Band Feine Sahne Fischfilet sagt Danke: Wurst für den Verfassungsschutz
Dem Verfassungsschutz passte die „antistaatliche Haltung“ der Band Feine Sahne Fischfilet nicht. Jetzt bedanken sich die Punks mit einem Präsentkorb.
Gute Nachrichten für den Verfassungsschutz, zumindest in Pommern und Mecklenburg: Es gibt doch noch junge Menschen, die ihre Arbeit wertzuschätzen wissen. So das Label Audiolith und die Punkband Feine Sahne Fischfilet (FSF), die bei der Hamburger Plattenfirma unter Vertrag ist.
Die reisten am Dienstag gemeinsam ins Ministerium nach Schwerin, mit einem Präsentkorb im Gepäck. Inhalt: Leberwurst, Kaffee, grüne Bohnen. „Die sollen dort nach all den Anstrengungen auch ein bisschen was zu knabbern haben“, sagt Artur Schock vom Label, der den Korb gemeinsam mit FSF-Sänger Monchi übergeben hat.
Die Band und das Label bedankten sich damit für die Umsonstpromo, die man ihnen im vom Innenminister Lorenz Caffier (CDU) geleiteten Amt erwiesen hatte: Wegen ihrer „explizit-antistaatlichen Haltung“ war die antifaschistische Band im Verfassungsschutzbericht Mecklenburg-Vorpommerns 2011 aufgetaucht.
Etliche Medien, darunter die taz, hatten in aller Ausführlichkeit berichtet, die zuvor recht unbekannte Band knackte mit dem Lied „Komplett im Arsch“ schnell die 100.000er-Marke bei YouTube. Die neue Platte „Scheitern und Verstehen“ muss schon nachgepresst werden. „Die Props für die Promo“, schreibt das Label, gingen somit völlig zu Recht nach Schwerin, wo Roland Vogler-Wander, ein Sprecher des Ministeriums für Inneres, den Schmaus in spe entgegennahm.
Dankeskarte und Schlüsselbund.
„Erst haben sie gesagt, sie könnten das Geschenk nicht annehmen, weil sie Beamte seien und das unter Bestechung fallen könnte“, sagt Schock. Der zuvor erworbene Präsentkorb war dann aber wohl doch zu verlockend. Zumal es eine Beigabe enthielt: Das aktuelle Antifaschistische Infoblatt, eine Dankeskarte und die neue Platte FSFs gab’s obendrauf. „Wir waren sehr überrascht, dass wir so freundlich empfangen wurden“, sagt Schock. Der Beamte habe ihnen erzählt, dass seine Tochter Fan der Band sei. „Da haben wir noch einen Audiolith-Schlüsselbund draufgelegt.“
So großzügig und warmherzig zeigten sich Band und Label, dass FSF sich berechtigte Hoffnung machen dürfen, auch im nächsten Verfassungsschutzbericht wieder auf vollen zwei Seiten gehypt zu werden. „Wir haben ihnen ja auch eine sehr nette, liebe Karte beigelegt“, sagt Schock.
Den neuen Kuschelkurs scheinen nur noch nicht alle AudiolitherInnen verinnerlicht zu haben: „Wir hoffen, dass das Präsent komplett und ungeschreddert beim Verfassungsschutz ankommt“, hieß es in einer Presseerklärung schroff. Und zum freundlichen Empfänger Vogler-Wander teilte man mit: „Den Namen von dem Kerl in der Mitte hat sich wirklich niemand notiert, sorry.“
Leser*innenkommentare
rappende-Schlapphütte
Gast
Das nenne ich Kultur;-)
Musik kann verschiedenartig verbinden.
Der Bewertungsmaßstab des deutschen Verfassungsschutz sollte einmal in den USA angelegt werden.
Der Bericht wäre wohl so dick wie ein gesamt Telefonbuch der USA.
Naja, inflationär, obsolezente Arbeit, irgendwas muss immer geschrieben werden.
Wer schreibt der bleibt, das tradierte Deutschland.
Nice
Gast
Hier ist es einfach nur lustig und man möchte der Band direkt zurufen: "Leute macht genau da weiter!"
Andererseits zeigt das auch, mit Hinblick auf all die bisher unbekannten Nazi-Bands und Organisationen, dass natürlich auch diese durch die Erwähnung im Verfassungsschutzbericht unnötig Bekanntheit erlangen, welche ihnen andernfalls niemals zukommen würde.
Oder anders: Über alles und jeden Schei*** zu berichten, sollte wohl überlegt sein,.... übrigens auch in dieser Zeitung!
vic
Gast
Keine Sorge, da wird nichts geschreddert- ist ja linksverdächtig.
Vorm Bespitzeltwerden schützt die freundliche Geste jedoch nicht, fürchte ich.