Berufsmesse „Shop a Job“: Orientierungslos zwischen Primark und Decathlon
In Berlins größter Mall sollen Unternehmen, Azubis und Jobsuchende zueinanderfinden. Doch oft scheitert es an den Anforderungen der Unternehmen.

M ittwochmorgen, kurz nach 10 Uhr. Trotz früher Stunde ist in den Gropiuspassagen ungewöhnlich viel los. Vorwiegend junge Menschen wuseln an den noch geschlossenen Läden des Einkaufscenters vorbei, Flyer, Gratis-Kugelschreiber und andere Goodies in den Händen. Grund für den hohen Andrang ist die Berufs-Messe „Shop a Job“, die seit 2014 regelmäßig in Berliner Einkaufscentern stattfindet.
Eine junge Frau mit Brille steht in einer Schlange für ein kostenloses Styling und Bewerbungsfoto. „Ich glaube nicht, dass ich hier was finden werde“, sagt sie. Sie komme aus dem Museumsmanagement, relevante Unternehmen gebe es für sie keine auf der Messe. Aber die Einladung vom Jobcenter wollte sie nicht ablehnen. Und wer weiß: „Freundinnen von mir sind nach einem Jahr Arbeitslosigkeit in die Pflege gegangen, die hatten kein Bock auf Bürgergeld.“
Rund 70 Unternehmen sind in den Gropiuspassagen vertreten, meist mit einem kleinen Stand in den Gängen des Shoppingcenters. Vertreten sind vor allem große Betriebe: Der landeseigene Klinikkonzern Vivantes, die Polizei, Zapf Umzüge, Sicherheits- und Logistikdienstleister.
Zwei Jugendliche sprechen gerade mit einer Vertreterin der Deutschen Bahn. „Wir müssen Unterschriften sammeln, damit wir einen guten Eindruck machen. Ansonsten haben die uns auf dem Kieker“, sagt einer der beiden halb ernst, und zeigt auf eine auf ein DIN-A4-Blatt ausgedruckte Tabelle.
Keine Antwort auf Bewerbungen
Die beiden 16-Jährigen haben gerade die 10 Klasse beendet, da sie noch keine Ausbildung haben, seien sie im neuen elften Pflichtschuljahr an einer Berufsschule. „Eigentlich will ich Elektriker werden“, sagt einer der Jugendlichen, aber bislang hätten die Unternehmen alle seine Bewerbungen ignoriert. „Ich habe nicht mal eine Einladung bekommen.“
Mohammed, 23 Jahre alt und aus Guinea stammend, sucht einen neuen Job. In den zwei Jahren, seitdem er eine Arbeitserlaubnis hat, habe er vor allem in der Küche gearbeitet. Doch das mache ihm kein Spaß mehr. „Ich habe große Lust auf die BSR“, sagt er. Doch die Berliner Stadtreinigung wolle ihn nicht, weil seine Deutschkenntnisse angeblich nicht ausreichten. Immerhin habe er heute einen Termin bei einer Reinigungsfirma bekommen, wo er im persönlichen Gespräch seine Sprachkenntnisse beweisen kann.
Hohe Erwartungen an Deutschkenntnisse sind ein häufiges Problem bei der Jobvermittlung. Selbst gut qualifizierte oder hoch motivierte Leute werden in vielen Unternehmen abgelehnt, wenn sie nicht perfekt Deutsch sprechen. Den Vertreter eines Paketlieferdienstes freut's: „Wir haben eigentlich nie Bewerbermangel, Sprache ist bei uns nicht so wichtig.“
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