Beer will Bordelle für alle

Der Verteidigungsausschuss ist alarmiert, weil deutsche KFOR-Soldaten offenbar Sex mit Minderjährigen hatten. Grünen-Politikerin Beer: Prostitution legalisieren

BERLIN taz/afp ■ Sex steht nicht allzu oft auf der Tagesordnung des Deutschen Bundestages. Doch nun wird der Verteidigungsausschuss sich mit dem Sexleben deutscher Soldaten im Ausland auseinander setzen. Das kündigte der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Peter Zumkley, gestern an.

Aufgeschreckt durch einen Bericht des ARD-Magazins Weltspiegel, in dem ein ehemaliger KFOR-Soldat von seiner Beziehung zu einer minderjährigen Zwangsprostituierten in Makedonien berichtet hatte, soll der Ausschuss nun grundsätzlich das Thema „Sexualität bei Auslandseinsätzen“ erörtern. Der Soldat hatte angegeben, dass auch seine Kameraden Kunden des Bordells gewesen seien und die Vorgesetzten davon wussten.

Dies wäre kein Wunder, denn nach Angaben des Verteidigungsministeriums dürfen deutsche KFOR-Soldaten sich bei ihrem wöchentlich vierstündigen Ausgang nur in Kleingruppen und in Begleitung eines Vorgesetzten bewegen.

Stimmt der Bericht, wäre das Verteidigungsministerium in der Klemme: Wenn kein Vorgesetzter vom Treiben seiner Soldaten wusste, hätten die Offiziere eindeutig ihre Pflicht verletzt. Der Gedanke, dass Offiziere mit Soldaten ins Bordell ziehen und dort Dienste von Minderjährigen in Anspruch nehmen, ist auch nicht angenehmer. Sex mit Minderjährigen ist auch im Ausland strafbar.

Deshalb hat sich nun Verteidigungsminister Rudolf Scharping eingeschaltet: Sollten die Vorwürfe zutreffen, werde es sofort disziplinarische Maßnahmen geben, kündigte er an. „Wenn jemand, mit Verlaub, Scheiße baut, dann muss es umgehend Konsequenzen geben.“ Ob der Soldat, der sich im ARD-Beitrag geäußert hatte, belangt werden kann, ist zweifelhaft. Er hatte sich anonym geäußert. Auch die jugendliche Zeugin ist mittlerweile verschwunden.

Doch der Fall hat die Verteidigungsexperten alarmiert. Die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen, Angelika Beer, fordert nicht nur eine Aufklärung, sondern sorgt sich zudem um die „psychische Stabilität“ der deutschen Soldaten. Vom Verteidigungsminsterium forderte sie einen Bericht darüber, „inwieweit es bei Auslandseinsätzen Angebote für Soldaten gibt, Beziehungen aufzubauen und ihre Freizeit zu gestalten. Auch Möglichkeiten der legalen Prostitution sollten nicht außen vor bleiben“, sagte sie dem Kölner Express. OES