Bedrohung der Europa-Staatsministerin: Serbenführer Dodik muss die Folgen spüren
Die grüne Europa-Staatsministerin Lührmann wurde in Banja Luka physisch bedroht und zur Persona non grata erklärt. Darauf muss Europa reagieren.

S ich nur noch zu wundern in dieser Welt, ist ja seit einiger Zeit „normal“. Mit welcher Chuzpe der Serbenführer Milorad Dodik gegenüber der deutschen Staatsministerin für Europa, Anna Lührmann (Grüne), vorgegangen ist, macht aber doch wieder mal sprachlos.
Wenn dieser Herr über das von ihm dominierte Territorium in Bosnien und Herzegowina, die sogenannte Republika Srpska, Anna Lührmann aus Banja Luka rauswirft und sie sogar physisch bedrohen lässt, sie sogar zur Persona non grata erklärt, dann muss das weitere europäische Antworten nach sich ziehen.
Er hat ja gerade ein Einreiseverbot in Deutschland und Österreich erhalten. Er musste sogar aus Israel fliehen, obwohl er wie alle Rechtsradikalen versucht hat, sich auf einer Konferenz für die Opfer des Holocaust als prosemitisch einzuschleimen und als Opfer der bosnischen Muslime zu stilisieren.
Aber das hat nicht geklappt, denn historisch bewusste Juden wie der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy kennen die Lage in Bosnien. Und sie wissen, welche hunderttausendfachen Verbrechen die serbischen Nationalisten im Zuge der ethnischen Säuberungen an den Muslimen Bosniens 1992–95 begangen haben.
An Anna Lührmann ein Exempel statuieren
Dodik hofft, in dieser Welt der Trumps und Putins auf der richtigen Seite zu stehen – auf der Seite der Macht. Er hofft auf die Zerstörung und Demütigung Europas. An Anna Lührmann wollte er als Machist und Deutschenfeind ein Exempel statuieren. Mit der antideutschen Haltung will er anknüpfen an antideutsche Gefühle aus dem Zweiten Weltkrieg.
Der Sieg der multinationalen Partisanen am 6. April 1945 begründete das multinationale Sarajevo; der Angriff serbischer Truppen am 6. April 1992 war der Beginn der ethnisch begründeten Kriege im Nachkriegseuropa.
Die deutsche Ministerin hat aber richtigerweise auf die Brüchigkeit der Machtbasis von Milorad Dodik hingewiesen. Viele bosnische Serben haben die Nase voll und verlassen das Land. Allerdings nicht in Richtung Ungarn oder Russland, sondern Westeuropa, auch Deutschland.
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