Beschuldigungen gegen deutschen Konsul: Übergriffig beim Queerfestival
Gegen den deutschen Generalkonsul in Pakistan wurden Vorwürfe erhoben. Er soll auf dem ersten Queerfestival in Karatschi Frauen belästigt haben.

Dieses Engagement ist eigentlich zu loben: Angehörige sexueller Minderheiten werden in Pakistan oft unterdrückt und besonders von Islamisten immer wieder angegriffen und sogar getötet. Gerade deshalb sind Beschwerden von LGBTQI-Personen für sie sehr riskant, was die Vorwürfe gegen den Diplomaten umso schwerwiegender macht.
Das Fest mit 60 Teilnehmenden fand schon am 13. November statt. Die kanadisch-pakistanische Organisatorin und Rockmusikerin Urvah Khan machte aber erst am 22. April die Vorwürfe öffentlich. Drei Tage später beschwerte sich Khan offiziell beim Auswärtigen Amt und belegte dies mit Zeugenaussagen. Offenbar hatte bis dahin die Angst überwogen, ein Outing der Opfer und öffentliche Aufmerksamkeit könnten negative Folgen für die Betroffenen haben. Deshalb war auch von einer Anzeige bei der lokalen Polizei abgesehen worden.
Der Lifestylemagazin Vice machte vergangene Woche in seiner englischsprachigen Onlineausgabe auf den Fall aufmerksam. Das Auswärtige Amt erklärte dazu jetzt auf Anfrage der taz, dass es nach Bekanntwerden sofort eine Überprüfung des Falls eingeleitet habe, „die im Moment noch andauert“. Wegen des Persönlichkeitsschutzes könnten keine weiteren Angaben gemacht werden.
Der Konsul könne sich an nichts erinnern
Der Vice-Autor hatte nach eigenen Angaben mit Khan und sechs Teilnehmer*innen gesprochen. Der Generalkonsul wollte sich nicht äußern. Laut Khan hätte der Diplomat besonders eine Frau belästigt und sie traumatisiert.
Als Khan sich später bei ihm über sein Verhalten beschwert habe, hätte er gesagt, er sei betrunken gewesen (was in einem islamischen Land bereits ein Affront ist) und könne sich an nichts erinnern. Er habe sich bei der Frau persönlich entschuldigen wollen, diese wollte ihn aber keinesfalls erneut treffen und drängte auf eine schriftliche Entschuldigung. Diese habe der Konsul verweigert.
Sie denke jetzt, dass es ihm nie wirklich darum gegangen sei, die Queer-Community zu unterstützen, sondern vor allem darum, sich so zu benehmen, wie er es getan habe, sagte Khan zu Vice. Andere sprachen von „neokolonialem Verhalten“.
🏳️⚧️ SHANTAY. YOU PAY. 🏳️🌈
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Informationen auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich aber leisten kann, darf einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahl zum Bundesverfassungsgericht
Brosius-Gersdorf zieht sich zurück
Mitarbeiter von SPD-Mann abgewiesen
Antifa-Shirt im Bundestag unerwünscht
Chefarzt klagt gegen Klinik in Lippstadt
Joachim Volz will sich Abbrüche nicht verbieten lassen
Wolfram Weimers Genderverbot
Weg mit dem Wokismus
Parole „From the River to the Sea“
Anwält*innen fordern Ende der Kriminalisierung
Steuergeld für Gasumlage
Doppelt dumm