Berlins Bausenator passt Ziele an: Weniger bauen, mehr fördern
Bis zu 20.000 Wohnungen will der schwarz-rote Senat bauen. Der neue Bausenator Christian Gaebler (SPD) wäre auch mit 16.500 zufrieden.
Bis zu 20.000 Wohnungen im Jahr will die neue Koalition bauen. Gaebler nun definiert dieses „bis zu“ eher verhalten. „Wenn ich nur 16.500 Wohnungen schaffe, dann habe ich immerhin 50.000 Menschen untergebracht“, sagte er am Wochenende der dpa. „Wenn 16.500 Wohnungen mehr da sind, dann hilft das der Stadt und den Menschen in der Stadt.“ 16.500 ist auch die Zahl, die der aus dem Amt geschiedene Bausenator Andreas Geisel für 2022 verkünden konnte.
Das Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen will Christian Gaebler fortsetzen. „Was uns bislang bekannt ist, haben sich die Beteiligten aus der Wohnungswirtschaft an die Vereinbarungen gehalten, die wir getroffen haben, was Mieterhöhungsbegrenzungen und Härtefallregeln angeht“, so Gaebler. Das Land Berlin hingegen habe sich nicht an alles gehalten. „Wir haben zum Beispiel noch nicht besonders viel beschleunigt“, räumte Gaebler ein.
Den Wohnungsbau beschleunigen steht deshalb ganz oben auf der Agenda des Bausenators. Gleichzeitig kündigte Gaebler im RBB an, die Neubauförderung von 740 Millionen auf 1,5 Milliarden Euro jährlich verdoppeln zu wollen. Nicht nur Sozialwohnungen für 6,50 Euro pro Quadratmeter sollen so entstehen, sondern auch Wohnungen für die Mittelschicht. Gaebler rechnet damit, dass die Kaltmieten in dem neuen Fördermodell zwischen 9 und 11 Euro pro Quadratmeter liegen: „Wir gehen davon aus, dass das in der aktuellen Lage bezahlbar ist.“ Die Förderung von Sozialwohnungen für die unteren Einkommensgruppen soll wie bisher beibehalten werden.
Neue Richtlinie geplant
Noch aber sind die zusätzlichen Mittel im Haushalt nicht bewilligt. Weil aber 2022 und wohl auch 2023 weniger Fördermittel abgeflossen sind als die 740 Millionen, steht gerade mehr Geld zur Verfügung. Wie viele Wohnungen künftig auf welchem Förderweg gefördert werden wollen, soll eine neue Richtlinie festlegen, die ab dem kommenden Jahr gelten soll.
„Wohnungen für die Mittelschicht zu fördern, ist richtig“, sagte die haushaltspolitische Sprecherin der Grünen, Katrin Schmidberger, der taz. Dies dürfe aber nicht auf Kosten der Ärmeren gehen. „Mittelschicht und Unterschicht dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, betonte Schmidberger.
Die Grünen fordern deshalb, die Förderrichtlinie so zu gestalten, dass Investoren nicht nur die für sie lukrativere Mittelschichtförderung in Anspruch nehmen dürfen. Außerdem solle der Senat darüber nachdenken, auch das Eigenkapital der landeseigenen Wohnungsunternehmen zu erhöhen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos