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Bahn muss Bahnhöfe nachrüstenHallo? Verspätungen? Ansagen, bitte!

Egal wie klein der Bahnhof ist, Wartende müssen über Ausfälle und Verspätungen „aktiv“ informiert werden, urteilt ein Gericht in Köln. Die Bahn muss jetzt nachrüsten.

Solche elektronischen Anzeigen gibt es nicht an jedem Bahnsteig. Bild: dpa

ESSEN/KÖLN dpa | Die Bahn muss 1.900 ihrer bundesweit 5.500 Bahnhöfe und Haltepunkte mit elektronischen Hinweistafeln oder Lautsprecheranlagen nachrüsten. Dies geht aus einem Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts hervor, das das Eisenbahnbundesamt als staatliche Aufsichtsbehörde gegen die Bahn AG erstritten hat.

Ein Sprecher der Deutsche Bahn AG bestätigte einen entsprechenden Bericht der Zeitungen der WAZ-Mediengruppe. Das Gericht und das Amt waren zunächst nicht zu erreichen.

Laut Urteil (Az.: 18 K 4907/11) ist die Bahn verpflichtet, auf allen Bahnhöfen und selbst auf Kleinststationen wartende Fahrgäste über Zugausfälle und Verspätungen „aktiv“ zu informieren. Es reiche nicht aus, wenn Plakate auf Nummern von Info-Telefonen hinweisen würden.

Nach Angaben eines Sprechers will das Staatsunternehmen der Gerichtsentscheidung im Wesentlichen folgen. Nicht akzeptieren will die Bahn allerdings die Forderung, auch Haltepunkte mit weniger als 100 Ein- und Aussteigern am Tag nachzurüsten. Dagegen will sie juristisch in die nächste Instanz gehen.

Bahn will Urteil prüfen

Die Deutsche Bahn strebe eine zweitinstanzliche Klärung darüber an, ob eine Ausstattung mit den sogenannten Schriftanzeigern mit integriertem Lautsprecher wirtschaftlich angemessen sei, sagte der Sprecher der dpa. Dies betreffe aber nur einen „Bruchteil“ der 1.900 Stationen und Haltepunkte. Solche sehr kleinen Stationen gebe es etwa in Nordrhein-Westfalen nicht. Dort plane die Bahn entsprechend die Ausstattung aller rund 650 Bahnhöfe und Haltepunkte mit solchen Geräten.

Wie die WAZ-Zeitungen weiter berichteten, war die fehlende Ausstattung der Bahnhöfe und Haltepunkte mit Informationssystemen dem Eisenbahnbundesamt bei der Überprüfung von zwei Stationen in Schleswig-Holstein aufgefallen.

Bundesweite Prüfungen ergaben dann, dass dies tatsächlich auf einem Drittel aller Bahnhöfe der Fall ist. Zunächst hatte sich die Bahn geweigert, einer entsprechenden Weisung des Bundesamtes nachzukommen, das dann geklagt hat.

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10 Kommentare

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  • B
    Bahnschnecke

    Für das unsägliche Milliardengrab S21 bräuchte man auch eine Durchsage, die sagt einem dann wie viele Jahre Bauverzögerung es noch gibt und wieviele Milliaren es nochmals teurer wird.

     

    Das gleiche gilt für die U-Strab-Katastrophe in Karlsruhe.

  • T
    tazleser_by

    Also, ich weiß ja nicht, was zwischendurch passiert ist, da ich seit 15 Jahren mangels Anschluß so gut wie nicht mehr Bahn fahre, aber ich kann mich an vor 25Jahren erinnern, als es noch keine tollen Displays gab, aber an unserem kleinen Dorf S-Bahnhof mit nur einem Gleis, 30km außerhalb von München, jede noch so kleine Verspätung durchgesagt wurde.

     

    Simple Lautsprecher sind wirklich kein Aufwand. Aber halt, da müsste man ja Menschen für die Durchsage einstellen, die man vorher wegrationiert hat.

  • MO
    Mark Obrembalski

    In einem Punkt ist die Meldung falsch: Wie man aus dem Urteilstext unter

     

    http://www.justiz.nrw.de/nrwe/ovgs/vg_koeln/j2013/18_K_4907_11urteil20130118.html

     

    erkennen kann, hat nicht das EBA gegen die Bahn, sondern die Bahn gegen das EBA geklagt. Und ich hatte mich schon gewundert, warum hier eine Behörde klagen muss, um ihre Verwaltungsakte durchzusetzen...

  • AL
    Auf'm Land

    Jetzt fehlt nur noch ein Urteil, das die Information über Anzeigetafeln und/oder Lautsprecher ab spätestens 10 Minuten Verspätung vorschreibt. An unserem Haltepunkt auf dem Land (deutlich über 100 Reisende pro Tag)gibt es Lautsprecher, aus denen früher bei Verspätungen/Zugausfällen gelegentlich mal Infos an die Fahrgäste geknarzt wurden. Seit vor ca. einem Jahr elektronische Anzeigetafeln installiert wurden (die dauerhaft ausser Betrieb sind)schweigen auch die Lautsprecher.

