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Baskische Separatisten in SpanienETA erklärt ihre Selbstauflösung

853 Tötungen gehen auf das Konto der ETA. Nun soll endgültig Schluss mit dem Untergrundkampf sein. Der Gewalt hat die Organisation bereits 2011 abgeschworen.

Der Gewalt abgeschworen: Die baskische ETA (Archivbild aus dem Jahr 2011) Foto: ap

Madrid ap | Die baskische Separatistenorganisation hat nach jahrzehntelangem Untergrundkampf gegen die spanische Zentralregierung ihre Selbstauflösung bekanntgegeben. „Alle ihre Strukturen“ seien aufgelöst, teilte sie in einem Brief an baskische Institutionen und Verbände mit, der am Mittwoch von der spanischen Online-Zeitung eldiario.es veröffentlicht wurde. Die spanische Regierung kündigte an, Straftaten der Organisation weiter nachgehen zu wollen.

Gegründet wurde die ETA noch zu Zeiten der Franco-Diktatur. Erstes Aufsehen erregte sie 1973 mit dem Attentat auf den damaligen spanischen Ministerpräsidenten Luis Carrero Blanco, der von Diktator Francisco Franco zu seinem Nachfolger bestimmt worden war. In ihrem viele Jahrzehnte währenden Untergrundkampf für einen unabhängigen baskischen Staat in Nordspanien und Südfrankreich wurden seitdem 853 Menschen getötet, darunter Politiker, Polizisten, Geschäftsleute und Zivilisten, aber auch Kämpfer, die der Gruppe den Rücken zukehren wollten. 2011 erklärte sie den Verzicht auf den bewaffneten Kampf, vergangenes Jahr gab sie ihre Waffen ab.

Das Baskenland ist neben Katalonien die Region Spaniens, in der viele Menschen am lautstärksten eine Unabhängigkeit gefordert haben. In dem Brief schrieb die ETA, sie übernehme die Verantwortung für ihr Scheitern beim Versuch, den baskischen „politischen Konflikt“ mit Spanien und Frankreich zu lösen. Das Baskenland stehe nun vor einer neuen Möglichkeit, den Konflikt zu beenden und „eine gemeinsame Zukunft aufzubauen“. Datiert war der Begriff auf den 16. April – warum er erst zwei Wochen später publik wurde, war zunächst unklar.

Der spanische Innenminister Juan Ignacio Zoido versprach nach der Veröffentlichung des Briefes, dass die Ermittlungen zu ungelösten Straftaten, die der ETA zugeschrieben werden, fortgesetzt würden. Die Polizei werde „die Terroristen weiter verfolgen, wo immer sie auch sein mögen“, sagte er.

Familienmitglieder von Opfern der ETA waren nicht davon überzeugt, dass die Organisation ihre Gesinnung geändert habe. Die Angehörigen forderten mehr von der ETA, erklärte die Gruppe Covite, die die Opfer und ihre Familien repräsentiert. Maite Pagazaurtundúa, die Schwester des getöteten Polizisten Joseba Pagazaurtundúa, sagte, die Kämpfer hätten der Gewalt abgeschworen, nicht aber der Lügen.

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1 Kommentar

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  • Die ehemaligen Guerilla-Anführer werden sich in „das System“ integrieren. Sie werden versuchen, mit Politik zu erreichen, was sie mit Waffengewalt nicht erreichen konnten.

     

    Aber was ist mit den vielen einfachen Kämpfern, die bei den Guerillas nichts weiter gelernt haben, als töten, entführen und erpressen? Etliche werden abtauchen und einzeln oder in Gruppen als gewöhnliche Kriminelle das tun, was sie als „Befreier“ auch schon taten.

     

    Immerhin soll es anscheinend keine Amnestie für die verübten Verbrechen geben. Im Gegensatz zur FARC in Kolumbien, deren Verbrechen weitgehend ungesühnt bleiben werden!