Bayern spielt 0:0 gegen Bremen: Schuld ist nur Südafrika

Nach dem Remis gegen Bremen machen einige Bayern-Spieler immer noch die Strapazen der Weltmeisterschaft für ihre dürftigen Auftritte verantwortlich.

Ein Müller macht doch noch keinen Meister: Bayerns Nachwuchsstar Thomas Müller (re.) gegen Bremens Mikael Silvestre. Bild: dapd

Was es nicht alles hätte werden können: das 25. Bundesligator von Franck Ribery, das 100. Heimtor des FC Bayern gegen Bremen, das 150. Bundesligator gegen Werder oder zumindest der siebte Bayern-Sieg am Geburtstag von Kaiser Franz Beckenbauer. Doch es wurde: nichts. Nullnull hieß es am Ende im Nord-Süd-Gipfel Bayern gegen Bremen. Münchens Coach Louis van Gaal brummte: "Ich bin natürlich unzufrieden. Ein Klub wie der FC Bayern muss zu Hause immer gewinnen." Klassensprecher Philipp Lahm fasste die miese Stimmung beim Rekordmeister bündig zusammen: "Vier Punkte aus drei Spielen - das haben wir uns anders vorgestellt."

So sah das auch ein Teil der 69.000 Zuschauer. Vernehmbar taten nicht wenige Fans ihre Meinung kund - mit Pfiffen. Die Erwartungshaltung bei den Bayern ist ja von Haus aus nicht eben gering, doch in dieser Saison gilt nach dem fulminanten ersten Halbjahr das fast vollendete Triple als Maßstab. Davon ist der aktuelle FC Bayern recht weit weg. Die Abwehr wackelt, der Sturm trifft nicht, die WM-Helden wirken weder eingespielt noch frisch noch konzentriert. "Man kann schon sagen, dass einige geschlaucht sind", sagte Miroslav Klose zu den Nachwirkungen der Südafrika-Strapazen. Mitten in der Vorbereitung sei man noch, so Klose, körperlich nicht bei hundert Prozent. Lahm beklagte zu viele Fehler und Mangel an Rhythmus.

Trainer van Gaal muss sich schon seit Monaten mit diesem Ceterum censeo wiederholen, und auch der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge lässt keine Gelegenheit aus, auf die Terminplaner bei der Fifa zu schimpfen: "Es kann nicht sein, dass nach einer Weltmeisterschaft den Trainern zugemutet wird, dass drei Länderspiele stattfinden." Sportdirektor Christian Nerlinger kann die Leier allmählich nicht mehr hören: "Wir sollten endlich mal aufhören zurückzuschauen." Schließlich gibt es auch bei anderen Klubs Nationalspieler.

Bayern München: Butt - Lahm, van Buyten (73. Demichelis), Badstuber, Contento - van Bommel, Schweinsteiger - Müller, Klose (46. Kroos), Ribéry - Olic (78. Gomez)

Werder Bremen: Wiese - Fritz, Prödl, Pasanen, Silvestre - Bargfrede, Frings - Marin (85. Hugo Almeida), Wesley (69. Borowski), Hunt (90.+1 Jensen) - Arnautovic

Zuschauer: 69.000 (ausverkauft)

Chancen für ein torreiches Spiel hatte es ja zur Genüge gegeben. Dass dann überhaupt niemand traf, war zwar schade, führte aber letztlich zu einem gerechten Remis. Werder-Coach Thomas Schaaf meinte: "Das Ergebnis geht schon in Ordnung." Beide Mannschaften hätten die Entscheidung gesucht, man habe eine "interessante Partie" gesehen von zwei Teams, "die versucht haben, gut Fußball zu spielen". Fünfmal in Serie haben die Bremen nun in München nicht verloren - eine stolze Serie, die zuvor nur einer anderen Mannschaft gelungen war: der Werder-Truppe von Otto Rehhagel. "Wir hätten heute schon drei Punkte mitnehmen können", sagte Marko Marin nicht zu Unrecht, und selbst Thomas Schaaf fand: "Heute haben wir gut gespielt. Wir haben ja auch nen guten Kader."

Das kann Kollege van Gaal wohl auch von dem seinen behaupten, den er dann auch so weit wie möglich ausnutzte, indem er drei Einwechsler aufs Feld schickte: Toni Kroos, Martin Demichelis und auch Mario Gomez. Nur: Es traf halt keiner. Van Gaal analysierte angefressen: "In der zweiten Halbzeit hatten wir drei 100-Prozent-Karat-Torchancen und dann muss man ein Tor schießen. Dann gewinnt man. So einfach ist das. Es ist schade, dass ich das auch in diesem Jahr sagen muss. Letzte Saison musste ich das drei Monate lang sagen. Aber Torchancennutzen können wir nicht trainieren."

Während van Gaal sich mit den Problemen auf dem Platz beschäftigt, sitzen die Bayern-Bosse derzeit des Öfteren am Verhandlungstisch. Zweieinhalb Stunden lang traf man sich mit einer Delegation des niederländischen Fußballverbands, um die Causa Arjen Robben zu erörtern. Ergebnis: Fehlanzeige. Der Poker um eine Entschädigung für den verletzten Erfolgsgaranten geht weiter. Angeblich verlangen die Bayern 11.000 Euro für jeden Tag, den Robben fehlt. Auch in Sachen Vertragsverlängerung mit van Gaal gibt es offenbar noch keine Fortschritte.

Die fordert Christian Nerlinger nun von seiner Truppe: "Die Mannschaft ist noch nicht da, wo sie hinwill. Wir wollen uns steigern und werden uns steigern müssen." Am besten recht flott: Am Mittwoch beginnt für den FC Bayern die Champions League.

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