Bertelsmann-Studie zu Einkommen: Lohn-Ungleichheit nimmt zu
Einer Prognose der Stiftung zufolge dürften sich die Löhne in Zukunft positiv entwickeln. Nur bestimmte Berufe sind benachteiligt.
Laut der Prognose wird das durchschnittlich verfügbare Jahreseinkommen pro Beschäftigtem im Gesundheits- und Sozialwesen im Jahr 2020 um 1.050 Euro höher liegen als 2012. Die Arbeitnehmer in der chemischen und pharmazeutischen Industrie hingegen können in diesem Zeitraum von einem Anstieg um 6.200 Euro pro Jahr ausgehen. Auch die Beschäftigten im Maschinenbau, in der Elektroindustrie und im Fahrzeugbau haben laut Studie deutliche Gehaltssteigerungen zu erwarten.
„Damit profitieren die Erwerbstätigen in kapitalintensiven und innovationsstarken Branchen am deutlichsten“, heißt es in der Studie. Dort kommen die Produktivitätsgewinne den mehrheitlich männlichen Beschäftigten zugute, während das Konzept der „Produktivitätsgewinne“ für die Gesundheits- und Sozialberufe mit mehrheitlich weiblichen Arbeitnehmerinnen nicht greift, im Gegenteil: Dort wird die Betreuung einer größeren Zahl von Patienten oder Kindern durch die gleiche Anzahl von Beschäftigten nicht als Produktivitätsgewinn, sondern als Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation erlebt. Lohnerhöhungen und Personalbemessungen sind in diesen Dienstleistungsbereichen „am Menschen“ daher immer auch politische Entscheidungen.
Bedingt durch das Erwerbsverhalten und familiäre Bedingungen steigen laut der Bertelsmann-Studie auch die verfügbaren Einkommen von kinderlosen Haushalten überdurchschnittlich. Benachteiligt sind hingegen Familien und Alleinerziehende, auch deswegen, weil Alleinerziehende häufig im schlecht zahlenden Einzelhandel und im Gesundheits- oder Sozialwesen beschäftigt seien, heißt es. Viele Frauen in diesen Branchen arbeiten zudem in Teilzeit.
Eine am Donnerstag veröffentlichte Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung kam zu dem Ergebnis, dass von den Frauen mit regulären Vollzeitarbeitsverhältnissen nur 38 Prozent verheiratet sind, bei den normal beschäftigten Männern sind es 59 Prozent. Nach wie vor dominiert in den meisten Familien eine traditionelle Erwerbsbeteiligung, wonach Frauen eher in Teilzeit arbeiten und im Falle einer Scheidung ein hohes Risiko von Altersarmut haben.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden