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Beate ZschäpeNeue Attacke gegen alte Verteidiger

Erneut beklagt sich die Angeklagte im NSU-Prozess bei Gericht über Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm. Diese hätten sich „bewusst schädigend“ verhalten.

Werden von Zschäpe auch über Weihnachten nicht in Ruhe gelassen: Wolfgang Heer (v. l. n. r.), Anja Sturm und Wolfgang Stahl (Archivbild vom 9.12.). Foto: dpa

MÜNCHEN dpa | Mit einem dreiseitigen handgeschriebenen Brief hat sich die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe bei Gericht erneut über ihre drei Verteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm beschwert. Sie wirft dem Trio vor, ihr bewusst geschadet und ihren Wunsch nach einer Aussage im Münchner NSU-Prozess nicht respektiert zu haben. Heer, Stahl und Sturm wollten sich auf Anfrage nicht zu Zschäpes Schreiben äußern.

Zschäpe beschreibt darin die Reaktion ihrer drei Anwälte, als sie zum ersten Mal vorschlug, vor Gericht auszusagen und damit ihr jahrelanges Schweigen über die Serie der zehn NSU-Morde und ihr Untergrundleben mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zu brechen. Als Antwort darauf will sie gehört haben: „Sind Sie irre, Frau Zschäpe?“

Die drei Verteidiger hätten ihr dann auch mitgeteilt, dass sie „für eine solche Verteidigung [...] nicht zur Verfügung stünden“. Die Diskussion über ein Ende der Schweigestrategie hätten die Anwälte immer „im Keim erstickt“ und von „prozessualem Selbstmord“ gesprochen.

Als Zschäpe dann vor zwei Wochen tatsächlich ihr Schweigen brach, da hätten Heer, Stahl und Sturm fortwährend nonverbal in aller Öffentlichkeit gezeigt, was sie davon halten. Zschäpe klagt über „abfällige Gesten“, während ihr vierter Pflichtverteidiger Mathias Grasel ihre Aussage verlas. Tatsächlich war auch von der Zuschauerempore aus zu sehen, wie die drei Verteidiger immer wieder die Köpfe schüttelten. “Dieses Verhalten werte ich als bewusst schädigend“, schrieb Zschäpe.

Prozess wird am 12. Januar fortgesetzt

Im NSU-Prozess muss Beate Zschäpe sich seit Mai 2013 dem Vorwurf stellen, sie sei als Mitglied der „terroristischen Vereinigung NSU“ für die zehn Morde mitverantwortlich, die dem NSU zugeschrieben werden. Neun Opfer sollen aus rassistischen Gründen ermordet worden sein, das zehnte Opfer – eine Polizistin – aus Hass auf den Staat. Zschäpe ist die einzige Überlebende des NSU-Trios.

Ihr Streit mit Heer, Stahl und Sturm über ihr Aussageverhalten dauert schon mindestens ein halbes Jahr. Über einen erneuten Antrag Zschäpes auf Abberufung der drei Verteidiger hat das Gericht noch nicht entschieden. Auch über ihren Wunsch, stattdessen Grasels Kanzleipartner Hermann Borchert zum weiteren Pflichtverteidiger zu bestellen, gibt es noch keine Entscheidung. In ihrem Schreiben bat Zschäpe die Richter, ihre jetzt nachgereichten Gründe zu berücksichtigen.

Kurz vor der Weihnachtspause hatten sowohl Zschäpe als auch der wegen Beihilfe zum neunfachen Mord angeklagte Ralf Wohlleben ihr Schweigen gebrochen.

In ihrer verlesenen Aussage bestritt sie jede Beteiligung an den zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) und schob die Schuld allein ihren toten Freunden Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zu. Sie will nicht einmal Mitglied einer rechten Terrorgruppe gewesen sein.

Der NSU-Prozess geht planmäßig am 12. Januar weiter, mutmaßlich mit Nachfragen der Richter an beide Angeklagte. An Zschäpe hatten die Richter bereits zahlreiche Fragen gerichtet. Zschäpe-Verteidiger Grasel kündigte an, die Antworten schriftlich abzufassen und im Gericht zu verlesen.

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13 Kommentare

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  • "Weiß eigentlich jemand, ob von den ca. 80 Fragen ... auch welche waren, die sich auf die Missbrauchskriminalität bezogen ...?"

     

    Nein. Steht doch im von Ihnen verlinkten Spiegel-Artikel drin, dass und warum nicht.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Die Entscheidung, wegen der Pädokriminalität nicht weiter zu ermitteln, traf die zuständige Staatsanwalt vor drei Jahren.

      Richter Götzl hat seine 80 Fragen aber vor zwei Wochen an Frau Zschäpe, die Angeklagte gerichtet. Zwischenzeitlich ergaben sich aber noch mehr Hinweise auf die Verwicklung des NSU in Missbrauchsverbrechen. Außerdem muss man ja auch berücksichtigen, dass nur einem kleinen Teil der Menschen bekannt und bewusst ist, wie komplex und nachhaltig negativ Erfahrungen von sexualisierter Traumatisierung, die jemand in der Kindheit macht wirken. Es wird nur wenige Opfer geben, die wenn sie mit ihren Missbrauchserfahrungen konfrontiert werden, äußerlich ungerührt bleiben. Erst recht, wenn sie diese nicht aufgearbeitet haben. Und wenn es wie im Falle von Beate Zschäpe um Beteiligung an Serienmorden geht. Und das betrifft nicht "nur" die ermordeten Erwachsenen, sondern auch bislang unaufgeklärte Kindermorde, die im Umfeld der NSU geschehen sind.

  • Weiß eigentlich jemand, ob von den ca. 80 Fragen, die Richter Götzel Beate Zschäpe am 15.12. mündlich gestellt hat http://www.faz.net/aktuell/politik/nsu-prozess/fragen-an-beate-zschaepe-was-meinen-sie-genau-damit-13967803.html , auch welche waren, die sich auf die Missbrauchskriminalität bezogen, in die die Angeklagte und ihr Umfeld involviert waren ? Neben der menschenverachtenden Einstellung hatten zu mindestens Zschäpe, Böhnhardt und Tino Brandt noch etwas Wesentliches gemeinsam: ihren Hang zur Pädokriminalität. Beate Zschäpe hatte Kinderfolterdokumente ("Kinderpornografie") auf ihrem Rechner: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/kinderpornografie-staatsanwaltschaft-ermittelte-gegen-beate-zschaepe-a-882951.html . Gegen ihren toten Kumpan Uwe Böhnhardt wird wegen einer mutmaßlichen Verwicklung in die Ermordung eines Kindes ermittelt http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gegen-nsu-terrorist-uwe-boehnhardt-wird-wegen-kindermord-ermittelt-12995995.html . Tino Brandt, ein Weggefährte des NSU-Trios ist wie viele seines Schlages nicht nur Neonazi http://www.mdr.de/nachrichten/neonazi_tino_brandt100_zc-e9a9d57e_zs-6c4417e7.html

  • Nettes Ablenkungsmanöver! Frau Zschäpe braucht jetzt wohl unbedingt noch eine neue Verteidigung. Wer was Erhebliches vor Gericht zur Sache auszusagen hat, kann dies doch jederzeit auch gegen den Rat seiner Anwälte tun. Wenn die ihr tatsächlich so sehr geschadet haben, wie sie behauptet, warum hat sie sich dann trotzdem so lange an deren Rat gehalten? Ist das nicht reichlich gaga?

  • Ist den Anwälten etwa zu spät aufgefallen, dass Sie sich ihres Nachnamens wegen haben instrumentalisieren lassen ? Wäre ein Grund, die Mandantin bewusst zu schädigen. Die Auswahl der Verteidiger beweist die Durchtriebenheit der Zschäpe.

    • @lions:

      Sehr gut gesehen!

       

      Die Zschäpe ist so drauf.

  • Über ihre (Mit-)Schuld ist bislang noch nichts erwiesen oder widerlegt.

     

    Die bisherige Strategie, nichts zu sagen, sicher mit der Prozessstrategie von Sturm, Stahl und Heer abgestimmt.

     

    Allerdings kann eine Ageklagte nicht darauf hoffen, dass ein Urteil zu ihrer Gunsten gefällt werden kann. Sie kann halt keinerlei entlastenden Inhalte gegenüber dem Gericht äußern.

     

    Das Prozedere ist allerdings mehr als fragwürdig, diese Posse mit Verlesung und die Antworten nur auf schriftliche Fragen, OK, es ist zulässig, wirkt aber im Rahmen des seit fast zwei Jahren andauernden Prozesses eher danach, die Richter wie Ochsen am Nasenring durch den Gerichtssaal zu ziehen.

     

    Man möge sich daraus seine eigenen Schlüsse ziehen.

  • Dummheit und Frechheit sind kommunizierende Röhren. Diese Frau hält sich offensichtlich immer noch für das eigentliche Opfer.

    • @Trango:

      Ich fürchte, dass wenn Frau Schäpe den Mund aufmacht, die Aussagen nicht weit von jenen Dresdnern entfernt sind, die eine Mischung aus Dummheit, Borniertheit und einem grundlegenden Unwillen, sich mal mit der Welt außerhalb des eigenen Sprengels zu beschäftigen resultiert.

       

      Vielleicht wäre dann die Welt trotz der Abscheulichkeit der Verbrechen weniger durch die Schuld als durch die Rechtfertigung beleidigt. So wie seinerzeit dadurch, dass das Leben aus ganzen vier Basen besteht.