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Baumbesetzung in FlensburgHängematten im Bahnhofswald

Ein Wald am Flensburger Bahnhof soll für ein Parkhaus und ein Hotel plattgemacht werden. Aktivist*innen wollen das verhindern.

Gibt's jetzt auch in Flensburg: Baumbesetzungen wie diese im Dannenröder Wald Mitte September Foto: Andreas Arnold/dpa

Hamburg taz | Waldbesetzungen haben gerade Hochkonjunktur: Am Donnerstag überschlugen sich die Meldungen von Baumschützer*innen, die in die Äste geklettert sind, um Holzfällarbeiten zu behindern. Während am ersten Tag der Rodungssaison, dem 1. Oktober, im hessischen Dannenröder Wald schon Kettensägen angelegt wurden, ging es in Flensburg eher entspannt zu.

Dort hatten in der Nacht auf Donnerstag Umweltschützer*innen Hängematten in den Bahnhofswald gehängt und die Bäume für besetzt erklärt. Die Polizei verschaffte sich ein Bild von der Lage und zog am Mittag wieder von dannen.

Seit 2013 gibt in Flensburg den Plan, das Bahnhofsquartier dicht zu bebauen. Ein Sportplatz und ein Kulturverein mussten schon weichen, als nächstes soll der Bahnhofswald für ein Intercity-Hotel und ein Parkhaus weichen. Eine Bürgerinitiative wehrt sich dagegen und sammelt per Crowdfunding Geld für eine Normenkontrollklage. Aber weil so eine Klage eben dauert, haben aktionsorientiertere Flensburger*innen die Bäume schon mal besetzt.

„Wir verstehen nicht, wie man im Jahr 2020 einen Wald für ein Parkhaus plattmachen kann“, sagt Mike Waldmann von der Gruppe „Redd de Bahnhoffsbööm“. „Flensburg braucht weder mehr Parkplätze noch mehr Tourismus.“ Die Fixierung auf den Autoverkehr sei antiquiert und die Touri-Massen führten schon jetzt zu hohen Quadratmeterpreisen und einer aussterbenden Innenstadt.

Besetzer*innen wollen erstmal bleiben

Mit ihrer Besetzung solidarisieren sich die Flensburger*innen auch mit den Baumschützer*innen im Dannenröder Wald. Ihre Hängematten wollen sie erst mal hängen lassen, ein Baumhaus befinde sich gerade im Bau.

Die Ratsfraktion der Linken begrüßte die Besetzung. „Es kann nicht sein, dass den Profitinteressen von Investoren unsere Stadtentwicklung überlassen wird“, sagte deren Sprecher Luca Grimminger.

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3 Kommentare

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  • Wie antiquiert ist das denn bitte, wenn für Parkplätze und Hotels Bäume weichen müssen und im Jahre 2020 Naturareale und Ökosysteme vernichtet werden sollen?!🤔



    Was passiert hier eigentlich gerade? Habe Flensburg immer für etwas Besonderes gehalten, aber die vermeintlich prostädtischen Konzepte wie dieses oder das größenwahnsinnige Hafenprojekt ist nur zum Bereichern einiger Wenige und nicht für Ottonormalbürger. Mehr Touristen brauchen wir nicht, zusätzliche Autos und noch mehr Minijobs in Gastro- und Tourismusbranche sowieso nicht. Regelt bitte die Mietpreise, damit sich der Normalverdienende und die wirklich Schlechtgestellten das Wohnen hier leisten können. Ich würde lieber heute als morgen meine marode, leicht schimmelige Altbauwohnung verlassen, aber bezahlbare Alternativen sind rar.



    Flensburg sollte sich auf das besinnen, was es ist: eine liebenswerte, (noch!) sehr grüne Stadt, die lange eine gute, aber derzeit schwindende Lebensqualität geboten hat. Schade.

  • Ein Taxi oder freundschaftlicher Fahrdienst erlaubt es Fernreisenden, ohne eigenes Auto mühelos die DB zu benutzen.

    Ein Taxi oder Shuttledienst eines Hotels oder einer Pension erlaubt es jedem Bahnreisenden mühelos eine tolle Übernachtung in Flensburg zu haben.

    Noch Fragen? Einen Wald für so einen Humbug zu opfern ist jenseitig!

  • Schon wieder das Dilemma Naturschutz vs. Klimaschutz. Ein Parkhaus (immerhin deutlich Platzsparender als ein Parkplatz) am Bahnhof erlaubt den Bewohnern der nicht sonderlich großen Stadt Flensburg, Fernreisen mit der Bahn zu unternehmen und auch auf Teilstrecken die Bahn für den Weg zur Arbeit zu nutzen. Ein InterCity-Hotel erlaubt es, am Bahnhof komfortabel zu übernachten.