Beate Seel über die schwierigen Perspektiven für Syrien: Ein zerfallender Staat
Syrien, wo jahrzehntelang die Minderheit der Alawiten über die Mehrheit der Sunniten sowie die Kurden und andere Minderheiten herrschte, ist ein zerfallender Staat. Dieser Prozess findet nicht, wie häufig prognostiziert, unter religiösen oder ethnischen Vorzeichen statt, sondern entlang militärischer Frontlinien.
Eine politische Karte Syriens, die die jeweiligen Einflusszonen darstellt, gleicht fast einem Flickenteppich. Das Sagen in den einzelnen Machtbereichen hat, wer militärisch am stärksten ist: der Islamische Staat, gemäßigte oder islamistische Rebellengruppen, die Nusra-Front oder das Regime.
Hinzu kommt, dass Letzteres militärisch überfordert ist, wie die Eroberung der Provinzhauptstadt Idlib und jene von Tadmor/Palmyra, einer Hochburg des Regimes, gezeigt haben. Gekämpft wird zudem an vielen Fronten gleichzeitig, derzeit etwa bei Aleppo im Norden, in Zabadani im Westen sowie im Süden des Landes. Insofern ist Präsident Baschar al-Assad immer stärker auf die tatkräftige Unterstützung durch die libanesische Hisbollah und des Iran angewiesen –mit den entsprechenden politischen Implikationen.
Dies ist keine gute Perspektive. Erstens, weil lokale Machthaber gewillt sein könnten, ihr Territorium auch im Falle einer politischen Lösung und dem Abgang von Assad gegenüber Konkurrenten zu verteidigen. Ein Beispiel dafür ist Libyen, wo sich seit dem Sturz des ehemaligen Machthabers Muammar al-Gaddafi ehemalige Rebellengruppen untereinander bekämpfen.
Zweitens, weil die Konkurrenz zwischen dem schiitischen Iran und dem sunnitischen Saudi-Arabien vermutlich der Entwicklung ihren Stempel aufdrücken wird. Es sei denn, es kommt zu einer Einigung bei den Atomgesprächen mit dem Iran und dessen Regierung wird in regionale Verhandlungen eingebunden. Doch selbst eine solche Entwicklung wird sich nicht von heute auf morgen einstellen und sicher ist sie auch nicht. Der Krieg in Syrien kann noch lange dauern. Ausland
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