Rechtsanwaltskosten zurück plus 3% über dem Basiszins, falls es länger dauert, bei mir ungefähr ein Jahr.

    Investorengruppen, die da drin hocken, darf man das nicht durchgehen lassen.

    Die Holtzenbrinck-Gruppe hockt in "die ZEIT" und diesem sehr merkwürdigen Springer-Verlag aus den USA (Macmillian & Co.).

    Und die Zeit, ich hielt sie ja mal für seriös, die löscht euch die Kommentare, dass es kracht und die Begründungen würden seltenst der Überprüfung durch die Justiz standhalten.

    Irgend so ein britischer Investor hockt in Parship und bietet nur Ärger für das horrende Geld, so meine ich.

    Früher hockte Holtzenbrinck noch drin, aber auch da war es kaum besser.

    Insgesamt ein Firmendickicht, das man besser nicht so genau unter die Lupe nimmt, denn dann wird es einem schlecht, mir jedenfalls.

    Finya und Parship sind in Hamburg ansäßig, auch Scientology hat dort sein Deutschlandhauptquartier, mit Berlin, wo Lebensfreunde herkommt.

    Man zahlt und zahlt und bekommt keine Gegenleistung, Kontakte lassen sich nett an und verlaufen dann, als wäre es ein Zufall, äußerst merkwürdig im Sande.

    Diese Strolche sollten sich nicht sicher fühlen dürfen, deswegenm rate ich zu rechtlichen Mitteln, auch wenn es anstrengend ist, denn ein Sieg vor Gericht lässt ansatzweise wieder an eine Gewaltenteilung glauben und macht Mut, dass hier in der BRD nicht schon wieder alles zu spät ist.

    Sekten sind zu verfolgen.

    • @tobilechat:

      Wer zahlt den was bei Finya? Die sind komplett kostenlos und werbefinanziert.

    • @tobilechat:

      Bei Parship und Elite Partner "gehört" ProSiebenSat.1. Auch in die App Lovoo habe sie sich eingekauft.

      Es gibt auf Youtube einen aktuellen Beitrag dazu.



      Wenn man in der Youtube Suche "SWR3 Walulis Story Pro7" eingibt, erhält man den Bericht als ersten Treffer.

  • Die Frauen lassen sich dafür bezahlen das sie Männern Sachen vorspielen die nicht da sind und dann ist das Ganze gegenüber Frauen sexistisch?



    Rly?

    Hier wird doch ein Wenig Ursache und Wirkung verdreht, oder?

  • Top Recherche, danke für diesen guten und sehr informativen Artikel.

  • Die Larmoyanz dieser Dame widert mich an.

    • RS
      Ria Sauter
      @Naturwissenschaftler:

      Mich auch. Der Bezrug ist nur möglich, da Frauen diesen Betrug mitmachen und sich nich dafür bezahlen lassen. Letzteres auch noch ausbeuterisch.

      • @Ria Sauter:

        Nein, der Betrug ist möglich weil wir genügend Menschen haben die sich in einer finanziellen Notlage befinden und nicht wählerisch sein können was für Arbeit sie machen. Und die Dame hat a) mit Reportern über das Ganze geredet, b) sich einen anderen Job gesucht. Und danach wurde sie ebenfalls über den Tisch gezogen. Sie ist hier ebenfalls Opfer.

        Täter sind die, die den Scheiß betreiben und davon profitieren dass es genügend Menschen gibt die jede Arbeit annehmen müssen. Wofür das mutwillig abgebaute soziale Netz verantwortlich ist

  • vorspiegelung ....

    falscher tatsachen.

  • Natürlich sollte man nicht mit Gefühlen anderer Menschen spielen, vor allem für Geld, aber wer auf sowas reinfällt, der gibt doch dem lustigen Lama im Internet auch seine Kreditkartendaten.

    Da gab es dieses Jahr eine Doku von STRG_F dazu.

    youtu.be/tttHVfn_joo

    Wenn ich mir da die Texte angeschaut habe, hatte ich wirklich das Gefühl und die Empfänger waren in der Regel Männer, das an diesem Witz, das wir mit 2 Körperteilen denken, aber nur Blut für eins von beiden gleichzeitig haben, etwas dran ist.

