Berlin will Lehrer wieder verbeamten: Teurer Kraftakt
Das kommt 2022: Bei der Verbeamtung drückt die neue Schulsenatorin aufs Tempo. Die Debatte über die Details hat schon begonnen.
Nun steht immer so einiges in Koalitionsverträgen; bei weitem nicht alles wird auch umgesetzt. Doch die Millionen, die die Lehrerverbeamtung den Landeshaushalt jährlich kosten wird, seien bereits „vor die Klammer“ des im Frühjahr erwarteten Haushaltsbeschlusses gezogen, so die Verhandlungsspitzen der Parteien bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags.
Wie teuer genau das Verbeamtungsversprechen wird, ist von mehreren Faktoren abhängig. Dafür muss zunächst klar sein, wie viele LehrerInnen überhaupt verbeamtet werden können. Das wiederum hat dann Auswirkungen darauf, wie groß der einzurichtende Pensionsfonds sein wird – und wie viel Geld in Kompensationsleistungen für diejenigen Lehrkräfte fließen wird, die nicht verbeamtet werden können.
Komplexe rechtliche Lage
Entlastungsstunden, wie sie Rot-Grün-Rot bereits ins Spiel gebracht hat, seien tarifrechtlich nicht möglich – solche Extrawürste erlaube die Tarifgemeinschaft der Länder einem einzelnen Mitglied nicht, sagt Udo Mertens, bei der Gewerkschaft GEW für Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik zuständig. Möglich wäre aber eine Zulagenregelung, was ein Gehaltsplus von „etwa 800 Euro“ für die einzelne Lehrkraft bedeuten würde.
Derzeit liegt die Altersgrenze für die Verbeamtung in Berlin bei 45 Jahren. Rot-Grün-Rot will sie „temporär“ auf 52 Jahre erhöhen. Hinzu kommt aber noch die Gruppe derer, die wegen gesundheitlicher Probleme oder einer anderen Staatsbürgerschaft nicht verbeamtet werden können. Die GEW schätzt, dass insgesamt rund 7.000 Lehrkräfte durchs Verbeamtungsraster fallen.
Einfach wird das alles nicht – insofern ist es eher unwahrscheinlich, dass die Verbeamtung tatsächlich schon im Sommer 2022 kommt. Auch wenn die Schulleiterverbände bereits Druck machen: Die „Suche nach einem Nachteilsausgleich“ dürfe „keinesfalls die zügige Umsetzung“ der Lehrerverbeamtung gefährden, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der fünf größten Schulleiterverbände. Ihr Vorschlag: Neue Lehrkräfte bereits zum kommenden August verbeamten, alle anderen dann später.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens