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Berliner SzenenAbsatz eingebrochen

Berlin ist wild und gefährlich. Und unsere AutorInnen sind immer mittendrin. Ihre schrecklichsten, schönsten und absurdesten Momente in der Großstadt erzählen sie hier.

W ährend der Modewoche tritt natürlich auch das KaDeWe in Aktion: Am Dienstagabend mit der Weltpremiere des neuen und überhaupt ersten Dufts von Marni, initiiert von Consuela Castiglioni, ihres Zeichens Creative Director des Modelabels, und realisiert von der in Heidelberg geborenen Parfumeurin Daniela Andrier. Der Presse wurde das Parfum allerdings schon in Hamburg vorgestellt. Im KaDeWe soll man eigentlich nur die Promis zählen, die zum Fragrance Launch erscheinen. Aber da bin ich etwas überfordert. Außer Cosma Shiva Hagen erkenne ich niemanden. Mit einem gut aussehenden und viel fotografierten Jungen unterhalte ich mich über Wsewolod Meyerhold. Er muss Schauspieler sein, andernfalls wären wir wohl nicht bei dem russischen Theaterradikalen gelandet.

Wie findet er den Duft? Ziemlich dufte. Würzig. Holzig. Bei der Präsentation sind an mehreren Vitrinen die einzelnen Aromagruppen auf Pads aufgebracht, über die Glaskelche gestülpt sind. Hebt man so ein Glas an, riecht man zum Beispiel die Rose, die im Parfum eher flüchtig aufscheint. Estée Lauder, mit der Marni kooperiert, hat den Duft noch um ein Duschgel und eine Body Lotion ergänzt. Ich persönlich vermisse die Seife. Ich finde, die würde gut zu Marni passen.

Highlight der Präsentation im KaDeWe ist der übergroße, fast vier Meter hohe und von einer roten Verschlusskappe gekrönte Parfum-Flakon im Atrium. In dem haben ich und die Kollegen von Interview Magazine es uns bequem gemacht. Hier hat man einen guten Überblick, hier paradiert irgendwann jeder der Gäste vorbei. So wie die etwas windschiefe Frau in Schwarz. In der einen Hand hält sie einen Schuh, den anderen hat sie noch am Fuß. Sagt der Kollege: „Hey! Der ist der Absatz eingebrochen.“ Und ich überlege: Ist das jetzt ein cooler Scherz oder, hier im Kaufhaus, einfach nur ’ne Freud’sche Fehlleistung?

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Brigitte Werneburg
war Filmredakteurin, Ressortleiterin der Kultur und zuletzt lange Jahre Kunstredakteurin der taz. Seit 2022 als freie Journalistin und Autorin tätig. Themen Kunst, Film, Design, Architektur, Mode, Kulturpolitik.

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