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Betr.: Gülden Yilmaz

Gülden Yilmaz, 32, Informatikerin, ein Kind: Meine Eltern waren Arbeiter. Ich wußte schon ziemlich früh, daß ich studieren wollte. Außerdem wollte ich auf keinen Fall ein Kind, denn als älteste Tochter hatte ich viel unter der Berufstätigkeit meiner Mutter zu leiden. Ich mußte die Ersatzmutter meiner drei Geschwister sein.

Der Einstieg in Berlin war für mich schwierig, da ich erst mit 12 Jahren aus der Türkei hierherkam und noch kein Wort Deutsch konnte. Mit 15 zog ich bei meinen Eltern aus. Trotzdem habe ich mit 18 das Abitur geschafft.

Danach, 1984, arbeitete ich in einer Beratungsstelle für türkische Frauen. Aber die tagtägliche Konfrontation mit den Problemen der Mädchen und Frauen hat mich zu sehr deprimiert.

Ich studierte als Herausforderung ein naturwissenschaftliches Fach und schloß Informatik mit „sehr gut“ ab. Nebenbei arbeitete ich weiter in einem Projekt für Migrantinnen. Jetzt aber als Dozentin für Mathematik und Physik. Während meiner Examensarbeit wurde ich schwanger. 1993 kam mein Sohn Berkay zur Welt. Meine Mutter konnte auf ihn aufpassen, so machte ich Examen. Mit Kind war für mich klar, jetzt kann ich keine Karriere mehr machen mit 60-Stunden-Woche. Mein Mann arbeitet selbständig, konnte also nicht zurückstecken, es wäre schrecklich, wenn ich meinen Sohn zuwenig sehen würde. Dann hätte ich Angst, seine Entwicklung vielleicht zu verpassen.

Nach knapp zwei Jahren Erziehungsurlaub wurde es etwas langweilig. Stellen als Informatikerin gab es nach dem Mauerfall kaum noch. Ich bin dann wieder halbtags bei dem Qualifizierungsprojekt eingesteigen. Seit kurzem, Berkay ist jetzt drei Jahre, habe ich fast eine volle Stelle. Das Unterrichten macht mir Spaß, aber Beruf und Kind zu vereinbaren ist sehr stressig. Jeder Frisörbesuch wird zum Luxus. Dabei ist meine Position im Vergleich zu den Migrantinnen in unseren Kursen noch sehr gut.

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