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Beamter tötet 16-JährigenDemo nach Polizei-Schüssen

In Dortmund protestieren rund 200 Menschen gegen Polizeigewalt. In der Stadt hatte ein Beamter einen bewaffneten 16-Jährigen erschossen.

Sechs Schüsse aus der Maschinenpistole: Der Einsatzort in Dortmund am Montag Foto: Markus Wüllner/dpa

Dortmund dpa/lnw | Nach dem Tod eines 16 Jahre alten Jugendlichen bei einem Polizeieinsatz haben am Dienstagabend bis zu 200 Menschen in Dortmund gegen Polizeigewalt demonstriert. Die Aktion sei emotional, aber friedlich verlaufen, teilte die Polizei am Abend mit. Etwa 150 bis 200 vor allem junge Menschen hätten teilgenommen.

Die Demonstration fand in der Nähe der Jugendhilfeeinrichtung statt, in der am Montag ein 16-Jähriger von einem Polizisten erschossen wurde. Einer der Betreuer hatte zuvor die Polizei gerufen, weil er den 16-Jährigen mit einem Messer sah. Er war erst vor kurzem in die Einrichtung gekommen.

Die Dortmunder Polizei berichtete, im Anschluss an die Demonstration am Mittwoch habe es einen Protestmarsch der Demonstranten zu einer nahe gelegenen Polizeiwache gegeben. Auch dort sei die Stimmung aufgewühlt, aber insgesamt friedlich gewesen.

Der Polizist, am Montag geschossen hatte, werde – wie in solchen Fällen üblich – als Beschuldigter geführt, sagte der zuständige Oberstaatsanwalt Carsten Dombert am Dienstag. Es gehe um den Anfangsverdacht der Körperverletzung mit Todesfolge.

Was der Jugendliche ursprünglich mit dem Messer vorhatte – ob er sich selbst oder auch andere verletzen wollte – war laut Staatsanwaltschaft zunächst noch unklar. Es stehe Suizidalität im Raum, sagte Dombert.

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5 Kommentare

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  • Ich kenne wirklich selbst Polizeigewalt. Doch es hilft nicht, wenn man hier ohne Kenntnis der Umstände kommentiert.







    Falls wirklich ein Angriff stattgefunden haben sollte (was ja noch völlig unklar ist), dann ist es vollkommen naiv zu verlangen, man könne sich gegen einen Messerangreifer, der wirklich angriffsbereit ist, wehren. Ein normaler Mann braucht keine Sekunde um aus dem Stand 5 Meter nach vorne laufen. Ein Messer ist eine Nahkampfwaffe, die mit Wucht geführt immer und im Zweifel lebensgefährlich verletzt (natürlich abhängig von Art und Größe). Das ist nicht wie in Film, wo man mit 2 Griffen den Angreifer entwaffnet.



    Was soll ein Gummiknüppel bewirken?







    Man kann dann auch nicht auf die Beine zielen. Wer das beurteilen will, sollte wirklich mal Schießtraining machen.



    Das sind Waffen, die haben, gerade in der Hektik der Situation eine unglaubliche Streuung. Selbst dann wenn sie treffen, halten sie nicht automatisch auf. Denn bei dem Kaliber 9x19 ist (bewusste Entscheidung) nicht die größte Mannstopwirkung gegeben.



    Wenn wirklich ein Angriff da ist, ist die einzige sinnvolle Verteidigung auf die größte Fläche zu zielen, das ist nunmal der Rumpfbereich.

    Auch Maschinenpistole heißt nicht per se Vollautomatik auf Knopfdruck Magazin leer schießen) sondern die ist idR auf Einzelschuss eingestellt. Auch 5 Schüsse können so in kurzer Zeit abgegeben werden. Auch sind diese eher unpräzise und für längere Distanzen geeignet.

    Zur Polizei gehen viele Leute, die gerne Gewalt ausüben und das dann mit Uniform und Korpsgeist im geschützt, formal legalen Rahmen tun können.



    Fakt ist auch, dass vielen Polizisten die geistig emotionale Reife fehlt und die Einsatzprozesse für derartige Extremsituationen oft fehlen bzw Situationen falsch beurteilt werden, was dann zu einer Eskalation der ohnehin eskalierten Situation führt.

    Ob dem aber wirklich so war, wissen wir alle nicht.



    Wollen wir nicht erst mal dem Opfer gedenken?

  • Der Polizist soll 5-6 Schüsse aus einer Maschinenpistole abegegeben haben. Das macht man eigentlich nur, wenn das eigene Leben bzw. das eines anderen massiv in Gefahr ist.

    • @Der Cleo Patra:

      Schutzschild+Gummiknüppel+Elektroschocker hätten bei dieser großen Überzahl doch allemal für einen Messerangriff gereicht. Vollkommen unverständlich, dass sich unsere hochausgebildete Ordnungsmacht derart behelfen muss!

    • @Der Cleo Patra:

      Das sollte niemals nötig sein wenn der andere "nur" ein Messer hat. Wären 1-2 Schüsse nicht genug gewesen um eine Person mit Messer ruhigzustellen?

      • @Lukas Gross:

        Sie schätzen die Wirkung von Messern deutlich falsch ein. Schießen ist die finale Maßnahme, wenn nichts mehr geht. 1-2 Schuss sind dabei nicht notwendigerweise "mannstoppend" - erst recht nicht, wenn die Person unter Drogen steht. Mit dem Vorschlag "Schutzschild+Gummiknüppel+Elektroschocker" schicken Sie Polizisten in einen Kampf Messer gegen Schlagstock. Bei jemanden, der aufgrund von Drogen- bzw. Alkohol kaum Schmerzen verspürt, ziehen sie mit dem Schlagstock bei einem Messerangriff garantiert den Kürzeren. Es ist nicht die Aufgabe von Polizisten sich auf potentiell tödliche Kämpfe einzulassen. Fraglich ist natürlich, ob die Maßnahme der "mannstoppenden Schüsse" gerechtfertigt war. Warten wir die Untersuchung ab.