: Besser für die Uiguren
VW verteidigt sein Engagement in der chinesischen Provinz Xinjiang: Nur 5,7 Prozent der Weltbevölkerung lebten in einer Demokratie, „so wie wir sie kennen“
Der VW-Konzern hat erneut seine Geschäfte in der chinesischen Provinz Xinjiang verteidigt – trotz der Berichte über Menschenrechtsverstöße. „Wir stehen zu unserem Engagement in China, auch in Xinjiang“, sagte Konzernchef Herbert Diess der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die Präsenz des Unternehmens trage eher zu einer Verbesserung der Lage für die Menschen bei als eine Abkehr.
VW sei sicher, dass für die Produktion dort keine Zwangsarbeiter abgestellt werden. „Weder wir noch unsere Zulieferer beschäftigen Zwangsarbeiter. Hier haben wir eine Nulltoleranz. Auch in Xinjiang halten wir unsere Werte hoch, dazu gehören eine Arbeitnehmervertretung, Achtung von Minderheiten und Sozial- und Arbeitsstandards“, sagte Diess.
VW betreibt in der Provinzhauptstadt Ürümqi ein Werk zusammen mit dem Joint-Venture-Partner SAIC. Der VW-Konzern verkauft mehr als 40 Prozent seiner Autos in China. Das Internationale Netzwerk investigativer Journalisten hatte im November chinesische Dokumente veröffentlicht, die eine systematische Verfolgung der Uiguren und Anleitungen zur massenhaften Internierung der muslimischen Minderheit zeigen.
Der Konzernchef rechtfertigt im Übrigen generell Geschäfte in autokratisch regierten Staaten: Nur 5,7 Prozent der Weltbevölkerung lebten laut Economist in einer Demokratie, „so wie wir sie kennen“, sagte Diess: „Wären wir nur in diesen Ländern tätig, hätten wir und auch alle anderen Weltunternehmen keinen Bestand.“
Über eine „Sozialcharta“ bei VW sollen verbindliche Regeln die Einhaltung von Menschenrechten im Werksnetz und in allen Geschäftskontakten mit Zulieferern abgesichert werden. Aus einer Antwort der Niedersächsischen Landesregierung auf eine Anfrage der Grünen ging hervor, dass dem Konzern keine Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen vorlägen. Rund jeder Vierte der 650 Mitarbeiter gehöre Minderheiten an – das entspreche dem Anteil der Minderheiten in Ürümqi.
Diess kritisierte auch die Sanktionspolitik gegen Russland. „Wir haben 6.000 Mitarbeiter in Russland, dazu Zulieferer und Kunden. Wir haben dort einen Markt, wir sind daher froh, wenn es Russland gut geht, deswegen schaden Sanktionen“. (dpa)
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