: Berlin international
Jüngstes und zugleich gewaltigstes Zeichen eines Italieners in Berlin ist der Potsdamer Platz, erbaut vom Genueser Architekten Renzo Piano. Der Sohn eines Italieners – Giovanni di Lorenzo – ist Chefredakteur des in Berlin ansässigen Tagesspiegel, und seit zwölf Jahren leitet der Mailänder Dirigent Claudio Abbado die Berliner Philharmoniker.
Ebenfalls der Kultur gelten die älteren italienischen Spuren, die Gemälde, Schriften und Karten der italienischen Renaissance, die heute in Berliner Museen, Archiven und Bibliotheken gehütet werden. Italien bereichert die Lokalkultur mit 1.500 Restaurants. Italiener machen sich nicht zuletzt durch die Incontri Berlinesi, die Berliner Begegnungen italienischer Künstler und Intellektueller mit deutschen Kollegen, auf sich aufmerksam.
Klein Istanbul, das ist Kreuzberg zwischen Kottbusser Tor, Mariannenplatz und Schlesischem Tor. Hier leben knapp dreißigtausend Türken. Flugtickets werden nur von Türk Hava Yolari gekauft, man trinkt Ayran oder Cay, den türkischen Tee in Espressogröße, und isst Börek und Döner, das hier nicht nur am leckersten, sondern auch am billigsten sein soll. Ein Stück Türkei ist in Berlin zu Hause.
Alle großen Istanbuler Moscheen sind zumindest namentlich in Berlin vertreten. Sultan Ahmet in der Lehrter Straße, Fatih in der Pfuelstraße und sogar eine Hagia Sophia in der Stromstraße. In der Schöneberger Crellestraße und am Kreuzberger Maybachufer finden türkische Märkte statt. Im Tiergarten treffen sich an Sommerwochenenden türkische Familien zum Grillen.
Nach einer alten Regel gründen drei Deutsche, sobald sie aufeinander treffen, einen Verein. Die Berliner Russen haben sich dieser Tradition im Laufe der Jahre angeschlossen. Viele der Clubs sind von der russisch-jüdischen Kultur geprägt, wie der Verein Mitra in der Friedrichstraße, der von Emigranten und Aussiedlern gegründet wurde, oder der Jüdische Kulturverein in der Oranienburger Straße. Die Russendisko (Kaffee Burger, Torstraße) hat Kultstatus erreicht. Russophile Intellektuelle trifft man im Charlottenburger Café Hegel am Savignyplatz. JUDITH LUIG
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