piwik no script img

Bahnprojekt Stuttgart 21Na denn Protest!

Die Gegner des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 kündigen neue Demonstrationen an. Potenzial für eine Eskalation der Gewalt sehen die Protestler aber nicht.

Sommer des Protest: Das Aktionsbündnis gegen den Bahnhofsbau kündigt neue Demonstrationen an. Bild: dpa

STUTTGART taz | Der Stadt Stuttgart steht ein neuer Protestsommer bevor. Nachdem die Deutsche Bahn am Freitag einen Weiterbau von Stuttgart 21 angekündigt hat, kündigte auch die S-21-Bewegung neue Proteste gegen den Tiefbahnhof an. „Je mehr die Bahn baut, umso mehr Proteste wird sie auch ernten“, sagte der Sprecher der sogenannten aktiven Parkschützer, Matthias von Herrmann, nach der Sitzung des S-21-Lenkungskreises. „Die Reaktion der Bürger in Stuttgart ist absehbar.“

Zuletzt waren es vor allem die aktiven Parkschützer, die den Protest aufrechterhalten haben. Auch die Montagsdemonstrationen des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 waren fortgesetzt worden. Doch insgesamt gab es in der Stadt eine eher abwartende Haltung, wie es unter Grün-Rot weitergeht. „Jetzt braucht es aber wieder die Bürger“, sagte Hannes Rockenbauch vom Aktionsbündnis. Der politische Preis für einen Weiterbau müsse hochgetrieben werden.

Rockenbauch bezweifelt jedoch, ob die Deutsche Bahn sich wirklich traue, in der jetzigen Situation Öl ins Feuer zu gießen. Er sprach von einem „Pokerspiel“, das die Bahn betreibe. Das Aktionsbündnis will über das weitere Vorgehen beraten.

Bereits jetzt kommen Erinnerungen an den vergangenen Sommer auf, als der Protest gegen das Bahnprojekt hochkochte. Eine erneute Eskalation mit der Stuttgarter Polizei erwartet Rockenbauch jedoch nicht. „Die Stuttgarter Polizei macht das sehr professionell“, sagte Rockenbauch. „Außerdem gibt es kein politisches Interesse mehr an einer erneuten Eskalation.“

Dem schließt sich das von der SPD geführte Innenministerium an. Ein Ministeriumssprecher sprach gegenüber der taz von einer "abwartenden Haltung". "Wir können noch nicht abschätzen, wie sich das entwickelt."

Genauso hält sich die Protestbewegung mit Kritik an der grün-roten Landesregierung zurück, auch wenn die den Weiterbau vorerst nicht verhindern konnte. "Wir begrüßen es, dass sich die Landesregierung nicht erpressen lässt", sagte von Herrmann. Die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender sagte, dass es für Kritik noch verfrüht wäre. "Was ich aber von der Landesregierung erwarte, ist, dass sie jetzt standhaft bleibt, sich nicht beeindrucken lässt und weiter für einen Baustopp verhandelt."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • BW
    beate würtele

    von der taz hätte ich etwas mehr hintergrundarbeit erwartet.

    ich bin froh, daß sich die grünen von grube nicht erpressen ließen.

    wir können den im geheimen gemachten stresstest doch nicht einfach akzeptieren!!!

    seit wann sind erpressungen eigentlich legal ?

    denkmäler abreißen legal ?

    mineralquellen gefährden ...

  • W
    wolwul

    Wer Wind säht wird Sturm ernten. Insofern soll dieser Grube ruhig den Schlichtungsspruch ignorieren. Umso wahrscheinlicher ist es, dass die wackeren Schwaben dafür sorgen, dass Stuttgart21 nicht gebaut wird.

  • R
    rheinelbe

    Die Grünen brechen doch gerne mal Versprechungen,

    wenn die Stimmen eingefangen sind.

    Das hat dort Tradition.

     

    Schließlich versucht man, möglichst unauffällig durch Hintertürchen zu verschwinden.

    Darauf ist Verlass.

     

    Da wird ein durchsichtiges Pöstchen-Spielchen mit uns Bürgern getrieben. Auf die Macht und das Geld kommt es den Grünen an - ganz klar. Hier kann man kein Vertrauen fassen (Vorsicht Wendehälse!).

  • WC
    Wolfgang Claar

    Liebe Taz,

    Sie dürfen nicht so dumm daherschreiben wie die stuttgarter Zeitungen.Das war keine "erste Niederlage", sondern eine wirkungsvolle Backpfeife ins Gesicht des schlechtesten Automanagers Deutschlands. "Käsch in se däsch" hat diesmal nicht funktioniert

  • KH
    Karin Haertel

    Wurde diese Regierung nicht deshalb gewaehlt weil sie ihren Waehlern das Nein zz Stuttgart21 vesprochen hatte? Spaetesten jetzt sollte jedem Waehler klar sein, dass Versprechungen nur aus Machtgeilheit gemacht werden und man hinterher kleinlaut den Schwanz einzeht. Moegen sich die Berliner im Herbst daran erinnern, wenn sie zur Wahl gebeten weeden und nicht wieder auf das Suessholzgeraspel zu BBI u.a. hereinfallen.

  • V
    vic

    Ich habe nie geglaubt, dass der Tiefbahnhof mit Schwarz-Gelb stirbt; das Projekt war längst fixiert.

    Trotzdem kann ich ohne CDU leichter atmen.

  • MS
    Manu Stegele

    Als Schwäbin hätte ich wirklich kein Verständnis dafür gehabt, wenn die neue Landesregierung Grube die Kohle für die kaputten Klimaanlagen in den ICEs nachgeschmissen hätte. Soll Grube mal lieber Ramsi anpumpen. Den Baustopp machen wir auf der Straße für lau. Damit dürfte die unsägliche Bahnprivatisierung in weite Ferne rücken.

    Ich habe das Gefühl, uns steht ein schöner Demosommer bevor. Was für ein Abenteuer, Mrs. D!