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Berliner SzenenAufgeblähte Karnickel

Im Regio von Wittenberge nach Spandau wird nicht geschlafen. Höchstens mal angekoppelt. Und in Polen gibt es Schnaps, egal wie er heißt.

Hü-Hüpf! Ungeblähtes, sportliches Kaninchen. Bild: dpa

Halt!“, ruft der Mann auf dem Bahnsteig, als der Regio einfährt und schon fast steht. Die zwei Jugendlichen, die vor ihm zur Tür gehen, drehen sich erschrocken um. Da fängt er schallend an zu lachen, und die zwei Frauen, die mit ihm unterwegs sind, lachen auch. Prignitzer Humor.

Wir steigen in den Regio von Wittenberge nach Spandau. Die zwei Frauen setzen sich in einen Vierer, der Mann in einen anderen gegenüber. „Ick schlaf jetzt“, sagt er. „Pass uff“, sagt die eine Frau zur andern, „gleich schnarcht er. Wie so’n Wildschwein.“ Dann unterhalten sie sich.

„Ab’m 1. 1. kannste ja von Polen nur noch eins Komma fünf Stangen Zigaretten mitnehmen, nicht mehr zwei“, sagt die eine. „Wie viel?“, fragt die andere. „Eins Komma fünf“, sagte die erste. „Na ja“, sagt die andere, „aber wenne von Ostbahnhof fährst und nicht mitn Auto, haste ja den Vorteil, dassde auch was trinken kannst, die haben ja da drüben orndliches Bier, das Tiski oder wie das heißt, oder der Schnaps, dieser Kryptosk.“

„Kroptik“, sagt der Mann, der gar nicht schläft. „Nee, Kryptosk“, sagt die Frau. Ich könnte jetzt sagen, dass das Bier Tyskie heißt und der Schnaps Krupnik, aber wahrscheinlich würde der Mann dann sagen: „Ja sag ich doch, Kroptik.“

Dann reden sie darüber, ob Feta Ziegenkäse ist. „Schafkäse“, sagt der Mann, „Ziege“, sagt die eine Frau, „griechisch“, sagt die andere. In Neuruppin-West steht der Zug lange, dann rummst es.

„Jetzt hatter angekoppelt“, sagt die eine Frau, und noch mal: „Jetzt hatter angekoppelt.“ Und dann zum Mann: „Schläfst ja gar nicht.“ „Na wie denn“, sagt der Mann. Dann reden sie über Haushaltsgeräte und der Mann sagt: „Vorwerk ist das Beste vom Besten“, und die Frau sagt: „Noch besser wie Miele.“

Dann über mildes Kaninchenfleisch und über Blähungen bei Kaninchen. „Janz aufgeblähte Karnickel hat der Gerd gehabt, da wusste keiner, was die hatten.“

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Margarete Stokowski
Autorin
Jahrgang 1986. Schreibt seit 2009 für die taz über Kultur, Gesellschaft und Sex. Foto: Esra Rotthoff
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2 Kommentare

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  • T
    Tony

    Schön :)

     

    Bei den Herstellernamen bin ich beim Lesen weiß ich nicht, skeptisch.

     

    Einerseits will ich sie nicht lesen. Schriebt ihr nicht mal gegen Schleichwerbung an?

     

    Andererseits wird es nur so schön konkret anschaulich, oder? Ich sage im vertrauten Alltag auch öfters Markennamen in Gesprächen über Geräte und Lebensmittel. Wie Dr. Oetker bei Kuchenrezepten, Zewa-Wisch-und-Weg (gibbs glaub ich nicht mehr) statt Haushaltsrolle. Oder Birkel als Anti-Empfehlung für Nudeln. Das waren doch einst die mit den verfaulten Eier im Nudelteig.

     

    Ab wann ist ein genanntes Produkt dem taz-Knigge nach guter Gesprächsinhalt und ab wann böse Schleichwerbung? Würde ich mit Interesse mal in der taz drüber lesen!

     

    Das beste polnische Bier ist übrigens Zyviec!

  • Zille läßt grüßen.