    • @Sven Günther:

      Hola - den neusten longdrink & die Lombardei noch nicht mitgerechnet -



      Jung. Ist der Langweilfaktor im aktuellen 80 Std Tag aber mal wieder ganz besonders hoch - was soll das erst ab Montag geben - Gelle!



      &



      Kein Land in Sicht - 😎 - Udo laß gehn -



      m.youtube.com/watc...kJqjgcZei95F1f4hAQ

      • @Lowandorder:

        Schön, wie ihr beiden euch mögt.

        Zum Thema: Es stehen jeden Tag ein paar Dumme auf, oder Leichtgläubige.

        Bei mir ruft auch alle zwei Wochen "Bob from Microsoft" an.

        Das ist aber alles noch pillepalle.

        Fies sind so Sachen wie falscher Cop oder der gute alte Enkeltrick. Das trifft immer alte Leute. Da wünsche ich den Tätern so gar nichts Gutes.

  • "Chat­mo­de­ra­tionsfirmen"

    "In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von lamores.de steht offen, dass die Seite falsche Profile einsetzt."

    Warum ist so etwas legal?

  • Das ist in mehrfacher Hinsicht widerlich. Die Ausbeutung der Frauen, die diesen Job machen, macht mich wütend. Und ich würde darauf wetten dass das Achselzucken von Frau Mokoena einkalkuliert ist, und der Großteil dieser Damen geprellt wird.

    Der Betrug am Kunden ist noch widerlicher. Beides müsste dringend juristisch geprüft werden. Ich fürchte aber das scheitert an der Struktur dieser Firmen und dran dass niemand zugeben will auf sowas hereigefallen zu sein.

    Ich lasse mal einen Ratschlag hier den ich ich bereits Ende der 90er im IRC gelernt habe: Langes hin- und herschreiben vermeiden. Wenn man eine reale Beziehung sucht muss das Ziel auch immer ein reales Treffen sein, und zwar recht schnell. Denn, selbst wenn das Gegenüber real ist, das Bild das man sich von der Person macht ist es nicht. Gefühle die man eventuell entwickelt haben eine imaginäre Person als Ziel. Wenn die Person kein reales Treffen will oder es immer wieder herauszögert: abhaken, next! Es sei denn natürlich das eigene Ziel ist eine Chatfreundschaft, aber auch darüber muss man sich im Klaren sein und das auch so kommunizieren.

    • @Yodel Diplom:

      Mit Frau Mokoena habe ich kein Mitleid, eher mit ihren "Opfern". Sie muss das nicht machen.

      • @Siebenstein:

        Ich vermute essen wird sie auch nicht müssen, richtig? Ich gehe schlicht davon aus dass ihr nicht ganz klar war worauf sie sich da beworben hat - und als es ihr klar wurde hat sie offen darüber geredet und sich etwas anderes gesucht. Mehr kann man echt nicht verlangen - die Anzeige wird nicht gewesen sein "Suchen Frauen die arme Wichte nach Stich und Faden übers Ohr hauen", und Menschen tendieren generell nicht dazu hellsichtig zu sein.

    • @Yodel Diplom:

      In den 90ern egal ob IRC oder Webportal war die Welt aber noch irgendwo in Ordnung. (Schön wenn man sowas sagen kann ;)) Fotos irgendwie zu verschicken war mit großem Aufwand verbunden, Kommerzialisierung lag noch Jahre entfernt. Also zu der Zeit konnte man auch mit gutem Gewissen langjährige Onlinefreundschaften pflegen.

      Und klar, jetzt sind Bilder die Aushängeschilder. Bzw im Zweifelsfall muss man besonders kreativ und eloquent sein, damit man sich dann einig wird sich schnell zu treffen. Wundert mich prinzipiell nicht, dass das als sexistisch bezeichnet wird, umgekehrt scheinen wohl alle ihren Preis zu zahlen - selbst bei den i.d.R. kostenlosen Plattformen.

      Aber ist nicht alles schlecht, ich pflege heute eine noch langjährige Freundschaft aus dem Internet. Das erste mal haben wir uns nach über einem Jahr getroffen. Also es geht auch ohne sofort treffen ;) Ansonsten nutze ich Nischen-Communities, allerdings dann eher zu nerdigen Tech-Themen.