Berliner Polizei über Mini-Wasserwerfer: „Einfach ein Spielzeug für Kinder“
Die Hauptstadt-Polizei bietet Wasserwerfer und Durchsuchungszimmer als Kinderattraktionen. Die Aufregung darüber versteht sie nicht.
Was ist klein und grün und begeistert alle Kinder? Richtig: Ein Wasserwerfer. Etwas in der Art dachte sich wohl die Berliner Polizei, als sie am Sonntag bei ihrem „Tag der offenen Tür“ einen solchen als Kinderattraktion ausstellte. Auf einem „Wasserwerfer-Parcour“ sollten die potenziellen „zukünftigen Polizisten“ ihre „Geschicklichkeit beweisen können“.
Austoben durften sich die Kleinen auch in einem Gefangenenbus und einem Durchsuchungszimmer. Ganz spielerisch konnte hier erlernt werden, wie die eigene Bevölkerung so richtig schikaniert werden kann.
Vermutlich hätte sich niemand daran gestört, hätte die Polizei nicht über ihren eigenen Twitterkanal „PolizeiBerlinEinsatz“ herausposaunt: „Der Miniwasserwerfer steht bei gutem Wetter für die Kids bereit.“ Zumindest was die Viralität betrifft gelang den twitternden Polizisten damit ein unerwarteter Erfolg: 548 Nutzer retweeteten die Werbung für die Distanzwaffe in Miniaturformat. Den Vorschlag einiger Twitter-Nutzer, das Reportoire noch weiter auszuweiten, wies Thomas Neuendorf, Pressesprecher der Berliner Polizei, im Gespräch mit der taz allerdings zurück.
taz: Thomas Neuendorf, der Twitter-Nutzer „Pakki“ schlägt vor, ab jetzt auch „Spielschlagstöcke, Wasserdienstwaffen und Plastikhandschellen“ zu verwenden. Was antworten Sie ihm?
Thomas Neuendorf: Diese Dinge gibt es schon. Allerdings im Spielwarenhandel, nicht bei der Polizei Berlin.
Stellen wir uns vor, ein Kind fragt Sie auf dem Fest, wozu so ein Wasserwerfer eigentlich verwendet wird. Was antworten Sie ihm?
Uns hat kein Kind diese Frage gestellt. Ein mögliche kindgerechte Erklärung wäre: Wenn viele gewalttätige Menschen Steine auf Polizisten werfen, dann kann sich die Polizei damit wehren.
Außer Pakka beschwerten sich auf Twitter noch zahlreiche andere Nutzer über den Spielzeugwasserwerfer. Im Nachhinein betrachtet: Hätte man das lieber gelassen?
Ich sehe das immer noch einfach als ein Spielzeug für Kinder. Jetzt wird da ein großes Brimborium drum gemacht, das Spielzeug wird schlicht überbewertet. Offenbar versuchen viele, da etwas reinzuinterpretieren, das wir gar nicht gemeint hatten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet