Berliner Szenen: In Peru ist Schluss
Von Bananen, die zu weit flogen, und Wasser, das nicht zu weich sein sollte.
Bio findick jut“, sagt die Frau mit dem Piratenkopftuch. Oder eigentlich murmelt sie es eher, auf diese spezifische Art, die man, glaube ich, Berliner Sozialmurmeln nennen könnte. Also Murmeln in Gesellschaft, mit eher so diffusem, aber auch nicht so direkt wichtigem Publikum.
„Weil lieber bio als nich bio, sa’ick ma“, sagt sie mal und nimmt die Biobananen in die Hand. „Aus Peru?“, murmelt sie. „Aus Peru, ey. Um die halbe Welt geflogen und dann Bio raufschreiben, oder was? Irgendwo is aber ma jut, irgendwo is ma Schluss! Peru, also in Peru? Nee, in Peru is Schluss für mich mit Bio.“
Das ist schön und ein bisschen weise sogar. Denn dieses völlig unklare „Irgendwo ist mal Schluss“, das Leute immer sagen, ist total sinnlos, wenn man nicht dazu sagt, wo genau denn nun Schluss ist, und da ist diese Frau um Meilen weiter, denn bei ihr ist ziemlich genau in Peru Schluss, und das ist um Einiges klarer als einfach nur „irgendwo“.
Ich weiß nicht so genau, ob die Alternative wäre, Bananen in der Uckermark anzubauen oder in der Oberlausitz oder auch nur in Südfrankreich, oder ob die Alternative wäre, keine Bananen mehr zu essen. Offenbar ist das für die Frau die Alternative, denn sie geht weiter zum Kühlregal und murmelt dort.
Als ich an der Kasse bin, ist sie auch wieder da, mit einer Flasche Wasser. „Kennst du die Sorte?“, fragt sie den Kassierer. Welche Sorte, fragt der Kassierer. „Na die hier, Gerolsteiner, die Wassersorte. Ist die hart oder weich? Weil manche sind so weich, da kann man ja auch Leitungswasser trinken“, sagt die Frau.
Der Kassierer zuckt mit den Schultern. „Kannick nich sagen, ich trinke kein Wasser“, sagt er. „Wie, kein Wasser?“, fragt die Frau. „Na ja, kein Wasser halt“, sagt der Verkäufer. Ich sage: „Ich finde Gerolsteiner schmeckt nach Metall.“ „Metall?“, sagt die Frau, „okay. Dann ist es gut.“
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