Berliner Adventskalender (9): 9 Eisbären tollten Berlin
Neben Weltstar Knut leben noch acht andere Eisbären in Berlin. An Schlagzeilen übertrumpfen sie Knut eigentlich nie - außer wenn sie sterben.
Neun Eisbären konnte die Stadt Berlin dieses Jahr präsentieren. Fünf im Zoo, vier im Tierpark. Neben Weltstar Knut im Zoo machte nun jedoch eine Eisbärin aus dem Tierpark eher traurige Schlagzeilen: Vor gut einer Woche ging Bärengreisin Lisa in die ewigen Jagdgründe. Knuts Oma musste im für ihre Art stolzen Alter von 32 Jahren wegen zahlreicher Krebsleiden eingeschläfert werden.
Lisa war wie Kollege Yogi eine Leihgabe des Münchner Zoos, denn da wird gerade umgebaut. Ihren Enkel Knut kennt jeder. Eisbär Yogi indes schafft es nur selten in die Zeitung und hockt nun alleine auf den Schieferfelsen im Tierpark. Alle viere von sich gestreckt, guckt er trüb ins Nieselwetter und gähnt. Im Nachbargehege tollen drei Brillenbären durch die Steinlandschaft, irgendwo hämmert ein Specht.
Yogi ist elf Jahre alt. Damit steckt er mitten in der Pubertät, laut Pfleger Michael Horn ist er ein "rotzfrecher Piepel". Der Yogi-Bär kann stundenlang in seinem Wasserbassin Bahnen ziehen. Diese Sturm und Drang-Phase haben Aika und Troll lange hinter sich. Sie sind 28 und 21 Jahre alt und die echten Berliner Eisbären im Tierpark. Die drei Tiere betreiben Anlagen-Sharing: Ein paar Tage darf Yogi raus, dann wieder Aika und Troll. Wären sie zusammen, kämen sich die beiden männlichen Eisbären zu sehr ins Gehege. Doch so neugierig und frech Yogi sein kann, so schnell verkriecht er sich, wenn die orangene Kehrmaschine naht. Ein halbes Jahr lebt er schon hier, etwa genauso lange soll er noch bleiben.
Einmal am Tag bekommt Yogi eine große Portion Rindfleisch. Zur Abwechslung kann es auch mal Fisch oder Gemüse sein. Sogar Kuchen mag der Yogi-Bär. In unregelmäßigen Abständen gibt es tagsüber Überraschungs-Snacks, damit es spannend bleibt, sagt Pfleger Horn. Nebenbei fungiert Yogi als Barometer. Unter Zoo-Enthusiasten hält sich hartnäckig die Theorie: Wenn der Bär baden geht, bleibt es warm. Geht er nicht ins kühle Nass, wird es kälter. Die aktuelle Badesituation deutet auf ein Absinken der Temperaturen hin. Das käme Yogi gerade recht: Er liegt gerne im Schnee und robbt darin herum. Dann erst wird sein Fell richtig sauber und weiß. Bei eisigem Winterwetter soll der Wasserfall wieder sprudeln; Plastik-Eisschollen werden dann in der Anlage installiert. Dann kann der Yogi-Bär seine jugendliche Energie in nordpolhafter Umgebung ausleben.
Der Eisbär ist ein Einzelgänger. Doch Yogi und die alte Lisa hatten sich aneinander gewöhnt. "Je länger er jetzt alleine ist, desto weniger vermisst er sie", sagt Pfleger Horn. Im Hinterzimmer komme es vor, dass Yogi die ältere Eisbärdame Aika durch das Gitter erotisch anpustet. Dieser Bär riskiert dicke Backen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!