  • A
    Arne

    Verstehe ich nicht ganz. Der Betrieb von den Bahnhöfen ist doch woanders ausgelagert worden und nicht mehr bei der Deutschen Bahn AG direkt.

    Was ist denn mit den ganzen Bahnhöfen, die die DB überhaupt nicht mehr anfährt, sondern nur noch von Westfalenbahn, Eurobahn, Nordwestbahn etc. angefahren werden?

  • V
    vic

    sänk ju for wäiting for träwweling wis se deutsche bahn ag.

    coming soon, maybe.

  • E
    ex-Bahn"Card" "Customer"

    Die Möglichkeiten aktuelle, korrekte und vollständige Informationen in den Zügen zu erhalten, sind ebenfalls mangelhaft. Zudem gibt es in den meisten Zügen keine Möglichkeit schnell eine Fahrkarte zu kaufen. Stattdessen wird man von den Bahn-"Beamten" wie ein Krimineller behandelt, sollte man keinen Fahr-"Ausweis" vorlegen können und zahlt "Strafe". Wer regelmäßig lange Strecken fährt und mehrmal umsteigen muss, wird das Problem kennen. Die ständige Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn erschwert die Situation. Abhilfe wäre durchaus möglich.

     

    Absolut ekelhaft ist es, wenn man für länge Zeit auf einem Bahnsteig warten muss. Dafür sorgen die Raucherzonen auf den Bahnsteigen und zudem jene rücksichtslosen Raucher, die sich selbst darum einen Dreck kümmern - ganz wie die Deutsche Bahn.

  • K
    keks

    Das Urteil ist ja schön und gut.

    Interessant ist allerdings, dass die Bahn auch an Bahnhöfen mit solchen elektronischen Anzeigetafeln nicht über Verspätungen oder Zugausfälle informiert.

    Ich fahre täglich eine kurze Strecke innerhalb Stuttgarts (3 Stationen, dann muss ich schon raus). Die SSB (Stuttgarter Straßenbahn) bringt mich zuvor ohne größere Vorfälle bis zur S-Bahn. Wenn bei der SSB mal eine U-Bahn ausfällt oder zu spät kommt, kommt entweder eine entsprechende Anzeige oder Durchsage. Und das nicht 10 Minuten nach Ausfall, sondern rechtzeitig (sodass man notfalls auf andere Verkehrsmittel wie Bus oder Taxi ausweichen könnte - oder sich eben noch was beim Bäcker holt :P ).

    Die Bahn schafft es jedoch nie - NIE - ihre wartenden Fahrgäste über Verspätungen oder Ausfälle zu informieren. Warum? Die Anzeigetafel ist da und zeigt auch immer brav an, dass der Zug gleich kommt. Nicht in 10 min, nicht in 5 min. Nein, gleich. Er ist praktisch schon da.

    Zuletzt haben mehr als 100 Menschen in einer Eiseskälte und ohne Windschutz mehr als 45 min lang diese "die Bahn kommt gerade reingefahren"-Anzeige anstarren müssen. Blöd, dass sie dann komplett ausfiel, als die Bahn sich endlich dazu bequemte, eine Durchsage zu machen. Die Berufspendler, die daraufhin zu spät zur Arbeit kamen, sind ihr sicher dankbar.

    Die ganzen Anzeigetafeln müssen eigentlich gar nicht sein. Es würde schon reichen, wenn per Lautsprecher die Info käme, dass eine Bahn ausfällt oder eben später kommt.

    In der Stuttgarter Station Stadtmitte machen die das jetzt für jede S-Bahn, die auch nur 5 min später kommt. (Allerdings auch erst seitdem der verglaste Mitarbeiter-Raum in diesem Bahnhof von aufgebrachten Wartenden fast eingeschlagen wurde. Nach 2,5 h Wartezeit ohne Durchsagen waren auch die Geduldigsten mit ihren Nerven am Ende.

  • AD
    Aktiv denken ist besser !

    Es sind sowieso nur "Linksradikale" die fordern könnten,

    dass die Verkehrsmeldungen im Rundfunk nicht nur den Autoverkehr betrachten.

     

    "Grüne" hingegen träumen vom Elektrosmart,

     

    und so bestimmt das Bewußtsein das Sein, zumindest in der öffentlichen, medialen Wahrnehumg.

  • P
    Peter

    Mehrere Millionen Euro ausgaben für Haltestellen an denen jeden Tag nur eine Hand voll Leute einsteigen. Dieses Geld könnte man auch besser einsetzen. In Zeiten in denen Handys und Smartphones flächendeckend zur Verfügung stehen, sollte man sich darüber gedanken machen ob man wirklich an jeder einer Wald- und Wiesen-Station so einen Stromverschwender aufstellen muss.

     

    In manchen Punkten leisten wir uns einen sehr hohen Standard im Bahnverkehr der schlicht unnötig übertrieben ist. Kein Wunder das man über hohe Ticketpreise und hoher Trassen- und Stationsgebühren klagt. Irgendjemand muss diese Luxusartikel ja auch zahlen. Am Ende zählt das der Zug sicher, sauber und pünktlich fährt. Und erst wenn es dort klappt, sollte man beginnen darüber nachzudenken was man sonst noch für Schnickschnack dazupackt.