Belgische Medien berichten: Bruderpaar verübte Anschläge
Als wahrscheinliche Urheber des Terrors von Brüssel werden zwei Brüder identifiziert. Eine erste Festnahme wurde nicht bestätigt. Europa trauert.
Insgesamt starben bei der Terrorserie in der Europa-Stadt am Dienstag nach neuen Angaben mindestens 31 Menschen. Fast 260 wurden verletzt. Eine Deutsche wurde leicht verletzt. Weitere Hinweise auf deutsche Opfer gab es zunächst nicht.
Die Sender berichteten unter Berufung auf Polizeikreise, dass es sich bei den Selbstmord-Attentätern um das Bruderpaar Ibrahim und Khalid El Bakraoui handelt. Die beiden Brüder seien der Polizei bekannt, hätten aber nicht unter Terrorverdacht gestanden. Einer der beiden – Khalid – soll allerdings unter falschem Namen eine Wohnung angemietet haben, die zur Vorbereitung der Anschläge mit 130 Toten im November in Paris genutzt wurde.
Offiziell gab es dafür keine Bestätigung. Die Brüsseler Staatsanwaltschaft wollte sich aber im Lauf des Tags zu den Ermittlungen äußern. Nach einem weiteren Verdächtigen wurde mit Hochdruck gesucht. Der Hauptverdächtige Najim Laachraoui wurde – anders als belgische Medien berichteten – nicht festgenommen
Hausdurchsuchungen in Schaerbeek
Aus Sorge vor weiteren Anschlägen gilt in Belgien weiterhin die höchste Terror-Warnstufe. Spezialeinheiten durchsuchten bis weit in die Nacht Gebäude in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden in einer Wohnung eine Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sowie ein Sprengsatz mit Nägeln und chemische Substanzen gefunden. Die Terrormiliz hatte am Dienstag im Nachhinein erklärt, für die Anschlägen verantwortlich zu sein.
Anschläge in Brüssel
Im ganzen Land gilt noch bis Karfreitag eine dreitägige Staatstrauer. Für den Mittag war eine landesweite Schweigeminute geplant. Aus Solidarität waren schon am Dienstagabend die Wahrzeichen vieler anderer Metropolen die Wahrzeichen in den Nationalfarben Belgiens angeleuchtet worden. Dazu gehörten auch das Brandenburger Tor in Berlin und der Eiffelturm in Paris.
In ganz Europa herrscht seit den Anschlägen Terrorangst. Vielerorts wurden Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Die US-Regierung warnte ihre Bürger angesichts der jüngsten Anschläge vor Gefahren bei Reisen nach Europa. Mögliche Ziele von Attentätern seien etwa Touristenattraktionen oder Sportveranstaltungen.
Das Trio trennte sich
Auf die Spur nach Schaerbeek führte die Ermittler einem Medienbericht zufolge ein Taxifahrer. Der Mann habe dort drei Männer von einer Wohnung abgeholt und zum Flughafen gefahren, berichtete der Sender VRT. Dabei sei ihm aufgefallen, dass die Fahrgäste sich nicht mit dem Gepäck helfen lassen wollten.
Unklar war zunächst, ob es sich bei zwei von drei Männern, die auf dem Foto einer Flughafen-Überwachungskamera zu sehen sind, um die Brüder El Bakraoui handelt.
Örtlichen Behörden zufolge zeigen Bilder der Videoüberwachung auch, wie einer der Verdächtigen einen Gepäckwagen in der Ankunftshalle plötzlich stehen lässt und wegläuft. Das Trio hatte sich demnach kurz nach seiner Ankunft am Flughafen getrennt und in der Abflughalle verteilt.
Die Staatsanwaltschaft äußerte sich zunächst zurückhaltend über eine Verbindung zu den Terroranschlägen von Paris. Erst am Freitag war in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek Salah Abdeslam festgenommen worden, einer der mutmaßliche Drahtzieher.
Der belgische Ministerpräsident Charles Michel sagte, die Sicherheitskräfte wappneten sich gegen weitere Bluttaten. Am Abend fuhren Militärfahrzeuge mit schwerbewaffneten Soldaten am Flughafen vor, um das Areal zu sichern. Der Flugverkehr soll frühestens am Donnerstag wieder aufgenommen werden können.
Wie die niederländische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte, könnte es bereits an diesem Donnerstag ein Sondertreffen der für Innere Sicherheit zuständigen EU-Minister geben. Ein ähnliches Treffen hatte es nach den Anschlägen von Paris vom November gegeben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Neue EU-Kommission
Es ist ein Skandal
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden