Berliner BER eröffnet erst 2013: Flughafenplaner unsanft gelandet
Erst am 17. März 2013 soll der Berliner Hauptstadtflughafen eröffnen, Chefplaner Körtgen wird entlassen. Eine halbe Milliarde Euro Zusatzkosten könnte entstehen.
BERLIN taz | Der neue Berliner Großflughafen in Schönefeld soll erst am 17. März 2013 eröffnen. Das gaben Aufsichtsrat und Flughafengesellschaft am Donnerstag bekannt. Erst letzte Woche war die zum 3. Juni geplante Inbetriebnahme abgesagt worden. Als Konsequenz muss der technische Geschäftsführer des Flughafenbetreibers gehen.
Er soll der „modernste Flughafen Europas“ werden und die bisherigen Hauptstadtairports in Tegel und Schönefeld ablösen. Doch so schnell dürfte das seit 20 Jahren geplante Luftdrehkreuz BER noch nicht seinen Betrieb aufnehmen.
Am Mittwochnachmittag kam der Flughafen-Aufsichtsrat zu seiner ersten Sitzung seit der Absage vom 8. Mai zusammen, die Sitzung dauerte bis 2 Uhr morgens. Dabei sollten zusammen mit der Geschäftsführung die Gründe und die Verantwortung für die Verschiebung geklärt werden. Als neuer Eröffnungstermin wurde der 17. März 2013 bestimmt.
„Die technischen Abläufe machen eine frühere Eröffnung nicht möglich“, versicherte ein müde dreinblickender Klaus Wowereit, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrates ist. Grund dafür sei die Fertigstellung der Brandschutzanlage. Bereits seit Monaten war dem Flughafenbetreiber klar, dass ein vollkommen automatischer Betrieb der Anlage bis zum 3. Juni nicht zu schaffen sei. Bis zum 7. Mai hatte die Flughafengesellschaft darauf gehofft, auch eine teilautomatisierte Version genehmigt zu bekommen.
Keine Interimslösungen
In diesem Falle würden notfalls Brandschutztüren durch Menschenhand und nicht automatisch gesteuert. Das zuständige Bauordnungsamt des Kreises Dahme-Spreewald hatte dies jedoch wegen Sicherheitsbedenken abgelehnt und in den letzten Tagen klargemacht, dass sie weiterhin keine Interimslösungen akzeptieren wird. Nach Angaben der Flughafengesellschaft kann die vollautomatisierte Anlage erst im Dezember 2012 in Betrieb gehen.
Der neue Eröffnungstermin soll nun sicherstellen, dass die zahlreichen Rückstände auf der Baustelle aufgeholt werden können – und einen Umzug im tiefsten Winter vermeiden. „Für die Region Berlin und Brandenburg ist das ganze ein schwerer Imageschaden“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Die technische Ausrüstung des Terminals sei „die Achillesferse“ beim Flughafenbau, so Platzeck.
Der Aufsichtsrat beschloss am Mittwoch den Vertrag der Generalplanung mit der Planungsfirma PG BBI aufzulösen. Wie bereits in den Medien spekuliert, wurde auch die Entlassung des technischen Geschäftsführers der Flughafengesellschaft, Manfred Körtgen, beschlossen.
Bis ein Nachfolger gefunden ist, soll Rainer Schwarz, der Sprecher der Geschäftsführung, Körtgens Aufgaben übernehmen. Schwarz war in den letzten Tagen in den Fokus der Kritik geraten, den Rücktritt von Körtgen sehen nicht wenige als „Bauernopfer“.
Wowereit, Platzeck und Staatssekretär Bomba aus dem Bundesverkehrsministerium betonten, dass dem Aufsichtsrat stets versichert worden sei, dass eine Eröffnung zum 3. Juni stehe. Wie teuer die verschobene Eröffnung nun wird, wollte Geschäftsführer Schwarz nicht sagen. Die Berliner Grünen rechnen mit mindestens einer halben Milliarde Euro Zusatzkosten. Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn nannte den neuen Eröffnungstermin „völlig unakzeptabel“.
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