Berliner Hausprojekt Kastanienallee 12: Rettung um fünf nach zwölf

Nach monatelangem Bangen ist die „K12“ gesichert. Die Mie­te­r*in­nen organisieren sich als Genossenschaft – und werfen dem Senat dennoch Versagen vor.

Ein Transparent über einem Hauseingang, Aufschrift „Paradiese sind zu retten“

Plakat an der K12 Foto: taz

BERLIN taz | „Paradiese sind zu retten“, stand im Oktober beim Hausfest der Kastanienallee 12 auf einem Transparent über einem Hofdurchgang. Rund 100 Mie­te­r*in­nen befürchteten nach dem Tod der Hauseigentümerin den Verkauf ihres Gebäudeensembles in Prenzlauer Berg auf dem boomenden Immobilienmarkt – und damit die Verdrängung aus dem Kiez.

Denn die Mieten in dem Vorder- und den drei Hinterhäusern sind niedrig, auch weil der Sanierungsbedarf groß ist. Der Plan der Mie­te­r*in­nen lautet nun: Eine Genossenschaft soll die „K12“ übernehmen, die Sanierung leisten, und dennoch bezahlbare Mieten sichern. Dafür kämpften sie seit Monaten und warben zuletzt vor allem um die dringend nötige Förderung durch den Senat. Bereits im Februar hatte die taz als erste Zeitung darüber berichtet.

Seit Freitag ist so gut wie sicher: Die Überführung in eine Genossenschaft klappt. „Es war ein Zittern bis zum Schluss“, erklärte die Hausgemeinschaft in einer Pressemitteilung. Die Schweizer Stiftung Edith Maryon, die bereits zahlreiche Häuser in Berlin für die Mie­te­r*in­nen übernommen hat, kauft in Kooperation mit der Genossenschaft Selbstbau die Ateliers und Wohnungen.

Gleichzeitig kritisiert die Hausgemeinschaft den Senat. Es habe an „Unterstützung bei der Lösung der bekannten besonderen Probleme“ durch Rot-Grün-Rot gemangelt; Versprechen seien nicht eingehalten worden. Stattdessen habe man der Stiftung aus der Schweiz die „Rettung in letzter Sekunde“ zu verdanken.

Geisel gibt sich päpstlich

In den Worten des zuständigen Bausenators Andreas Geisel (SPD) klingt das anders. „Weißer Rauch über der K12“, ließ Geisel am Freitag mitteilen. „Mit der angestrebten Förderung der Kastanienallee 12 ermöglicht das Land Berlin einer Genossenschaft, preiswerten Wohnraum im Prenzlauer Berg zu erhalten.“ Der Senator sprach von einem wichtigen „Signal für die Mieterinnen und Mieter“. Die Genossenschaftsförderung des Landes sei ein wertvolles Förderinstrument für eine sozial gerechte Wohnungspolitik.

Beide Seiten gestehen freilich ein, dass es sich um eine komplizierte Situation gehandelt habe. Denn durch die günstigen Mieten erhöhen sich für die Selbstbau-Genossenschaft die Instandsetzungskosten. Schließlich hatte die frühere Eigentümerin wenig in die Substanz investiert. Voraussetzung für eine Förderung durch den Senat ist jedoch eine tragfähige Bewirtschaftung des Gebäudes. Auch daher zogen sich die Verhandlungen über die gesetzte Frist für eine Einigung. Eigentlich hätte ein Deal bereits am Mittwoch stehen müssen.

Die Hausgemeinschaft der K12 zieht nach dem langen Kampf dennoch ein optimistisches Fazit. „Wir sind ermattet, aber voller Dank für die Menschen, die uns durch diesen Prozess begleitet haben.“ Ihr Appell an andere bedrohte Häuser: „Hausgemeinschaften, organisiert euch!“

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