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Berliner Grüne und GenossenschaftenNächster Mietendeckel wird besser

Die grüne Spitzenkandiatin Bettina Jarasch besucht eine Wohnungsgenossenschaft im Wedding. Sie verspricht, Genossenschaften mehr zu unterstützen.

Bettina Jarasch, Werner Graf (links) und Andreas Otto (rechts) in der Lynarstraße Foto: Johannes Frericks

BERLIN taz | Nein, gegen den Mietendeckel habe er nichts, sagt Richard Schmitz. Deswegen sei seine Ostseeplatz-Genossenschaft auch nicht dem Bündnis junger Genossenschaften beigetreten, das vehement gegen die Einführung der Mietpreisbegrenzung Stimmung gemacht hatte. An der ein oder anderen Stelle habe es aber doch Probleme bei der Finanzierung von Neubauprojekten gegeben, räumt Schmitz ein. Bettina Jarasch nickt und sagt dann: „Wenn wir als Land vom Bund die Möglichkeit bekommen, noch einmal einen Mietendeckel zu machen, muss der besser werden.“

Dass die grüne Spitzenkandidatin am Donnerstag das Bauprojekt der Ostsee eG in der Weddinger Lynarstraße besucht hat, hat aber nicht nur mit dem Ja der Genossenschaft zum Mietendeckel zu tun. Die 100 Wohnungen sind auch Berlins derzeit größtes Holzbauquartier. Holzbau ist eines der Themen, mit denen die Grünen im Wahlkampf punkten wollen. Im Schlepptau hatte Jarasch auch ihren grünen Holzbauexperten Andreas Otto.

Jaraschs Wahlkampf ist ein anderer als der von Franziska Giffey (SPD). Die grüne Frontfrau kommt nicht zum Lächeln in den Wedding, sie will wissen, wo sie helfen kann. Und da hat Schmitz konkrete Vorstellungen. „Wir brauchen Grundstücke“, sagt er. Es könne nicht sein, dass die landeseigenen Grundstücke fast ausschließlich an die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften gehen. Auch sei es aufwendig, das eigene soziale und ökologische Profil bei jedem Konzeptverfahren aufs neue nachweisen zu müssen. Ob da denn eine Art Zertifizierung helfe, fragt Jarasch. Diesmal nickt Schmitz.

Grundstücke in Tegel gefordert

Ein bisschen stehen die Grünen bei den Baugenossenschaften der Stadt in der Bringschuld. Sie waren es, die vor den Wahlen 2016 gefordert hatten, mehr Grundstücke für Genossenschaften zur Verfügung zu stellen. Doch weder die Linke, erst recht nicht die SPD wollten den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften eine echte Konkurrenz heranwachsen lassen. „Dabei wollen und können wir bauen“, betont Ostsee-Vorstand Schmitz. Zum Beispiel auch im Schumacherquartier am ehemaligen Flughafen Tegel.

In der Lynarstraße werden 50 Prozent der Wohnungen für 6,50 Euro pro Quadratmeter vermietet, die anderen liegen bei 8,45 Euro. Auf den Nachbargrundstücken dagegen entsteht gerade ein Investorenbau, der seine Wohnungen für 8.000 bis 12.000 Euro den Quadratmeter verkauft. „Als Totschlagargument heißt es immer, Genossenschaften seien auch private Bauherren“, ärgert sich Schmitz. „Aber uns geht es um die Bewohner, nicht den Profit.“

Genossin Jarasch nickt. Noch sind die Grundstücke in Tegel nicht vergeben.

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