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Begegnungszone BergmannstraßeNiemand mag Geschlängel

Im Bürgerdialog zur Begegnungszone Bergmannstraße gibt es Kritik an den ersten Entwürfen – aber auch konstruktive Mitarbeit.

Schön bunt ist es auf der Bergmannstraße – bei den Umbauplänen sehen einige rot. Foto: Steffen Zahncc

Viele der am Online-Dialog Beteiligten machen keinen Hehl daraus, dass sie das Projekt idiotisch finden: „Wer will das? Wer braucht das? Hat Berlin zu viel Geld?“, fragt eine. „Ich empfehle jedem Befürworter einen Umzug nach Oberhausen, Wolfsburg oder Eisenhüttenstadt.“ Es geht um die Umgestaltung der Kreuzberger Bergmannstraße zur sogenannten Begegnungszone. Vor einer Woche hat die zweite Phase der Bürgerbeteiligung begonnen, und es gibt spürbaren Widerstand gegen das Projekt.

Drei Vorschläge für den gesamten Straßenabschnitt und drei Lösungen für die komplizierte Kreuzungssituation an der Ecke Zossener/Friesenstraße hat das Planungsbüro LK Argus vorgelegt, sie können im Netz bewertet und kommentiert werden. Bei allen überwiegt zahlenmäßig die Ablehnung, bei manchen mehr, bei manchen weniger. Am besten kommt noch ein Entwurf weg, bei dem die geradlinige Fahrbahn erhalten wird, aber alle Parkplätze zugunsten von Fahrrad-Abstellanlagen, Sitzbänken und Halteflächen für den Lieferverkehr wegfallen. Ganz und gar unbeliebt ist dagegen eine „Fahrbahnverschwenkung“, wie man sie auch in der bereits fertiggestellten ersten Begegnungszone in der Schöneberger Maaßenstraße besichtigen kann: ein von Pollern begrenztes Geschlängel.

Aber auch positive Stimmen gibt es: „Mehr Platz zum Laufen und Radfahren, zusätzliche Fahrradständer und Zebrastreifen, was will man mehr?!“, fragt einer. Auch bei der geschlossenen Bürgerwerkstatt, die am Dienstag vergangener Woche stattfand, sei „sehr konstruktiv“ gearbeitet worden, sagt Jan Korte, Projektmanager der Agentur „zebralog“, die den Dialog organisiert. „Natürlich gab es da auch kritische Kommentare“, so Korte zur taz. Das zum Teil in den Medien gezeichnete Bild generellen Widerstands sei aber falsch: „Den Entwürfen, über die jetzt diskutiert wird, liegen ja die Anforderungen zugrunde, die in der ersten Phase des Bürgerdialogs formuliert wurden. Da hatten die Bürger bereits sehr klargemacht, dass sie Handlungsbedarf sehen.“

Korte als Moderator des Prozesses sieht sich „auch als Anwalt der Bürger, die in den Medien eher nicht zu Wort kommen. Es kann nicht einfach der entscheiden, der die lauteste Stimme hat.“ Andererseits hält gerade ein Teil der Gewerbetreibenden herzlich wenig von den Plänen. Die Kunst wird darin bestehen, hier einen Ausgleich zu finden.

Entschleunigung wollen alle

Am kommenden Donnerstag wird ein erster Dialog zwischen Bezirksamt und Senat auf der einen Seite sowie Wirten und Ladeninhabern auf der anderen stattfinden. Letztere – oder zumindest eine größere Gruppe – haben bereits ein Minimum an gemeinsamen Forderungen erarbeitet, auf die sich alle einigen konnten. „Ja“ sagen sie zu entschleunigenden Maßnahmen wie Zebrastreifen und bauliche Querungshilfen für Fußgänger, zu mehr Grün und auch zu einer Parkraumbewirtschaftung. Eine Fahrbahnverengung, wie sie derzeit allen Entwürfen zugrunde liegt, wollen sie mehrheitlich nicht, genauso wenig wie die Abschaffung aller Parkplätze auf der Straße.

Stefan Neitzel, Geschäftsführer der „fahrradstation“, freut sich über diesen Kompromiss, auch wenn er ihm eigentlich noch nicht weit genug geht. Er hat einen eigenen Vorschlag ausgearbeitet: zwei von einer Ruhezone getrennte Fahrbahnen, eine für muskelbetriebene und eine für motorisierte Fahrzeuge. Dass Autos einen gewissen Raum in der Bergmannstraße brauchen, weiß der passionierte Radfahrer: „Die Anwohner müssen auch mal halten können, um ihren Großeinkauf abzuladen.“ Um die Parkplätze stark reduzieren zu können, schwebt ihm eine stärkere Nutzung der Tiefgarage unter dem „Gesundheitszentrum“ vor – die ist derzeit im Schnitt nur zu 20 Prozent ausgelastet.

Wer will das? Wer braucht das? Hat Berlin zu viel Geld?

Eine Bürgerin im Online-Dialog

Verkehrstechnisch kompliziert dürfte es an der Ecke Zossener/Friesenstraße werden. Hier schlägt LK Argus unter anderem einen Kreisverkehr unter Wegfall aller Ampeln vor. Das bremst wohl die von vielen kritisierten Raser auf dem Weg von der Gneisenaustraße zum Columbiadamm aus – aber entsteht so nicht ein Dauerstau? Die Alternative scheint eine noch komplexere Ampelanlage zu sein. Mit der Ursprungsidee der Begegnungszone, in der starre Regeln hinter die spontane Kommunikation der Verkehrsteilnehmer zurücktreten sollen, hätte das wenig zu tun.

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4 Kommentare

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  • U.a. wegen all dieser verschandelten Wohn- und Geschäftsstraßen sind wir seinerzeit von Köln hierher gezogen, und nun kommt die Provinzarchitektur uns hinterher.

  • Warum muss man da eigentlich so ein Riesending draus machen, wo sich alle Gemüter erhitzen und was total viel Geld kostet?

    Viel einfacher:

    Ein paar blaue Schilder und fertig ist der verkehrsberuhigte Bereich. Das reicht voll aus und ist längst überfällig.

    • @Konsumkillt:

      Wer fährt mit ein paar blauen Schildern Schrittgeschwindigkeit?

  • Der Link zu den Vorschlägen fehlt. Absichtlich oder einfach vergessen? http://www.begegnungszonen.berlin.de/