BVG-Werbung fürs Masketragen: „Du machst dit supa mit der Maske“
In den Berliner U-Bahnhöfen gibt es nun lustige Durchsagen, die einen an das Maskentragen erinnern. Bei ein paar Leuten kann das was bringen.
Sie sind in der Minderheit, gefühlt werden sie immer weniger, aber man sieht sie doch noch: Menschen, die trotz Hunderter Covid-19-Toter jeden Tag und konstant hoher Infektionszahlen in den öffentlichen Verkehrsmitteln keinen Mund-Nasen-Schutz tragen.
Andere tragen ihn lässig unter dem Kinn oder unter der Nase – und das ist wahrscheinlich noch ignoranter, weil sie offensichtlich eine Maske dabeihaben, aber diese demonstrativ nicht so aufsetzen, dass sie andere schützt.
Die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) hat sich jetzt etwas Neues ausgedacht, um ihre Fahrgäste dazu zu bringen, Rücksicht zu nehmen. Zusätzlich zu den Schwerpunktkontrollen, die BVG-Mitarbeiter*innen mit der Polizei durchführen, schallen seit Montag Aufnahmen von Berliner*innen aus den Lautsprechern der U-Bahnhöfe. Es sprechen alte und junge Menschen, mal lässig, wie es nur Jugendliche können, mal mit Dialekt, mal unverblümt und anklagend. Aber immer: authentisch.
Zum Beispiel die Stimme von Karl: „Jo, Leute. Ich bin Karl. Ich bin 16 und ich komme aus Lichtenberg. Ähm, ja, ich fänd’s irgendwie ganz cool, wenn du ne Maske aufsetzt, so. Wollte ich nur mal sagen“, sagt er. Oder Bine: „Du machst dit supa mit der Maske. Wenn de die jetzt noch üban Zinken ziehst, krieg ick mich nicht mehr ein vor Freude.“
Wer die Durchsagen zum ersten Mal hört, könnte fast denken, da hätte jemand das Mikro gekapert. Aber dann kann einem einfallen, dass die PR- und Social-Media-Abteilung der BVG bekannt ist für ihre originelle Werbung.
Die Deutsche Bahn hingegen geht einen anderen, härteren Weg: Im Dezember kontrollieren Bundespolizei und DB-Mitarbeiter*innen die Einhaltung der Maskenpflicht in bis zu 50 Prozent der Fernverkehrszüge. Angesichts von Fahrgästen, die gewalttätig werden, wenn sie auf die Maskenpflicht hingewiesen werden, scheint die Anwesenheit von Polizist*innen angemessen. Maskenverweigerer lassen sich oft nicht von freundlichen Appellen des Personals umstimmen – und von charmanten Durchsagen wahrscheinlich auch nicht.
Aber diejenigen, die eigentlich wissen, dass sie eine Maske tragen sollten, sie aber unter die Nase ziehen, weil es anders ein bisschen unbequem ist, werden sich hoffentlich schämen, wenn Bine sich über sie lustig macht und ihre Maske danach richtig aufsetzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren